Winter im Teufeltal

Ein Artikel von Mag. (FH) Eva Riegler | 22.12.2015 - 10:58

Südlich der Donau zwischen Passau und Salzburg erstreckt sich das Innviertel mit einer vielfältigen Landschaft. Seen, Flüsse, Auen, Felder und ausgedehnte Wälder wechseln sich ab und laden ein zum Verweilen.

Die Therme Geinberg ist über die Grenzen des Innviertels hinaus bekannt und lockt alljährlich viele Gäste in die Region. Doch die dichtbesiedelte Hügellandschaft des Alpenvorlandes hat seinen Besuchern mehr zu bieten. Wenn Sie mit offenen Augen die Region erkunden, können Sie barocke Kirchen, historische Stätten und kleine Wunder der Natur entdecken. Kulinarisch hat das Gebiet zwischen Inn und Kobernaußerwald auch ein bereits Angebot für seine Gäste parat.

Am Rande des Kobernaußerwaldes

35 km von Salzburg und 10 km von Mattsee am Rande des Kobernaußerwaldes liegt die kleine Gemeinde Munderfing. Der Name Munderfing bezieht sich auf den Ritter Mundolf, der hier im 7. Jh. geherrscht hat. Die Endung „ing“ deutet auf eine bayerische Besiedelung hin.

Der Kobernaußerwald ist ein niedriges Mittelgebirge im oberösterreichischen Alpenvorland und bildet die Grenze zwischen Inn- und Hausruckviertel. Gemeinsam mit dem Hausruckwald bildet er mit 16.000 ha das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas.

Der Untergrund besteht aus einer Schotterschicht, die durch Erosionsprozesse der Alpen entstanden ist. Ursprünglich bildeten Buchen und Tannen den Hauptteil des Baumbestandes. Heute überwiegt die Fichte mit etwa 75 %. Die Nadeln der Bäume versauern den Boden, weshalb der Unterwuchs artenarm ist. Dafür finden sich Heidelbeeren und Farne.

Mehr als 100 km markierte Wanderwege führen durch den Kobernaußerwald und lassen keine Langeweile aufkommen. Wir haben uns für den Winterwanderweg durch das Teufel- und das Katztal entschieden.

Rasten an der Via Nova

Wir starten unsere Wanderung direkt vor dem Gemeindamt und gehen rechts die Hauptstraße entlang bis zur Abzweigung nach Bradirn. Dabei kommen wir an der römisch-katholischen Pfarrkirche vorbei, die durch ihren 44 m hohen Zwiebelturm auffällt. Der Bau stammt aus der Spätgotik und wurde 1722 ba­rockisiert. Im Inneren sind Seitenaltar und die Statuen des Schmerzenmannes und der Schmerzhaften Mutter Gottes von Meinrad Guggenbichler sehenswert.

Wir folgen nun der asphaltierten Straße Richtung Bradirn bis zur Siedlung. Am Ende dieser beginnt bereits das Waldgebiet, das den österreichischen Bundesforsten gehört. Der Wanderweg ist erst ab hier markiert. Wir folgen der Markierung „133“, die hier dem Weg der Via Nova folgt. Dabei handelt es sich um einen 2004 neu geschaffenen europäischen Pilgerweg. Die Via Nova hat kein festgelegtes Ziel, sondern verfügt über zwei Hauptstränge und einige Nebenwege. Der Weg integriert einige schon lange bestehende Pilgerwege, etwa jenen nach St. Wolfgang.

Bald erreichen wir den Rastplatz, der 2005 von Schülern der Hauptschule Munderfing errichtet wurde. Wir nehmen uns die Zeit und genießen die stimmungsvolle Atmosphäre. Zwar ist das Labyrinth unter einer dicken Schneedecke verborgen, aber die Steinkegel am Ein- und Ausgang können wir erkennen. Sie sind ein altes Zeichen für Gastfreundschaft. Die drei Kegel stehen aber auch für die göttliche Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist). Von den „Holzskulpturen“ und dem „Naturvorhang“ dürfen wir uns zum Nachdenken und Entspannen anregen lassen.

Über’s Schmaierlkreuz ins Katztal

Weiter führt der Weg bis zu einer kleinen Forsthütte. Hier zweigen wir nach rechts ab und folgen dem sanft ansteigenden Weg durch das Teufeltal bis zur Abzweigung zum Schmaierlkreuz. Dies ist der kürzeste Übergang vom Teufeltal ins Katztal. Ein schlichtes Holzkreuz auf der Höhe zeigt uns dieses Etappenziel an.

Würden wir uns auf dem weiteren Weg bei der nächsten Abzweigung links halten und dem Weg 134 folgen, könnten wir die Riesentanne und den Weißen Stein auf einer Höhe von 683 m erreichen. Die Riesentanne war ehemals der mächtigste Baum im Kobernaußerwald mit einem Alter von etwa 400 Jahren. Bei einer Höhe von 40 m erreichte sie einen Umfang in Brusthöhe von 5,3 m. Leider musste das Naturdenkmal vor einigen Jahren gefällt werden, da sie morsch war und ein Sicherheitsrisiko darstellte. Sie können noch den unteren Teil des Stammes mit seinen imposanten Ausmaßen bewundern.

Am Weißen Stein befindet sich das Marterl des heiligen Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger. Diesen Umweg möchten wir heute nicht mehr machen, so bleiben wir auf dem Weg 133, bis wir schon in einiger Entfernung das Dörfchen Katztal sehen. Der Wanderweg führt rechts von der Forststraße weg. Achtung, diese Abzweigung ist leicht zu übersehen, da hier die Traktorspuren zum Dorf führen und der Wanderweg nur an einer einsamen schmalen Fußspur zu erkennen ist.

Wem das Wandern durch den Schnee zu anstrengend ist, der kann selbstverständlich auf der Straße ins Dorf gehen und hier rechts nach Munderfing zurück abbiegen. Wir bleiben auf der markierten Strecke, lassen Katztal links liegen und wandern am Waldrand entlang, bis wir in der Waldstraße wieder Munderfing erreichen.

Winterwandern durch den Kobernaußerwald

Gehzeit: 2 Stunden
Höhendifferenz: 46 m
Anfahrt: Über die B147 nach Munderfing

Wegverlauf: Munderfing (468 m) – Bradirn – Via Nova Rastplatz (503 m) – Teufeltal (514 m) – Schmaierlkreuz – Katztal (491 m) – Munderfing

Besonderheiten: In völliger Ruhe wandern Sie durch den winterlichen Wald. Der Weg führt entlang von Forstwegen und Sie gehen in Traktorspuren, die das Fortkommen etwas anstrengend machen.

Gaststätten: Gasthäuser und Cafes in Munderfing, entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit, daher Getränke mitnehmen.

Attraktion: Der Kobernaußerwald ist das größte geschlossene Waldgebiet Europas. Der Rastplatz an der Via Nova wurde von den Kindern der örtlichen Hauptschule neu gestaltet. Machen Sie einen Abstecher zur Riesentanne und staunen Sie über die Reste des ehemals mächtigsten Baumes des Kobernaußerwaldes.