Skurrile Osterbräuche rund um die Welt

Ein Artikel von Marion Pertschy | 16.04.2019 - 16:02

In Österreich freuen wir uns jedes Jahr auf bunte Osternester und das Suchen der Eier, die der fleißige Osterhase versteckt hat. Nicht überall darf jedoch ein Hase ans Werk. Im unterfränkischen Ostheim vor der Rhön kommt der Osterstorch mit den Süßigkeiten und in Schweden sind es kleine, gelbe Osterküken. Auch in Australien, wo der Hase von europäischen Siedlern eingeschleppt wurde und sich mittlerweile zu einer regelrechten Plage entwickelt hat, wird der Bilby aus Schokolade gegossen.

shutterstock_1038381946.jpg

So sieht der Schoko-Bilby aus Australien aus. © Milleflore Images/Shutterstock

„Zwänzgerle“ und Purzelbäume

In der Schweiz haben Kinder gute Chancen etwas Geld zu verdienen. Bei dem Spiel „Zwänzgerle“ müssen die Eltern eine Münze so werfen, dass sie in einem hart gekochten Ei stecken bleibt – schaffen sie es, dürfen sie ihr Geld behalten, wenn nicht, bekommt das Kind die Münze.

Im walisischen Tenby geht es sportlicher zur Sache. Am Ostermontag starten die Bewohner mit drei Purzelbäumen kurz vor Sonnenaufgang in den Tag.

Umzüge und „Egg Roll“

In den USA wird es bunt. Mit Umzügen verabschiedet man den Winter – der bekannteste findet in New York auf der Fifth Avenue statt. Seit 1878 treten in Washington hingegen Kinder von bis zu 13 Jahren in einem Eier-Roll-Wettbewerb, dem „White House Easter Roll“ auf dem Rasen vor dem Weißen Haus gegeneinander an.

Pilgerreise und Wassergießen

Noch gar nicht so alt ist ein Osterbrauch im indischen Bundesstaat Kerala. In gelben Gewändern wandern die Bewohner über 400 Höhenmeter auf den Berg des heiligen Thomas in Malayattoor. Entstanden ist dieser Brauch 1999 durch den Fischer Joseph Kudiassery, der aus Verzweiflung 120 km zu dem Berg pilgerte.  

Feucht-fröhlich geht es in Polen zu. Hier werden Vorbeikommende zum "Tag des Wassergießens" mit Wasser bespritzt – die Dusche soll dabei Glück bringen.

shutterstock_371584441.jpg

In Polen bringt es Glück an Ostern mit Wasser bespritzt zu werden.
© praszkiewicz/Shutterstock

„Eierpecken“ mal anders

In Österreich hat beim traditionellen „Eierpecken“ also dem gegeneinander schlagen der Ei-Unterseiten, derjenige gewonnen, dessen Ei nicht zerbricht.  Auch in Bulgarien gewinnt der der noch ein heiles Ei hat, im Gegensatz zu Österreich werden die Eier allerdings nicht „gepeckt“ sondern auf sein Gegenüber geworfen.

Begrabene Heringe und Narrenbriefe

In Irland legt die römisch-katholische Kirche großen Wert darauf, dass die Fastenzeit eingehalten und auf Fleisch in jeder Form verzichtet wird. Die Alternative zum Fleich ist in dieser Zeit Fisch, vornhemlich Heringe. Dementsprechend groß ist am Ostersonntag die Freude, wenn die Fastenzeit und der Fleischentzug ein Ende hat. Symbolisch werden daher mancherorts Heringe feierlich beigesetzt.

In Dänemark werden stattdessen von Kindern und Erwachsenen kunstvoll gestaltete „Narrenbriefe“ („Gækkebreve“)  mit einem gereimten Gruß an Familie und Freunde verschenkt. Die Briefe sind nicht unterschrieben, nur eine Reihe von Punkten – so vielen wie der Absendername Buchstaben hat – weisen auf ihren Verfasser hin. Derjenige der den Brief bekommt muss nun seinen Namen erraten. Schafft er es nicht ist er ein Narr und dem Verfasser des Briefes einen Kuss oder ein Geschenk schuldig.

shutterstock_715658989.jpg

Auf den Phillippinen findet eine äußerst eigenwillige Prozession statt.
© stockcreations/shutterstock

Pinatas und Kreuzigung

In Lateinamerikas finden an Ostern vielerorts festliche Prozessionen statt. Ein als Jesus verkleidetes Gemeindemitglied reitet dabei oftmals auf einem Esel durch den Ort und die Kinder dürfen sich an Piñatas austoben.

Eine der wohl skurrilsten aber gleichzeitg auch brutalsten Brauchtümer findet man auf den Phillippinen, genauer in San Pedro Cutud rund 70 km nördlich von Manila. Streng gläubige Christen lassen sich hier in jahrzehntelanger Tradition am Karfreitag ans Kreuz nageln, um an das Leiden Jesu zu erinnern. Die Selbstkasteiung ist von der Kirche verpönt, soll aber von Sünden reinigen. Gleichzeitig peitschen sich Männer mit nacktem Oberkörper und Kapuzen in Asiens Bastion des Katholizismus ihren Rücken aus.