Verwirrender als der Brexit: Die Tunnel von Liverpool

Ein Artikel von s.buehn | 28.01.2020 - 11:06
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Die bereits freigelegten Abschnitte des Tunnelsystems sind dramatisch beleuchtet und bereits zu besuchen. Entlang der Wege werden Funde aus dem Tunnellabyrinth präsentiert © trabantos/Shutterstock.com

England war sich noch nie für Kuriositäten zu schade. Wer einen Besuch auf dem von nun an unabhängigem Festland plant, sollte sich die unterirdische Labyrinthwelt von Liverpool nicht entgehen lassen. Entstanden ist das weitläufige Tunnelsystem zwischen 1810 und 1840 von einer ganzen Armee aus Kriegsheimkehrern. Auftraggeber war der exzentrische Tabakhändler Joseph Williamson. Dank des florierenden Tabakhandelns hatte er die Mittel gleich hordenweise arbeitsuchende Heimkehrer anzustellen – doch wozu das Ganze?

Williamson hatte Angst vor dem nahenden Weltuntergang und wollte mit einem wirren Labyrinth seine Familie schützen. Gerüchten zufolge war er Anhänger einer berüchtigten Sekte, die ihn wohl in diesen Wahnsinn hineingeritten hat. Seine liebste Freude war es, soeben fertig gebaute Tunnelabschnitte sogleich wieder zumauern zu lassen. So undurchschaubar und scheinbar endlos wie der Brexit zogen sich die Bauarbeiten bis zu seinem Tod.

Erst im Jahr 1990 entsann man sich dieses weitläufigen Tunnelsystems, welches bis Dato noch immer großteils verschüttet und und überflutet ist, und begann Teile davon wiederherzustellen und freizulegen, um es so schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute können Besucher auf stimmungsvoll beleuchteten gesicherten Abschnitten den Wahnsinn der Briten live erleben.

Info: www.williamsontunnels.co.uk