Frauenburg ist Standort des ältesten Grabsteins

Ein Artikel von Monika Stradner | 21.05.2024 - 14:35
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Die Burgruine liegt in Unzmarkt gleich neben der Pfarrkirche, in der sich der berühmte Grabstein befindet © Borisb17/Shutterstock

Laut neuesten Untersuchungen im April 2024 befindet sich der älteste deutschsprachige Grabstein in der Pfarrkirche von Unzmarkt in der Obersteiermark, gleich neben der Ruine der Frauenburg. Um den 500 kg schweren Marmorblock rankt sich bereits eine lange Geschichte, die nun von einem Restauratorenteam aufgearbeitet wurde.

Der Grabstein diente lange Zeit als römische Inschriftentafel. Bereits zu seinen Lebzeiten dürfte sich Ulrich von Liechtenstein, der die Frauenburg im 13. Jh. errichten ließ, diese Tafel als seinen Grabstein ausgesucht haben. Später diente der Stein umgedreht als Fußbodenschwelle. Im Jahr 1871 wurde er schließlich neben dem Hochaltar der dem heiligen Jakobus geweihten Pfarrkirche eingemauert, um Verlust oder Diebstahl zu verhindern. Für die aktuellen Untersuchungen wurde der Stein schließlich aus der Mauer gelöst.

Die Frauenburg galt als Lieblingssitz des bekannten Minnesängers. Die alte römische Tafel hat sich Ulrich von Liechtenstein wohl in einem nahe gelegenen römischen Gräberfeld ausgesucht und umarbeiten lassen – daher sind neben seinem Wappen und dem Kreuz bis heute noch Reste der römischen Inschrift erkennbar. Den geschichtsträchtigen Grabstein kann man, nachdem die Untersuchungen beendet sind, wieder neben dem Hochaltar besichtigen.

Ulrich von Liechtenstein hat von 1200 bis 1275 gelebt und galt als Minnesänger, Dichter und führender Adeliger der Steiermark. Als Minneritter unternahm er große Turnierfahrten – die Berichte davon sind in seinem nahezu autobiografischen Werk „Frauendienst“ überliefert. Außerdem kennt man 57 Minnelieder und das „Frauenbuch“, in dem er besonders den Verfall der höfisch verfeinerten Kultur beklagt und sich mit dem Minnedienst, der Verehrung einer Frau durch ritterliche Taten, auseinandersetzt. Ulrich von Liechtenstein ermöglicht durch seine Werke einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Ideale des mittelalterlichen Rittertums.

Info: 3D-Scan des Grabsteins