Von Faschings- und Hochzeitsbräuchen

Ein Artikel von Michaela Tebaldi/CzechTourism | 05.02.2021 - 10:14
Braten_Cz.jpg

Gefüllter Schweinebauch wird traditionell in der Faschingszeit gegessen © CzechTourism

Früher war es Brauch, dass in der Faschingszeit viele Hochzeiten und Schlachtfeste abgehalten wurden. Diese Tradition lässt sich ganz leicht erklären. In der Faschingszeit, die nach den Hl. 3 Königen am 6. Jänner beginnt und bis zum Faschingsdienstag andauert, ging den Bauern oft das Futter für das Vieh aus. Daher wurden die Tiere geschlachtet und nur das Zuchtvieh behalten.
Am letzten Donnerstag vor dem Ende der Faschingszeit, am sogenannten „Schmotzigen Donnerstag“, dem letzten Back- und Schlachttag vor der Fastenzeit, wurde zum letzten Mal so richtig geschlemmt. Da zu der Zeit Fleisch zur Genüge da war, wurde das Schlachtfest gerne mit einer Hochzeit verbunden.
Eine Prager Spezialität, die zu solchen Anlässen eine lange Tradition hat, ist eine gefüllte Kalbsbrust. Im Laufe der Jahre – nicht zuletzt weil Kalbfleisch rar und teuer war – wurde das Gericht etwas umgewandelt und das Kalbfleisch durch Bauchfleisch vom Schwein ersetzt. Auch wenn diese Spezialität ausreichend Kalorien besitzt, kommt es in der kalten Jahreszeit und vor der Fastenzeit genau richtig.

Gefüllter Schweinebauch

Zutaten:
• Schweinslenden vom Knochen (8 Rippchen)
• 3 Zwiebeln
• 80 g Butter
• 1 Knoblauchzehe
• Salz
• Kümmel

Füllung:
• 40 g Butter
• 1 Zwiebel
• 200 g Prager Schinken
• 50 g tiefgefüllte Erbsen
• 4 Eier
• Salz

Kohlgemüse:
• ein halber Kohlkopf
• 50 g Butter
• 5 Knoblauchzehen
• 2 Handvoll Grammeln

Erdäpfelpuffer:
• 800 g gekochte, geschälte Erdäpfel
• 200 g griffiges Mehl
• 2 Eier
• Salz
• Schmalz oder Öl zum Braten

Zubereitung:
1. In den geputzten Schweinebauch eine Tasche schneiden und das Fleisch mit einem Knoblauch-Salz-Gemisch bestreichen. Mit Kümmel würzen. Anschließend Zwiebel klein würfeln und mit Schinken anrösten. Mit Erbsen und Ei vermischen. Gut  salzen. Diese Mischung in die Fleischtasche füllen. 

2. Zwiebel keilförmig schneiden und in die Backform legen. Darauf das Schweinefleisch legen und darauf die Butter verteilen. Im Backrohr bei 180 °C etwa 1 Stunde braten, dann wenden und 30 Minuten fertig braten. Während des Bratens den Braten immer wieder mit Wasser übergießen. 

3. Kohl in breite Streifen schneiden und 2 bis 3 Minuten im gesalzenen Wasser blanchieren, dann mit kaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen. Butter zerlassen und in Scheiben geschnittenen Knoblauch darin kurz anrösten. Mit den Grammeln vermengen und zum Kohl geben.

4. Für die Erdäpfelpuffer Erdäpfel reiben und mit den restlichen Zutaten zu einem Teig verarbeiten. Etwa 1 cm dick ausrollen (auf einer bemehlten Arbeitsfläche) und mit einer Tasse Kreise ausstechen. Diese in Schmalz beidseitig goldfarben herausbraten. Gemeinsam mit Fleisch und Kohl servieren.

Das Kolatschen-Eck führt zum Traualtar

kolacky roh ham 1.jpg

Achtung beim Essen der Kolatschenecke! © CzechTourism

Nach so einem feudalen Mahl fehlt nur noch eine feine Mehlspeise zum vollkommenen Glück: Hochzeitskolatschen! Diese werden traditionell bei besonderen Familienfeiern oder Hochzeiten verspeist und sind speziell mit vier Ecken versehen. Diese sollten am besten unterschiedlich gefüllt sein: mit Topfen, Powidl, Mohn oder Zucker.
Aber Achtung: Die Braut darf die Kolatschen auf keinen Fall selbst backen oder gar vor der Hochzeit kosten –  sonst wird die Ehe voller Not und schlimmer Kinder sein. Und wer in nächster Zeit nicht vor den Traualtar schreiten will, sollte sich davor hüten, eine Eckkolatsche für das Hochzeitsbuffet zu essen! Ein Bissen davon führt nämlich im dauraf folgenden Jahr in den Hafen der Ehe. Geschickte Mädchen versuchen manchmal, ihren Auserwählten solch ein Eckstück unterzujubeln. Ob dieses Unterfangen wirklich gelingt, sei dahingestellt – wer sich traut, sollte aber unbedingt von der Kolatsche kosten!