Bad Waltersdorf: Die Römer und der Wein

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 29.09.2015 - 16:09

Im Römischen Reich breitete sich der Weinbau mit den erobernden Legionen über weite Teile Europas aus. Auch im nördlichen Afrika war der Weinbau bis zur islamischen Eroberung weit verbreitet. Obwohl auch die Kelten Weinreben pflanzten und mit dem Keltern vertraut waren, intensivierten die Römer den Weinbau in der Wachau, dem Rheintal, Gallien und brachten ihn sogar bis nach England.

Die Römer tranken den Wein oft gemischt mit Wasser. Er stellte damals auch nicht ein Genussmittel wie heute dar, sondern war ein Getränk, dem man stärkende und heilende Wirkung nachsagte, worauf man bei der Eroberung natürlich nicht verzichten wollte.

Ursprünglich Rotwein

Im Römischen Reich deutscher Nation war Wein auch zur Sicherstellung der Liturgie angebaut worden. Christliche Rituale ohne Messwein waren unvorstellbar. Dieser Wein war grundsätzlich Rotwein, daneben aber wesentlich seltener Weißwein.

Bei der Kultivierung von Wein in Klöstern und einer günstigen Klimaveränderung ab dem 12. Jh. n. Chr. gelang es Wein in beträchtlichen Mengen herzustellen. Da der Wein zur damaligen Zeit nur in Farbe (rot, weiß, schwarz) und Qualität (hunnischer oder frenischer) unterschieden und auch im Mischsatz angebaut wurde, war Farbe und Geschmack des Endprodukts eher eine Glückssache. Im Römischen Reich wurde der Wein so massenhaft produziert, dass er zuweilen billiger als Wasser war.

Römerweinweg

Die Oststeirische Römerweinstraße folgt von Weinberg zu Weinberg den Wegen und Spuren einer 2000-jährigen Geschichte. Ein Teil des Römerweinweges, der in Bad Waltersdorf startet, verläuft entlang dieser Strecke.

Die Römerweinstraße selbst verläuft von Gleisdorf bis zum Hoferberg über den Rind nach St. Magdalena und bis nach Bad Waltersdorf. Die Tradition, die die Römer in dieses Gebiet brachten, setzt sich bis heute fort. Es wächst nach wie vor Wein in dieser abwechslungsreichen Landschaft. Man kann hier exzellente Weine genießen und die römische Weinkultur entdecken.

Sehenswertes Römersteinmuseum

Wir starten unsere Tour, die als „W3-Römerweinweg“ ausgewiesen ist, beim Infobüro Bad Waltersdorf, gleich neben der Kirche. Dort befindet sich auch die größte und bedeutungsvollste Römersteinsammlung der Oststeiermark.

Bereits vor den Römern blühten auf den Hügeln um Waltersdorf die Apfelbäume und der Wein. Der Saft von wilden Trauben und kleinen bitteren Äpfeln wurde zu berauschenden Säften vergoren, die die festfreudigen Kelten zu Tänzen und Gesängen animierten. Zwar sind die Siedlungen bisher verborgen geblieben, es sind aber Begegnungen mit den Händlern und Soldaten Roms belegt. Kaiser Claudius fiel schließlich das Keltische Königreich Norikum kampflos zu und die Römer bewirtschafteten hier in der Gegend zahlreiche Gutshöfe.

Die Römersteinsammlung bei der Pfarrkirche bezeugt durch eine Grabsteinkunst die Anwesenheit höchster Funktionsträger dieser Provinz. Zu sehen gibt es hier u. a. eine antike, weibliche Sitzstatue, ein bakchisches Triptychon sowie ein Ehrensitzrelief – die sella curulis.

Nach dieser Besichtigung gehen wir über die Straße der Hauptkreuzung und überqueren die Brücke, die uns über die „Safen“ führt. Hier marschieren wir rechts weiter, kommen wenige Minuten später zu einem Bahnübergang und halten uns geradeaus Richtung Therme.

Kurz nach der Therme zweigt unser Weg nach rechts ab und wir gehen immer die Straße entlang, die uns wieder bergab und schließlich in den Wald führt.

Wein- und Obstbau

Auf der bisherigen Strecke können wir die vom Wein- und Obstbau dominierten Gärten und Plantagen sehen. Abhängig vom Zeitpunkt der Wanderung können hier die Arbeiter bei den verschiedenen Pflege- und Erntearbeiten beobachtet werden. So erfolgt beispielsweise zwischen Jänner und März der Rebschnitt und das Anhängen der Triebe. Von Mai bis August folgen Laub- und Ausdünnungsarbeiten und von September bis Oktober findet die Weinlese statt – sicherlich auch eine der schönsten Zeitpunkte, um hier eine Wanderung zu machen.

Im kurzen Waldstück geht es nun wieder leicht bergauf. Achten Sie auch auf Mountainbikefahrer, die hier ab und zu teils atemberaubende Sprünge auf eigenen Vorrichtungen wagen. Halten Sie sich einfach immer an die entsprechenden Wegweiser (W3) und Markierungen. Unser gesamter Weg ist sehr gut ausgeschildert und Sie können praktisch keine Abzweigung verfehlen. Wir gelangen schließlich wieder aus dem Wald heraus, halten uns rechts, kommen beim Steirerhof vorbei und schließlich wieder auf die Straße, die uns nach Wagerberg führt.

In Wagerberg zweigen wir beim Bildstock links ab und halten uns immer gerade aus, passieren Wagerbergberg und erneut zwei Bildstöcke und gelangen schließlich am Ende des Weges zu einer Straße (Achtung auf den Verkehr!), der wir bergab ein kurzes Stück folgen, ehe wir erneut links in einen Wald abzweigen. Hier gelangen wir, wenn wir den Wald verlassen haben, wieder nach Bad Waltersdorf. Von Weitem können wir auch schon die Kirche sehen, auf die wir immer zusteuern und schließlich wieder zum Bahnübergang gelangen, den wir bereits am Anfang unseres Weges überquert haben.

Tipp: Besuchen Sie das traditionelle Winzerfest in Bad Waltersdorf, jeweils am letzten Sonntag im September, mit Frühschoppen und Schmankerln aus der Region, dem alljährlichen Junkerpressen als Höhepunkt, Musik und Unterhaltung.

Gehzeit: 2 Stunden, 30 Minuten

Höhendifferenz: 100 m

Anfahrt: Über die A2 Südautobahn von Graz oder Wien kommend - Abfahrt Sebersdorf / Bad Waltersdorf.

Wegverlauf: Kirche – Therme Bad Waltersdorf – Wagerberg – Wagerbergberg – Bad Waltersdorf/Kirche

Beste Jahreszeit: ganzjährig bei Trockenheit und Schneefreiheit

Besonderheiten: Entlang des Römerweinweges befinden sich insgesamt 7 Infotafeln, die Ihnen Einblick in das Reich der Römer und des Weines geben.

Nicht für Kinderwägen geeignet, da kurze Waldabschnitte das Befahren kaum zulassen.

Einkehrmöglichkeit: Entlang der Strecke liegen diverse Heurigen und Buschenschenken; z. B. Buschenschank Pieber, Manuelas Heuriger, etc.

Info:
Infobüro Bad Waltersdorf
Hauptplatz 90, 8271 Bad Waltersdorf
Tel. 03333/3150-0
info@badwaltersdorf.com

Hintergrundinfo: Oststeirischer Wein

Die Römer wussten den Geschmack des Weines zu schätzen. Die Thermenregion hier um Bad Waltersdorf wird vom südlichen Mittelmeerraum beeinflusst, was beste Voraussetzungen für den Weinbau schafft.

Wein wird ursprünglich aus der Weinrebe Vitis vinifera gewonnen. Sie liegt durch Züchtung in verschiedenen Sorten vor, die man im Weinbau als Rebsorten bezeichnet. Geschmack und Charakter des Weines werden v. a. durch die Rebsorte bestimmt, aber auch durch die Lage und die Bodeneigenschaft. Angebaut werden in der Oststeiermark hauptsächlich Welschriesling, Morillon, Sauvignon blanc und Blauer Zweigelt.

Typisch ist der Schilcher, ein österreichischer Roséwein, der aus der Traubensorte Blauer Wildbacher gewonnen wird und diese Bezeichnung nur in der Steiermark führen darf.

Auch der „Heckenklescher“ kommt hier vor – eine in Österreich gebräuchliche Bezeichnung für einen sehr säurebetonten Wein mit typischen Geruchsnuancen von reifen Waldbeeren, würzigen Gräsern und Kräutern.

Der „Steirische Junker“ ist ein trockener Jungwein, der im Jahr der Ernte, Anfang November, auf den Markt kommt. Zu den meist verwendeten Sorten zählen der Müller-Thurgauer, Sämling und der Traminer.