Stellenweiser starker Rostbefall forderte bereits dringenden Handlungsbedarf - aber wie geht man das Generalsanierungsprojekt an, ohne den laufenden Betrieb, aber auch das für die Pflanzenraritäten wichtige Raumklima nicht zu beeinträchtigen?
„Da das Palmenhaus eines der architektonisch und historisch wichtigsten Gebäude im Schloßpark Schönbrunn darstellt, war für uns klar, dass nur eine Sanierung bei zumindest teilweise laufendem Betrieb in Frage kommt“, erklärt Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB). Lediglich in der Sommersaison 2013 und an den Werktagen der Sommersaison 2014 war das Palmenhaus aufgrund der Arbeiten für Publikumsverkehr gesperrt.
Durch umfassende Voruntersuchungen galt es, die schonensten Sanierungsmethoden für das historisch heikle Objekt herauszufinden: Metallrestauratoren ermittelten mit Hilfe von Proberestaurierungen, wie sich der Rost am besten lösen lässt, während an der BOKU Wien die mikrobiologische Untersuchung der bestehenden Silikonverfugungen im Palmenhaus durchgeführt wurde.
Rücksicht auf Besucher und Pflanzenraritäten
Das 113 m lange Palmenhaus besteht aus einem 28 m hohen Mittelpavillon und zwei um 3 m niedrigeren Seitenpavillons. Die drei Pavillons bilden drei verschiedene Klimazonen - ein Kalthaus im Norden, ein „temperiertes“ im Mittelpavillon sowie das Tropenhaus im Süden. Die für unterschiedliche Klimazonen jeweils erforderlichen Temperaturen werden im Palmenhaus mittels Dampfwasserheizung erzielt.
In enger Abstimmung mit den Österreichischen Bundesgärten wurden die Bauabschnitte klar voneinander abgegrenzt und an die unterschiedlichen Pavillons des Palmenhauses angepasst. Dadurch war es möglich, bei der Sanierung größtmögliche Rücksicht auf die Pflanzenraritäten mit besonderen klimatischen Ansprüchen zu nehmen.
Behutsam gegen den Zahn der Zeit
Sorgfältige Detailarbeit war notwendig, um das denkmalgeschützte Palmenhaus wieder rundum zu erneuern. Die stark verrosteten Profilteile wurden ausgetauscht und die weniger verrosteten Teile sandgestrahlt. Damit der Rost zukünftig keine Chance mehr hat, ersetzen nun Nirosta-Schrauben die verrosteten Vorgänger. Die komplette Stahlkonstruktion erstrahlt nun durch einen hochwertigen, mehrschichtigen Anstrich wie neu.
Auch die Haustechnik ist nun wieder auf den neuesten Stand. Neben dem Austausch der Verkabelungen, Niederspannungsanlagen und Heizleitungen wurden eine automatische Steuerung der Be- und Entlüftungsanlagen und der Beregnungsanlagen sowie eine Wetterstation installiert.
Hintergrundinfo
Das Palmenhaus Schönbrunn wurde in den Jahren 1881/82 nach Plänen Franz Xaver Segenschmids errichtet. Mit seiner imposanten Größe und einzigartigen Eisenkonstruktion aus dem Späthistorismus ist es das letzte und größte seiner Art auf dem europäischen Kontinent.
Öffnungszeiten:
Das Palmenhaus ist ganzjährig geöffnet.
1. Mai bis 30. September: 9.30 – 18 Uhr (letzter Einlass 17.30 Uhr)
1. Oktober bis 30. April: 9.30 – 17 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr)