„Weg des Harzes“ in Markt Piesting/NÖ

Ein Artikel von Christiane Bartal | 18.12.2019 - 08:02
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Auf den Schautafeln des Themenweges erzählt Vinzi, der neugierige Pecherbub, vom Leben der einstigen Pecher und vom beschwerlichen Harztransport
© Christiane Bartal

Ausgehend vom großen Parkplatz im Zentrum von Markt Piesting, dem Tor zum Piestingtal inmitten des größten zusammenhängenden Schwarzföhrengebietes in Mitteleuropa, führt der im Oktober 2018 eröffnete „Weg des Harzes“ hinauf in den Föhrenwald zum Pecherlehrpfad Hernstein.

Den 3,6 km langen Weg säumen 8 Schautafeln, die über die Harzgewinnung und den beschwerlichen Transport der bis zu 200 kg schweren Harzfässer erzählen. Begleitet werden die Wanderer dabei von Vinzi, dem neugierigen Pecherbub, der von den Schautafeln lacht und auch bei den Kleinen das Interesse für das jahrhundertealte, fast vergessene und in den vergangenen Jahren wieder auflebende Handwerk der Pecherei wecken soll. Aktuell gibt es wieder einige Pecher in der Region, die das Handwerk der Harzgewinnung ausüben.

Wo einst das Harzwerk stand

Das Harz der Schwarzföhre war lange Zeit die wirtschaftliche Lebensgrundlage vieler Familien in der Schwarzföhrenregion zwischen Mödling und Gloggnitz. Alleine in Piesting befanden sich Anfang des 20. Jh. drei Pechsiedereien und weitere kleinere in der Umgebung.

Bis in die 1970er Jahre gab es eigene Berufspecher, die das Harz durch Anhacken und Anhobeln der Bäume in Pechhäferln auffingen. In im Waldboden vergrabenen Pechfässern wurde das Pech gesammelt, um später mit Leiterwägen bzw. Pferde- und Ochsenfuhrwerken zu den Pechhütten und Harzraffinerien wie dem ehemaligen Harzwerk in Markt Piesting transportiert zu werden. Das bedeutete von Februar bis Oktober Schwerstarbeit für die Pecher und ihre Familien – vom Anpechen des Baumes bis zur Anlieferung ans Harzwerk, wo das Harz zu Terpentinöl und dem harten, spröden Kolophonium u. a. für die Papier-, Lack-, Seifen- und Schuhcremeindustrie weiterverarbeitet wurde.

Der „Weg des Harzes“ führt am Standort des ehemaligen Harzwerkes vorbei. Heute befindet sich an dieser Stelle nur mehr eine Wiese. Eine Projektionstafel mit den Umrissen des Gebäudes veranschaulicht jedoch die Lage des ehemaligen Werksgeländes.

Aus dem Leben eines Pechers

Die 8 Schautafeln bieten interessante Einblicke in den einstigen Arbeitsalltag der Pecher: Etwa, wie schnell sie auf der Pecherleiter hinauf kletterten, den Baum anhobelten und aus Zeitgründen einfach hinunterrutschten. Wie viele Bäume musste ein Pecher pro Tag bearbeiten? Wann begann sein Arbeitstag und wie lange dauerte er? Wie viel verdiente er pro Jahr? Was aßen die Pecher, wenn sie den ganzen Tag im Wald unterwegs waren? Und was arbeiteten sie während der Wintermonate, als die Pecherei ruhte?

Die etwa 1,5-stündige familienfreundliche Wanderung beantwortet all diese Fragen. Sie führt durch den schattigen Föhrenwald, vorbei an einem Holzxylophon und einer alten Blitzföhre hinauf zum Einstieg in den Pecherlehrpfad Hernstein, der die Arbeitsschritte des Anpechens thematisiert. Der „Weg des Harzes“ verbindet somit die beiden früheren Pecherei-Zentren Markt Piesting und Hernstein.

Ausgangspunkt: Parkplatz im Zentrum von Markt Piesting
Endpunkt: Einstieg in den Pecherlehrpfad Hernstein
Höchster Punkt: 516 m
Weglänge: 3,6 km
Gehzeit: 1 Stunde, 30 Minuten

Unsere Route zur Wanderung finden Sie auf outdooractive.com.