Ein Barbaratag wie früher

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 23.11.2021 - 08:24
shutterstock_1317332837.jpg

In Mühlbach am Hochkönig war der Barbaratag früher ein wichtiger Feiertag © Lewis Tse Pui Lung/Shutterstock

„Heimelige Stimmung, ein knisterndes Feuer im Ofen, wohlige Geborgenheit – das ist so das Klischee in der Vorstellung vieler Menschen von einem Winter auf der Hütte. Es stimmt in gewisser Weise auch. Wer aber auf dem Berg in einer Schutzhütte lebt, für den ist der Hüttenwinter noch viel mehr. Wenn etwa draußen ein Schneesturm tobt, der an den Fensterläden reißt, dass diese ein Klopfen von sich geben, als wollte einem der Sturm etwas mitteilen. Wenn man in diesem Sturm Holz aus der nebenan liegenden Holzhütte holen muss, sind die wenigen Meter durch das Getöse oft schon eine Herausforderung. Man kommt weiß wie ein Schneemann in die Stube zurück und bringt viel Feuchtigkeit mit. An solchen Tagen raucht der Ofen, wenn der Wind in den Kamin fährt oder das Holz nicht anbrennen will und wiederum nur Rauch erzeugt.“ 

Herbert Gschendtner erinnert sich an seine Kindheit, an die langen Winterabende und die Bräuche und Feiertage, die den Hüttenadvent geprägt haben. Wie z. B. der Barbaratag, an dem der Schutzpatronin der Bergmänner gedacht wird.

Erinnerungen an den Barbaratag

Barbaratag_c_EvaAuer.jpg

Bergknappen bei der Barbaramesse © Eva Auer

„In unserer Familie war der Barbaratag am 4. Dezember einer der größten Feiertage des Jahres. Nachdem der Vater Bergmann war und die heilige Barbara als Schutzpatronin der Bergmänner verehrt wird, war dieser Tag unter den „Kumpeln“ auch wegen des „Barbarageldes“ ein willkommener Feiertag. Der Brauch wollte es, dass die Bergknappen an diesem Tag im Bergkittel (schwarze Bergmannsuniform) vor dem Büro erschienen und, nachdem sie ihr Barbarageld erhalten hatten, gemeinsam mit der Bergknappenkapelle zur Barbaramesse in die Kirche marschierten. Natürlich wurde die Messe von der Musikkapelle musikalisch gestaltet, was wir Kinder nur außerhalb der Kirche mitbekamen. Im Knappenheim gab es dann für alle das große Essen, zu dem die Betriebsleitung eingeladen hatte, bevor es im großen Saal nach einigen Ansprachen den Ledersprung gab. Das war immer der Augenblick, auf den wir schon gewartet hatten. Die angehenden Lehrhauer mussten bei diesem Ledersprung zuerst ein Krügel Bier auf einen Zug leeren, dann einen Spruch aufsagen, um anschließend über das sogenannte Arschleder zu springen. Diese Sprüche zielten auf die Vorgesetzten und sie ernteten immer große Lachsalven:

Die Mitterberger san des Fegefeuer, der Buchberg ist die Höll, der Betriebsleiter ist der Teufel und der Obersteiger sein Gesell.


Spruch zum Barbaratag

Von Besinnlichkeit in der Adventszeit war da weit und breit nichts zu merken. An diesem Tag kam der Vater immer erst spät nachts nach Hause und nicht immer war die Mutter am nächsten Tag nett zu ihm, auch wenn er noch so schuldbewusst schaute.“

Unser Buchtipp zum Advent!

Noch mehr Geschichten von Herbert Gschwendtner über den Hüttenadvent von früher lesen Sie in diesem Buch:

Hüttenadvent 
Weihnachten wie damals

Verlag Anton Pustet
132 S, € 22,–
ISBN 978-3-7025-1037-4