Beim Handwerk des Flößens werden Baumstämme für den Transport auf dem Wasser zu Flößen zusammengebunden © Milan Sommer/Shutterstock
Die UNESCO hat soeben die Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation eine Tradition, die seit dem Mittelalter in Europa lebendig ist. Österreich, Deutschland, Lettland, Polen, Spanien und Tschechien hatten die Anerkennung gemeinsam beantragt.
Flößen – jahrhundertealte Handwerkskunst
Die Flößerei ist der Transport von Holz auf dem Wasserweg. Seine Blütezeit erlebte das Handwerk in Europa zwischen dem Mittelalter und der zweiten Hälfte des 20. Jh. In der Die Flößerei spiegelt auch die Wirtschaftsgeschichte des Kontinents wider, denn ohne die Versorgung mit Floßholz wäre die Entwicklung vieler Städte und Wirtschaftszweige undenkbar gewesen.
Geflößt werden kann auf nahezu allen Gewässern, auf kleinen Bächen ebenso wie auf großen Flüssen. Perfekt abgestimmte Arbeitsschritte spielten dabei eine wichtige Rolle. Nur gemeinsam gelingt es den Flößern, aus Holzstämmen selbst Gefährte von enormen Ausmaßen zu binden und zu steuern. So entstanden auch Flöße, die bis zu 600 m lang, 50 m breit und 2 m hoch waren.
Durch die oft weiten Wege, die zwischen waldreichen Regionen und dem Bestimmungsort des Holzes zurückgelegt werden mussten, lebten und arbeiteten die Flößer in der Vergangenheit nicht selten für Wochen miteinander auf ihrem Gefährt. Dadurch entstand eine Gemeinschaft, in der die Fertigkeiten und Techniken des Floßbaues und der Navigation entwickelt und weitergegeben wurden.
Heute findet das alte Handwerk wieder zunehmend Verbreitung und steht Frauen wie Männern gleichermaßen offen. Flößereivereine halten das traditionelle Wissen wach. Auf Flößerfesten und Floßfahrten, in Schulen und Kindergärten informieren sie über das kulturelle Erbe und die Bedeutung des Rohstoffs Holz in Vergangenheit und Zukunft.
Flößerei auf der Salza
Auf der Salza wurden früher 30.000 Festmeter Rundholz im Jahr transportiert © Michal Bellan/Shutterstock
Ein Beispiel für die traditionelle Flößerei stellt die steirische Salza dar. Wo heute Kanufahrer und Wildwassersportler über die Wellen gleiten, wurden im 19. Jh. lange Baumstämme zu Flößen zusammengebunden und über weite Strecken transportiert. Davor wurden die Holzstämme getriftet, also einzeln auf den Weg geschickt, was ein weit größerer Aufwand als das Flößen darstellte. Da die Stämme beim Flößen zusammengebunden werden, nehmen sie weniger Schaden und richtete selbst weniger Schaden im Uferbereich und an Brücken an. Die Weite der kleinsten Brücke wurde als Maß für die Floßgröße herangezogen. Das Holz konnte damals mit den Flößen auf der Salza über die Enns bis an die Donau gebracht werden, wo bis zu zwanzig Salzaflöße zu einem großen Donaufloß zusammengefügt und weiter bis Ungarn geführt wurden.
Zu den besten Zeiten wurde etwa 30.000 Festmeter Rundholz jedes Jahr auf der Salza abgeflößt. Im Jahr 1954 wurde die Flößerei auf der Salza schließlich eingestellt und von anderen Transportwegen abgelöst.