Wir befinden uns mittendrin, in der Faschingszeit. Jetzt ist es erlaubt, als Narr oder Bösewicht aufzutreten. Besonders Kinder lieben es, sich im Fasching zu verkleiden. Viele haben aber auch noch als Erwachsene Spaß daran, ein Kostüm überzuziehen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Aber warum verkleiden wir uns eigentlich in der Faschingszeit?
Wie der Fasching entstanden ist
Ursprünglich setzten sich die Menschen gegen Ende der kalten Jahreszeit Masken auf und versuchten, so gruselig wie möglich auszusehen. Auch Rasseln, Ketten und laute Glocken gehörten zur Ausstattung. Ziel war es nämlich, den Winter und seine bösen Geister zu vertreiben – und das im möglichst abschreckenden Outfit.
Doch es gab auch einen zweiten Grund für eine Verkleidung: die Verehrung der Götter. Diese Bräuche gehen sogar noch weiter zurück. Bereits die Kelten feierten so etwas wie Fasching, ja sogar bei den alten Ägyptern und im antiken Rom waren ähnliche Frühlingsbräuche verbreitet.
Der Fasching, wie wir ihn heute kennen, geht vermutlich bis ins 11. Jh. zurück, als das 40-tägige Fasten vor Ostern, das ursprünglich nur in Klöstern praktiziert wurde, auch für die übrige Bevölkerung eingeführt wurde. Davor sollten alle noch einmal ausgiebig feiern dürfen.
Carnevale di Venezia
Ein Land bzw. eigentlich eine Stadt, wo der Fasching richtig zelebriert wird, ist Venedig. Der Carnevale di Venezia ist weltberühmt und wurde erstmals 1094 erwähnt. Die Namensherkunft dürfte auf „Carne vale“ („Fleisch, lebe wohl“) zurückgehen und bezieht sich vermutlich auf die fleischlose Fastenzeit, die gleich nach dem Fasching am Aschermittwoch beginnt.
Im 17. Jh. begann der eigentliche Karneval bereits im Oktober, wurde nur kurze Zeit durch Weihnachten unterbrochen, um am 26. Dezember, am Stefanitag, der Tradition folgend offiziell eröffnet zu werden. Wilde und exotische Tiere wurden in Zwingern präsentiert, Quacksalber verkauften Heilmittel, Astrologen sagten die Zukunft voraus und auf der Piazetta wurden Feuerwerke gezündet. Auch Akrobaten und Seiltänzer traten auf. Seine größte Pracht erreichte der Karneval im 18. Jh. zu Zeiten Giacomo Casanovas, der lockerere Sitten einführte. Gäste und Einheimische vergnügten sich beim Maskenball, in der Oper, beim Glücksspiel und in den Bordellen. Auch außerhalb der Karnevalszeit war es üblich, Masken zu tragen, um seine Anonymität zu wahren – das nutzten auch verarmte Patrizier, um unerkannt auf der Straße um Almosen zu bitten.
Heute ist das Fest ein ausgelassenes Spektakel, das unzählige Touristen anzieht. Der Karneval beginnt offiziell zehn Tage vor Aschermittwoch. Doch bereits eine Woche zuvor beginnen mit dem Wasserfest „La Festa Veneziana sull‘acqua“ die ersten Festivitäten. Bei dem farbenfrohen Spektakel mit Musik, Straßenkunst und Kulinarik ziehen geschmückte venezianische Ruderboote auf dem Rio di Cannaregio gemächlich dahin.
Rotkäppchen hier, prunvolle Roben dort
Einer der Hauptschauplätze des Karnevaltreibens ist natürlich der Markusplatz, doch auch rundherum muss man mit heillos überfüllten Gassen rechnen. Einer der Karneval-Höhepunkte ist die Prämierung des schönsten Kostüms, deren Vorrunden täglich am Nachmittag auf dem Markusplatz stattfinden. Prunkvolle Gewänder, glitzernde Stoffe und kunstvolle Masken sind in Venedig dann überall zu sehen.
In unseren Breiten sehen die Verkleidungen ein wenig anders aus: Ganz oben auf der Liste der liebsten Faschingskostüme stehen übrigens Märchen- und Tierfiguren, gefolgt von diversen Berufen, wie Polizist, Feuerwehrmann oder Arzt. Pirat samt Piratenbraut ist auch ein oft gewähltes Kostüm, genauso wie Figuren aus dem wilden Westen: keine Faschingsparty ohne Cowboy, Indianer, Squaw und Sheriff. Figuren aus Film und Fernsehen trifft man ebenfalls beim Faschingstreiben: Besonders beliebt sind die Filme Superman, Spiderman, Avatar, Star Wars, Harry Potter sowie sämtliche Kinderfilme. Wenn sich Paare verkleiden wird es mitunter sehr originell. Da hat man schon Streichholz und Zigarette, Yin und Yang oder Würstchen mit Ketchup gesehen. Es gilt: je origineller, desto besser.