Auf dem Innradweg zur kleinsten Stadt Österreichs

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 22.03.2022 - 11:35
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Direkt am Inn liegt die Glasstadt mit seinen 400 Einwohnern und ca. 11 ha Fläche. Ihre Optik hat sie beinahe zur Gänze behalten © U. Gernhoefer/Shutterstock


520 km quer durch die Alpen führt der Innradweg von Maloja in der Schweiz bis nach Passau in Bayern. Besonders schön ist der Abschnitt in Tirol – hier sind es genau 5 Etappen und 150 km entlang des Inns, für die  ein durchschnittlicher Radfahrer zwischen zwei und vier Stunden braucht. Unser Ziel ist die flächenmäßig kleinste Stadt Österreichs, die Glasstadt Rattenberg im Bezirk Kufstein, welche uns als Zentrum für Glasschleifer, Graveure und Glasmaler beeindrucken soll. Um dorthin zu gelangen, müssen zuvor allerdings drei Etappen bewältigt werden – beginnend an der Schweizer Grenze. Wer den gesamten Innradweg durch Tirol geplant hat, der hat in Innsbruck bereits mehr als die Hälfte seiner Radkilometer durch das Land absolviert und darf sich nun auf Etappe vier freuen, welche wir um ein paar Kilometer verlängern, um in der kleinsten Stadt Österreichs unsere Räder abzustellen.

Ein Schmuckstück aus dem Mittelalter

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Mittelalterlicher Flair ist in Rattenberg noch omnipräsent © Gunter Nuyts/Shutterstock

Rattenberg im Alpbachtal in Tirol bildet ein Dreieck zwischen dem Inn, dem Burgfelsen und der östlich gelegenen Häuserzeile entlang der Stadtmauer. 400 Einwohner zählt die flächenäßig kleinste Stadt Österreichs, die aufgrund ihrer Attraktionen allerdings groß aufgeigt. Der Anblick des Stadtbilds zeigt sich seinen Betrachtern beinahe gänzlich so, wie er es schon im Mittelalter tat. Von den mühevoll restaurierten, mittelalterlichen Burghäusern in der Innenstadt bis hin zum Schlossberg, der mit einer wunderbaren Aussicht prahlt, lassen hier einige Bauten erkennen, dass der Stadt in ihrer Geschichte eine große Bedeutung zugeschrieben wurde. Manche dieser großen, gotischen Burghäuser entlang der Südtiroler Straße veränderten sich im Barock – hier, am westlichen Stadteingang liegen auch die bekannten Nagelschmiedhäuser. Der ländliche Aspekt der Nagelschmiedhäuser, deren Errichtung am westlichen Stadtrand womöglich bis auf das 12. Jh. zurückreicht, sticht rasch ins Auge, weshalb sie sich deutlich von den sonstigen Gebäuden der Stadt ab­heben. Das feste Mauerwerk der Fassade mit den Fensterrahmen und den Portalen aus Kramsacher Marmor stammt aus der Spätgotik. Das Museum im Inneren der Häuser zeigt den Besuchern mittels original eingerichteter Stuben und Schlafräume liebevolle Details der einstigen Lebensweise in Tirol.

Die Dachlandschaft von Rattenberg

Die Glasstadt am Inn, wie sie aufgrund der aufrechterhaltenen Tradition der Herstellung und Bearbeitung von Glas genannt wird, darf sogar ein gezeichnetes Denkmal von Egon Schiele sein Eigen nennen. Schieles 100 Jahre altes Bild zeigt die Dachlandschaft der Stadt aus einer besonderen Perspektive, welche er am Schlossberg erhielt und es beweist, dass sich hier kaum etwas verändert hat. Überall in den wunderschön erhaltenen Straßen findet man Glasschleifer, Graveure und Glasmaler. Das Zentrum für Glasverarbeitung blickt auf eine weitreichende Vergangenheit dieser Handwerkskunst zurück. Wer selbst Hand anlegen möchte, der kann das im Familienbetrieb Kisslinger tun. Unter fachmännischer Anleitung formen Besucher aus dem rot glühenden Klumpen herrliche Glaskugeln. 

Von Rattenberg nach Kufstein

All jene, die die letzte Etappe des Innradwegs auch noch bewältigen möchten, müssen sich nach dem Besuch der Glasstadt Rattenberg auf den Weg Richtung Kufstein machen. Ab Radfeld verläuft der Radweg durch saftig grüne Wiesen bis nach Wörgl. Kurz nach Wörgl, in Kirchbichl, radeln wir stets im Blickkontakt mit dem Fluss auf asphaltierten, ebenen Straßen entlang. Die letzten Kilometer gebühren den fünf Etappen des Innradwegs einen würdigen, gemütlichen Abschluss. In Kufstein angekommen, fühlen wir uns auf der Festung Kufstein wie die Könige des Innradwegs und dürfen stolz und mit erhobenem Haupt über das zurückgelegte Land blicken.