Texingtal/NÖ: Idyllische Wanderregion

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 25.03.2016 - 11:38

Idyllisch im Hinterland, umgeben von einer malerischen Hügelkette, liegt eingebettet das Texingtal. Es wurde bereits von den Römern bis ins 3. Jh. verwaltet und von hier wurden die an der Donau stationierten Soldaten mit Lebensmitteln versorgt.

Die Bewohner dieser Siedlung hatten damals zudem die Aufgabe, die wichtige Verbindung in den Süden in Stand zu halten. Der „Römerweg“, der Teil unserer Wanderstrecke ist, zeugt noch heute davon.

Das Texingtal, das 1971 aus den Gemeinden Texing, St. Gotthard und Plankenstein zu einer eigenen Gemeinde zusammengelegt wurde, erstreckt sich entlang des Tales der Mank und ist geprägt durch den Talkessel, der von sanften, bewaldeten Hügeln umrahmt wird.

Das Tal ist sehr fruchtbar und Bäche bahnen sich überall von den „Kogeln“ ihren Weg hinab ins Tal. Große Straßen fehlen, die Gemeinden sind klein, die Höfe weit verstreut, die Wege gut erschlossen. Nicht umsonst gilt das Texingtal als hervorragende Wanderregion.

Museumsbesuch in Dollfuß' Geburtshaus

Das Tal und die Ortschaft Texing selbst können mit einer österreichischen Persönlichkeit aufwarten: Engelbert Dollfuß, der hier am 4. Oktober 1892 geboren wurde und seine Kindheit verbrachte. Im benachbarten Kirnberg wuchs er bei seinem Ziehvater Leopold Schmutz auf, mit dem er auch Touren durch die Heimat machte.

Als österreichischer Bundeskanzler regierte er ab 1932. Bei einem von längerer Hand vorbereiteten Putschversuch am 25. Juli 1934 wurde Dollfuß vom Attentäter Otto Planetta zweimal angeschossen und verblutete, da ihm ärztliche Hilfe verweigert wurde. Heute ist sein Geburtshaus in ein kleines Museum umgewandelt, das historische Fotos, Urkunden, Kleidungsstücke und Exponate ausstellt.

Durch den Höllgraben

Unsere Wanderung startet in St. Gotthard bei der Wallfahrtskirche. Parkmöglichkeiten finden sich beim Gasthaus Schrittwieser. Die Kirche wurde vom Benediktinerstift Bayern gebaut. Mönche dieses Klosters haben im 10. Jh. die Gegend missioniert und die Kirche dem Abt Godehard geweiht.

Ein heilkräftiges Wasser, das in einer Brunnenkapelle unterhalb der Kirche – dem „Heilige Brunnen“ – gefasst wurde, lässt St. Gotthard zwischen dem 13. und 17. Jh. zu einem Wallfahrtsort werden. Im Volksmund wurde die Kirche auch bald „Goldene Kirche“ genannt.

Direkt beim Parkplatz findet sich eine Infotafel von der Umgebung, auf der die unterschiedlichen Wandermöglichkeiten eingezeichnet sind. Da wir den „tut gut“-Wanderweg Route 2 gehen, brauchen wir nur dem gut ausgeschilderten Wanderweg nachzugehen. Zudem führt der Wanderweg entlang der rot-weiß-roten Markierung.

Dieser geht zunächst die Straße hinauf, wo wir links abzweigen, die Ortschaft verlassen und dem Asphaltweg etwa eine viertel Stunde weiter folgen, bis wir schließlich den Texingbach überqueren, rechts abbiegen und dem Bach weiter hinauf in den Wald folgen.

Von hier an – dem Höllgraben – beginnt der Weg beschwerlicher zu werden, da er kontinuierlich ansteigt. Schon wenige Meter später kommen wir an einem kleinen Marterl vorbei und gehen dem Weg entlang etwa 30 Minuten weiter, bis wir an eine große Lichtung und Wiese gelangen, wo die Route scharf nach rechts abzweigt. Von hier aus können wir bereits eine wunderschöne Aussicht Richtung Kirchberg a. d. Pielach genießen.

Zum Schwabeckkreuz

Wir lassen die schöne Aussicht hinter uns und kommen zu einem kleinen Rastplatz, wo wir der Abzweigung rechts zum Bichlberg folgen. Hier setzt die Markierung aus, wir gehen aber immer am Waldrand entlang, da der Weg auf der Wiese meist nicht erkennbar ist. Wir gelangen schließlich zu einem Durchgang auf eine Weide, wo wir auf das obere Ende der Wiese zusteuern und in den Wald gelangen.

Schon kurze Zeit später erreichen wir den Bichlberg auf 859 m mit einer ebenfalls wunderschönen Aussicht. Nach einer Rast folgen wir dem Weidezaun weiter (wir bleiben immer auf der rot-weiß-roten Markierung) und wandern bergab Richtung Schwabeckkreuz.

Hinter dem Schwabeckkreuz lag übrigens der Burgstall der Festung Schwabegg, die bereits 1367 verfiel. Von der einstigen Felsenburg ist nur ein winziger Rest erhalten.

Zum höchsten Punkt

Die nächste Etappe ist die Grüntalkogelhütte, die etwa 45 Minuten entfernt liegt. Kurz nach dem Schwabeckkreuz können wir an einem kleinen Platz schon hinüber zur Hütte sehen. Doch zunächst führt der Weg den Yeti-Steig wieder bergab (rutschig bei feuchtem Boden!) und wir gelangen auf einem breiteren Weg zur Jägerlacke, die auch wirklich nur eine Lacke ist und wo man mit etwas Glück Frösche und Lurche sehen kann.

Bei der Jägerlacke kommen mehrere Wege zusammen. Wir gehen gerade aus zwischen den beiden Tafeln durch oder den Weg 651/652 entlang – sie führen wenig später wieder zusammen und hi­nauf zur Grüntalkogelhütte (886 m) der Markierung entlang.

Bei der Hütte angelangt, führt der Weg links weiter und zweigt bei einer großen Lichtung (geradeaus führt die Route 3) nach rechts die Route 2 in den Bertlsteig ab, der uns immer geradeaus, ein paar Waldstraßen kreuzend, nach unten leitet, bis wir über einen kleinen Steg zur breiten Fahrstraße und in weiterer Folge auf eine Asphaltstraße gelangen. Hier ist auch eines der heute noch seltenen Dörrhäuser zu sehen.

Unser Weg kommt hier auch schon wieder mit Route 3 zusammen und führt parallel mit der Route 1 durch den Schwaighof und über kleine Wiesen- und Waldabschnitte zurück nach St. Gotthard.

Gehzeit: 3 Stunden, 50 Minuten

Höhendifferenz: 424 m

Anfahrt: Von Wien kommend A1 Abfahrt St. Pölten-Süd - Richtung Obergrafendorf - Kilb – Kirnberg – Texing – St. Gotthart. Von Salzburg kommend auf der A1 bereits bei Ybbs/Donau abfahren Richtung Wieselburg – Purg­stall – Oberndorf – Kirnberg – Texing – St. Gotthard.

Wegverlauf: Gasthof Schrittwieser (462m) – Höllgraben – Bichlberg (859m) – Schwabeckkreuz – Grüntalkogelhütte (886m) – Bertlsteig – Schwaighof – St. Gotthard

Besonderheiten: Sehr schöner, abwechslungsreicher Wanderweg mit stellenweise beträchtlichen Steigungen.


Tipps:
• Besuchen Sie das Geburtshaus von Engelbert Dollfuß mit vielen historischen Fotos, Urkunden, Kleidungsstücken und Exponaten.

• Die Route 3 (etwa 2 Stunden länger) führt über den Walzberg zur Burg Plankenstein und zum Mankursprung.

• Im Forellenhof bei Hinterberg können Sie sich Ihr Mittagessen selber fangen und den Hühnern ein Ei stibitzen.