Kärnten: Durch die Tscheppaschlucht zum Meerauge

Ein Artikel von Mag. (FH) Eva Riegler | 20.04.2016 - 08:48

Von Rosegg im Westen bis St. Margareten im Osten erstreckt sich das Rosental entlang der bewaldeten Hänge der Karawanken. Die Drau hat ihren jugendlichen Übermut abgelegt und durchfließt das Tal in bedächtiger Gleichmäßigkeit.

Wir befinden uns in jenem Teil Südkärntens, in dem die Tradition der Eisenverarbeitung die hohe Kunst der Büchsenmacherei entstehen ließ. Durch die Präzision, mit der das Handwerk ausgeübt wird, und die vollendete Graveurkunst erlangten die Ferlacher Büchsenmacher Weltruf. Auch heute noch setzt dieses Handwerk wirtschaftliche Impulse.

Wie das Rosental zu seinem Namen kam, ist schwer nachzuvollziehen. Bezugnehmend auf das schnelle Fließen der Drau in der Region hieß es ursprünglich Rasental. Schon 875 wird ein Teil des heutigen Rosentals als „Rasa“ urkundlich erwähnt. Ab dem 12. Jh. herrschen die Herren von Ras auf der Burg Rosegg und benennen das Tal schlussendlich in „Rosental“ um.

Über die Schlucht sausen

Ferlach, die Stadt der Büchsenmacher, ist Ausgangspunkt unserer Wanderung durch die Tscheppaschlucht zum Meerauge im Bodental. Wenn Sie den Rückweg mit dem Wanderbus antreten möchten – dessen Benützung übrigens im Eintritt zur Schlucht enthalten ist – drucken Sie vorab den Fahrplan aus, der auf der Homepage der Stadt Ferlach zu finden ist.

Wenn wir von der Stadt in Richtung Loiblpass (slowenische Grenze) fahren, erreichen wir kurz nach dem Ortsteil Kleinloibl den kostenpflichtigen Parkplatz. Über die große Holzbrücke hoch über der Loiblpassstraße erreichen wir einen Waldweg, auf dem wir schon bald zum Waldseilpark kommen. Acht verschiedene Parcours mit 87 Elementen in einer Höhe von 1 bis 14 m warten auf abenteuerlustige Besucher.

Absolutes Highlight ist der mit 300 m längste Flying Fox in Österreich. Auf einer Höhe von 42 m können Sie in rasanter Fahrt die Schlucht überqueren. Wir lassen uns nicht aufhalten und marschieren weiter bis zum Loibl­bach, dem wir flussaufwärts folgen.

Nach einer halben Stunde erreichen wir das „Goldene Bründl“, den eigentlichen Eingang zur Klamm. Hier befindet sich die Quelle zur Versorgung der Stadt Ferlach mit Trinkwasser. Zwei Stollen mit 40 und 160 m führen das Wasser aus dem Felsen. 35 l Wasser mit konstant 6,2 °C liefert das Goldene Bründl pro Sekunde. Als weitere Attraktion wurden für Kinder witzige Bauten – wie eine alte Räuberhöhle und ein Schmugglerloch – aufgebaut.

Bevor wir in die Klamm einsteigen, versuchen wir uns auf dem Barfußparcour. Wir ziehen unsere Schuhe aus und erkunden verschiedene Untergründe, wie Erde, Steine und Waldboden. Damit sollen die Gleichgewichtsreaktion sowie die Berührungs- und Spürerfahrung angeregt werden.

Ein Kegel hält die Schlucht

Im weiteren Wegverlauf wird es richtig spektakulär. Vorbei an tosenden Wassern und Wasserfällen führt der gut gesicherte Weg über Holzstege und Brücken durch die 1,2 km lange Schlucht. Bald erreichen wir eine seltsame Steinformation, die aus dem Wasser ragt. Einem Kegel gleich ist sie für das Bestehen und den Namen der Tscheppaschlucht verantwortlich. „Cepa“ ist das slowenische Wort für Kegel und daraus wird der Name der Tscheppa­schlucht abgeleitet. Würde man den Keil entfernen – was niemandem gelingen kann – würden die beiden Seiten der Klamm, der Singerberg und das Ferlacher Horn wieder zusammenwachsen, besagt ein Märchen.

Der Weg führt über teilweise hölzerne Treppenaufgänge und weiter über steinerne Brücken. Durch einen feinen Wassernebel wandern wir der Schlucht entlang und wechseln immer wieder die Seite. Am Ende der Schlucht erklimmen wir die Stufen der riesigen Stahlkon­struktion und queren auf der hoch über den reißenden Fluten schwankenden Teufelsbrücke neuerlich den Loiblbach. Die Webcam ist auf die Brücke gerichtet und macht ein Bild von unserer heldenhaften Überquerung. Die Fotos können wir nachträglich auf Ferlachs Webseite im Bereich Tscheppaschlucht downloaden.

Zum „Deutschen Peter“

Nur wenige Gehminuten weiter erwartet uns der nächste Höhepunkt unserer Wanderung – der Tschaukofall, der nach einem ehemaligen Schiffsarzt der Handelsmarine, Weltreisenden und Forscher der Region, benannt wurde. Mehr als 500 l Wasser pro Sekunde stürzen 26 m in die Tiefe und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Nach längeren Regenphasen drängen sich aus allen Ritzen der porösen Kalksteinwand kleinere Wasserfälle und speisen den Loiblbach, dem wir nun den Rücken kehren.

Wir wandern die Stufen durch das Steinerne Tor, einer Felsformation mit torartigem Durchgang, hoch und können wählen, welchen Weg wir weiter nehmen möchten. Linkerhand führt ein Pfad auf den „Spuren des Dr. Peter Tschauko“ in etwa einer halben Stunde zum Gasthaus „Deutscher Peter“.

Auf diesem Naturlehrpfad lernen die Wanderer die Welt der Bäume, Blumen, Tiere und des Gesteins auf eine ganz besondere Art kennen und können sich am Fels der „Elfenquelle“erfrischen, der vor Millionen Jahren vom Gletscher geschliffen wurde. Wir entscheiden uns für den rechten Pfad, dem wir immer leicht ansteigend entlang des Bodenbaches folgen.

Malerisches Bodental

Der Wanderweg führt durch waldreiches Gebiet und nach etwa einer Stunde erreichen wir das Bodental. Das früher landwirtschaftlich geprägte ca. 4 km lange Bergtal mit einem der herrlichsten Talabschlüsse der Kalkalpen hat sich zu einem beliebten Freizeitgebiet entwickelt und dementsprehend viele Wanderfreunde sind hier anzutreffen.

Der ursprünglich von einem See bedeckte Talboden, immer noch mit sumpfigen und sauren Böden, wird in der vorderen Talhälfte als Žabnica von slow. žaba, dem Frosch bezeichnet. Die ersten Siedler kamen vermutlich auf Initiative des 977 gegründeten Zisterzienserklosters Viktring, zu dessen Grundherrschaft das Bodental gehörte.

Meerauge – türkis wie das Meer

Rechterhand unseres Weges sehen wir ein originelles Holzgatter, durch das wir die Holzsteiganlagen zum Meerauge betreten. Gut gesichert erreichen wir schon nach wenigen Minuten das Wahrzeichen des Bodentales und erfreuen uns an der tieftürkisen Färbung des Wassers, die durch Algen im Wasser entsteht.

Seine Entstehung ist auf die letzte Eiszeit (vor 70.000 bis 10.000 Jahren) zurückzuführen. Neben dem mächtigen Draugletscher bildeten sich auch in den Karawanken lokale Gletscher, deren größter vermutlich der Bodental-Gletscher war. Mit der zunehmenden Erwärmung zog sich der Gletscher schrittweise zurück, wobei im eisfreien Vorfeld ein See entstand. Dieser wurde im Laufe der Zeit von Gesteinsmaterial allmählich zugeschüttet.

An der Stelle des heutigen Meerauges lag vermutlich ein zurückgebliebener Toteisklumpen, der nach seinem völligen Abschmelzen eine sichtbare Bodenvertiefung hinterließ. Die Teichfläche wird ausschließlich durch den Grundwasserstrom in den Schwemmschuttschichten des Talbodens gespeist, was die am Grunde des Meerauges aufsteigenden Quellen anzeigen. Im Volksmund heißt es, dass das Meerauge unterirdisch mit dem Veldeser See bei Bled und mit dem Meer verbunden sein soll.

Kärntens schönste Bergwiese

Nun marschieren wir noch ein kurzes Stück weiter bis zur Jausenstation Bodenbauer. Von weitem empfängt uns die imposante Linde vor dem Gebäude. Man kann davon ausgehen, dass der Baum, seit 1979 ein geschütztes Naturdenkmal, bereits im Jahre 1636 als Hausbaum gepflanzt wurde, also eine Keusche oder Hube bereits bestand und Viehzucht betrieben wurde.

Vor uns erstreckt sich die sogenannte Märchenwiese, die als „Kärntens schönste Bergwiese“ beworben wird. Die Schönheit dieses Talschlusses ergibt sich aus der landschaftlichen Besonderheit, dass eine große, nahezu ebene Almwiese nach einem schmalen, steil ansteigenden Waldgürtel unmittelbar in die senkrechten Felswände der Karawanken übergeht.

Die imposante Bergkette im Hintergrund beginnt im Süden mit der Zelenica (2.026 m), in der Mitte die Vertatscha (2.181 m) und Bielschitza (1.959 m) und im Norden der Geißberg (2.024 m). Das Gebiet, das unter Naturschutz steht, ist eine Heimat für viele seltene Pflanzenarten.

Nach einer Rast könnten wir unsere Wanderung nach Windisch-Bleiberg fortsetzen und die ehemalige Bergbaugemeinde mit der sehenswerten, dem hl. Erhard geweihten Pfarrkirche besichtigen. Doch wir beenden unsere Tour und lassen uns vom Wanderbus zum Parkplatz zurückbringen.

Durch die Tscheppaschlucht zum Meerauge


Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

Gehzeit: 4 Stunden

Höhendifferenz:
527 m

Anfahrt:
Von Ferlach auf der Loiblpassstraße (B91) bis zum gekennzeichneten Parkplatz der Tscheppaschlucht kurz nach Unterloibl.

Wegverlauf:
Parkplatz (529 m) – Goldenes Bründl (554 m) – Teufelsbrücke (714 m) – Tschaukofall – Steinernes Tor – Meerauge – Bodenbauer/Märchenwiese (1.056 m).

Beste Jahreszeit:
Die Tscheppaschlucht ist von 23. April bis 26. Oktober 2016 täglich geöffnet.

Die Wege sind gut gesichert, daher auch für Menschen mit leichter Höhenangst begehbar.

Eintritt:
€ 8,50 (inkl. Wanderbustransfer – Fahrplan auf www.ferlach.at)

Info:
www.tscheppaschlucht-ferlach.at

Stand: 2016

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