Sankt Marxer Friedhof: ein Juwel des Biedermeier

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 24.11.2020 - 10:51
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Heute steht der Biedermeierfriedhof unter Denkmalschutz © Michaela Tebaldi

Wäre nicht das Rauschen der Tangente, die ganz nahe über dem St. Marxer Friedhof vorbeiführt, dann würde man meinen, die Zeit steht still. Hohe Bäume, alte – meist etwas schiefe – Grabsteine und raschelndes Herbstlaub empfangen uns beim Besuch des Friedhofes. 

Ein Kommunalfriedhof aus hygienischen Gründen

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Friedhof St. Marx © Michaela Tebaldi

Genau 90 Jahre lang diente das 60.000 m2 große Areal als Begräbnisstätte. Zwischen 1784 und 1874 war der St. Marxer Friedhof einer von mehreren „communalen Leichenhöfen“ außerhalb des Linienwalls. Die Errichtung dieser Kommunalfriedhöfe außerhalb der Stadt war aus hygienischen Gründen dringend notwendig geworden. Die Initiative ging auf Kaiser Joseph II zurück, der mit einer Seuchen- und Hygieneverordnung die innerstädtischen Friedhöfe (mit wenigen Außnahmen) schließen ließ und Begräbnisse außerhalb des Linienwalls verlegen ließ.  So entstanden der Sankt Marxer Friedhof, der Hundsturmer Friedhof, der Matzleinsdorfer Friedhof, der Währinger Friedhof und der Schmelzer Friedhof.

Mozarts (vor)letzte Ruhestätte

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Der St. Marxer Friedhof im Herbstlicht © Michaela Tebaldi

Heute liegt der St. Marxer Friedhof  im 3. Wiener Gemeindebezirk. Er steht unter Denkmalschutz und fungiert nur mehr Gedenkstätte. Der 1874 eröffnete Wiener Zentralfriedhof war groß genug für sämtliche Bestattungen, warum man die Begräbnisse auf den Kummunalfriedhöfen eingestellt hat. 
Der St. Marxer Friedhof war somit sich selbst überlassen und verfiel in einen Dornröschenschlaf. Erst in den 30-er Jahren des 20. Jh. wurde er wieder instand gesetzt und 1937 als eine Verbindung von Friedhof und Parkanlage geöffnet.
Wenn Sie durch den Friedhofspark schlendern, entdecken Sie vielleicht den Grabstein von berühmten Persönlichkeiten. Allen voran ist hier Wolfgang Amadeus Mozart zu nennen, der  1791 hier begraben wurde. Wie viele andere seiner Zeitgenossen, die hier bestattet waren, ist auch er später auf den Zentralfriedhof verlegt worden, wo er ein Ehrengrab erhalten hat.