Im verwunschenen Sternwartepark

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 16.11.2020 - 10:44
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Hier darf das Laub auf den Wegen liegen bleiben © Michaela Tebaldi

Der Sternwartepark liegt im 18. Wiener Gemeindebezirk, in Währing. Hier mangelt es keineswegs an großen und kleinen Parks und anderen Grünflächen. Trotzdem ist der Sternwartepark nicht mit dem nahe gelegenen, gepflegten Türkenschanzpark, der im englischen Landschaftsstil gestaltet ist, oder dem Währinger Park, einer gepflegten Grünfläche mit Spiel- und Sportmöglichkeiten, zu vergleichen. Im Sternwartepark darf die Natur weitgehend so wachsen, wie es ihr beliebt. Es gibt einen ausgewiesenen Hauptweg, aber auch zahlreiche kleine Nebenwege – diese sind allerdings „auf eigene Gefahr“ zu betreten. 

Größte Sternwarte der Welt

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Die Universitätssternwarte wurde von Kaiser Franz Josef I. persönlich eröffnet © Michaela Tebaldi

In der Mitte des 60.000 m2 großen Parks liegt die Universitätssternwarte Wien. Ein Ziegelbau, der sich farblich schön von seiner grünen Umgebung abhebt. Das Gebäude ist übrigens mehr als 135 Jahre alt und die größte baulich geschlossene Sternwarte der Welt. Errichtet wurde das Gebäude mit kreuzförmigem Grundriss von den Architekten Hermann Helmer und Ferdinand Fellner auf der damals noch wenig bebauten Türkenschanze. Kaiser Franz Josef I eröffnete die Sternwarte 1883 sogar persönlich.

Auch heute noch wird an der Sternwarte astronomische und astrophysikalische Forschung betrieben. Doch zum Glück ist das Gebäude heute nicht mehr nur den Wissenschaftern vorbehalten. Zu bestimmten Terminen finden hier auch Führungen statt, die auf der Homepage der Sternwarte angekündigt werden. Über das Gelände verstreut findet man auch kleinere Gebäude, die allerdings teilweise einen etwas verfallenen Eindruck machen. Der Park rund um die Sternwarte ist immer an Werktagen für Spaziergänger und Entdecker geöffnet.
 

Naturdenkmal und Artenparadies

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Totholz ist ein wertvoller Lebensraum für unzählige Tierarten © Michaela Tebaldi

Der Park ist heute ein Naturdenkmal, Spielplatz oder Fußballkäfig sucht man hier vergebens. Dafür trifft man auf Bienenstöcke und Vogelhäuschen. In den 130 Jahren seit seiner Gründung hatte der Sternwartepark Zeit, sich zu einem wahren Artenparadies zu entwickeln. So findet man auf dem Gelände z.B. den EU-weit geschützten Hirschkäfer, aber auch den Weißen Waldportier, einen Tagfalter, oder den Mittelspecht, einen recht seltenen Buntspecht. 

Der Baumbestand ist zu einem Wald geworden, der sich auf natürliche Art und Weise verjüngt und einen hohen Anteil an Tot- und Altholz aufweist. Viele Tiere und Pflanzen haben sich hier ihren Lebensraum erobert und werden nicht durch Rasenmäher, Unkraut jäten oder Laubrechen gestört. Die Natur richtet sich ihre Ordnung hier selbst. Deshalb sollte man als Besucher auch vorsichtig auf den großen und vor allem kleinen Wegen gehen, leise, mit offen Augen und Ohren.