Pinzgauer „Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest“ in Zell am See-Kaprun

Ein Artikel von Redaktion | 29.01.2014 - 09:42
shutterstock_1599741742.jpg

Beim Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest werden eindrucksvolle Bräuche präsentiert © Silaghi Octavian/Shutterstock

Es ist die größte Winter-Freiluft-Trachtenveranstaltung im Alpenraum. Die 500 aktiven Teilnehmer aus dem gesamten Pinzgau zeigen beim „Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest“ eindrucksvoll echte, bäuerliche Volkskultur mit langer Geschichte. Diese Veranstaltung wurde seit 1906 in unregelmäßigen Abständen zu besonderen Anlässen und Ereignissen gezeigt. Im Jahr 2014 versetzt die Veranstaltung wieder Besucher und Einheimische zurück in fast vergessene Zeiten und zeigt echtes Brauchtum und alte Gepflogenheiten der bäuerlichen Bevölkerung im Umgang mit ihren schön geschmückten Pferden.

Goaßl und Böndl – Schlitten mit Tradition
Beim Trachtenschlittenumzug sind traditionell zwei Schlittenformen im Einsatz, das „Goaßl“ und das „Böndl“. Die älteste Pinzgauer Schlittenform ist das Goaßl, das nach den Schlittenkufen benannt ist, die den nach oben gebogen Hörnen eines Bockes – dem Goaß – gleichen. Der Bauer lässt die Beine beidseitig am Schlitten hinunterhängen und hinter ihm ist noch Platz für die Bäuerin.
Die zweite Schlittenform ist das Böndl, bei dem Fahrer und Beifahrer nebeneinander sitzen können. Die Böndl sind kunstvoll gearbeitete Schlitten mit schönen Korbgeflechten, geschnitzten oder bemalten Holzteilen sowie Schmiedeeisenarbeiten. Eine am Umzug teilnehmende Bäuerin erklärte den Unterschied wie folgt: „Wenn’s an Stritt gebm hat, nacha hat da Baua s’Goaßl eingspannt – balds alls passt hat, aft san ma mitn Böndl ausg’fahrn“. Übersetzt heißt das: Wenn es Streit zwischen ihnen gab, hat der Bauer das Goaßl eingespannt, wenn alles in Ordnung war, sind sie mit dem Böndl ausgefahren.

Das Goaßlfahren prägte vor der Motorisierung den winterlichen Alltag im Pinzgau und diente als Fortbewegungsmittel sowie für den Lastentransport. Um diese Tradition wiederaufleben zu lassen und sie Besuchern und Einheimischen wieder nahe zu bringen, findet das Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest nun erstmalig wieder im 21. Jahrhundert statt. Die ganze Stadt Zell am See beteiligt sich an der originalgetreuen Umsetzung indem auch die Bewohner an den Häusern entlang der Umzugsstrecke die Flaggen hissen und viele aktiv bei der Vorbereitung helfen.

Pinzgauer Trachtenschlittenfahren zu Ehren der ersten Seilbahn im Salzburger Land
Der prachtvolle Umzug durch die Zeller Innenstadt war stets eine Hommage an große und wichtige Ereignisse, um diese gebührend zu feiern und zu würdigen. 1928 wurde die erste Seilschwebebahn im Salzburger Land auf der Schmittenhöhe eröffnet, die damals als eine der modernsten galt. Um diese Eröffnung zu feiern, zogen zahlreiche Bauern mit ihren besten Pferden bei einem der größten Trachtenschlittenumzüge der damaligen Zeit durch die Stadt. Da Zell am See-Kaprun bereits sehr früh einen guten Ruf als Wintersportveranstaltungsort genoss, wurden hier vom 2. bis 7. Februar 1937 die 5. Akademischen Winterspiele abgehalten. Auch diese Wettkämpfe wurden zum Anlass genommen, die Norikerpferde vor die kunstvoll geschnitzten Schlitten zu spannen und ein Trachtenschlitten-Schaufahren zu veranstalten. Unter den Ehrengästen befand sich damals auch die holländische Königin mit ihrem Mann.

Info: www.zellamsee-kaprun.com