Vom Holzski bis zum Snowpark: 50 Jahre Kitzsteinhorn

Ein Artikel von Redaktion | 27.11.2015 - 09:25
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© Kitzsteinhorn

Von Stemmschwung über Wedeln bis Freeriden: Am 12. Dezember 2015 wird das erste Gletscher-Skigebiet Österreichs 50 Jahre alt. Zum Jubiläum zeigt der Pionier, wie sich Ski- und Pistentrends über die Jahre entwickelt haben. Seit seiner Eröffnung im Winter 1965 gilt das Kitzsteinhorn als Vorreiter moderner Skigebiete, der bis heute mit permanenter Weiterentwicklung Trends setzt und 2015 mit den Gletscherjets 3 und 4 in eine neue Ära startet.

60er Jahre: Lange Bretter und Lederschuhe

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1965 eröffnete mit dem Kitzsteinhorn das erste Gletscher-Skigebiet Österreichs © Kitzsteinhorn

In den 60er Jahren entwickelte sich das Skifahren zur beliebten Wintersportart. Überall in den Alpen wurden Lifte gebaut und Pisten erschlossen. Skihersteller verstärkten die hölzernen Bretter erstmals mit Metall und Kunststoff und wurden zu Massenproduzenten.

Am Kitzsteinhorn dachte man bereits weit voraus und machte sich die vorteilhafte Lage auf 3.000 m Höhe zu Nutze, die den Skilauf auch im Sommer ermöglichte. So eröffnete 1965 das erste Gletscher-Skigebiet Österreichs. Im Zuge des Ausbaus errichteten die Pioniere 1967 den ersten Schlepplift der Welt auf einem fließenden Gletscher.

Skier hatten in dieser Zeit eine Länge von 2 m und mehr. Wer auf der Piste den perfekten Fahrstil beherrschte, wedelte mit kurzen, schnellen Parallelschwüngen. Auf den weiten, freien Hängen des Kitzsteinhorns oberhalb der Baumgrenze war das Tiefschnee-Fahren, heute bekannt als Freeriden, schon damals sehr beliebt.

Kleidungstechnisch waren die 60er Jahre das Zeitalter der dicken Strickpullis, Steghosen, Anoraks und Wollhandschuhe. Skischuhe waren aus Leder und wurden eng geschnürt, sie boten weit weniger Stabilität als heutige Modelle.

70er Jahre: Ski-Boom und modische Akzente

In den 70er Jahren brach eine wahre Begeisterungswelle für das Skifahren aus. Mehr Pisten wurden zugänglich gemacht, Lifte weiterentwickelt und Kapazitäten erhöht. Exemplarisch für diese Zeit ging am Kitzsteinhorn 1970 erstmals ein Doppel-Sessellift in Betrieb, der dem neusten Komfort- und Leistungsstand entsprach.

Auf der Piste wurden insbesondere modisch neue Akzente gesetzt: Nicht nur die ersten Kunstfaser-Kleidungsstücke bereicherten die Wintergarderobe. Die Looks wurden auch immer bunter. Der absolute Schrei waren die legendären Jethosen, enge Steghosen in Röhrenform und zum Teil in Lederoptik.

80er Jahre: Schrille Neon-Outfits leuchten auf den Pisten

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Bunte Overalls prägten die Pisten in den 1980er Jahren © Dietmar Sochor

Die 80er Jahre prägten die Geschichte des Wintersports in vielerlei Hinsicht. Legendär ist die Pisten-Mode: Bunte Steppjacken, eng sitzende Jeans und Stulpen leuchteten neben neonfarbenen Overalls im Schnee.

Pistensportler steuerten die langen, kaum taillierten Skier mit ausgeprägten Auf- und Ab-Bewegungen und schwungvollen Hüftdrehungen. Zudem gingen Mitte des Jahrzehnts die ersten Snowboards in Serienproduktion – eine Innovation, die den Wintersport für immer verändern sollte. Allerdings war der neue Brettsport damals noch eine Nische, in der sich überwiegend Abenteurer und Profis tummelten.

Technisch zeichnete sich eine Weiterentwicklung der Skigebiete ab, bei der sich das Kitzsteinhorn erneut als Vorreiter positionierte: 1982 wurde in Salzburgs höchstgelegenem Skigebiet die weltweit erste Panoramakamera zur Übertragung von Live-Bildern installiert und damit ein neuer Meilenstein gesetzt – heute gehören Webcams zum Standard in jedem modernen Skigebiet.

90er Jahre: Snowboards und Carving-Skier markieren die Trendwende

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In den 1990er Jahren entwickelte sich das Snowboarden zu einem regelrechten Hype. Die schrille Skimode war nach wie vor von den Farben der 80er geprägt © Dietrmar Sochor

Der neuen Zielgruppe der Snowboarder passte sich das Kitzsteinhorn als eines der ersten Skigebiete an: Noch bevor die Sportart so richtig Mode kam, entstand 1990 der erste Funpark auf dem Gletscher.

1994, ein Jahr bevor das Snowboarden zur olympischen Disziplin erklärt wurde, maßen sich am Kitzsteinhorn beim erste FIS Snowboard Weltcup bereits die Profis der internationalen Szene. Die Nachfrage wuchs und entwickelte sich Mitte der 90er zu einem regelrechten Hype, der das Skifahren zeitweise fast uncool aussehen ließ.

Auch modisch prägten Snowboarder das Jahrzehnt. Mit lässigen Outfits wollten sie sich auf der Piste abgrenzen. Ihr Stil beeinflusste zunehmend die Ski-Mode, die damals noch vom Neonfarben-Trend der 80er bestimmt war.

Bei dieser neuen Konkurrenz zog die Ski-Industrie rasch nach. 1991 kamen die ersten Carving-Skier auf den Markt, die mit ihrer starken Taillierung das Skifahren revolutionierten: Kurven fuhren sich damit fast wie von selbst und die traditionelle Schneepflugtechnik gehörte bald der Vergangenheit an.

Auf den weiten Gletscherhängen des Kitzsteinhorns erfreuten sich schon Anfang der 90er zahlreiche Wintersportler an den Vorzügen der neuen Skimodelle, die sich zum Ende des Jahrzehnts als Standard des modernen Skis durchsetzen.

Die 2000er Jahre: Jahre der Neuorientierung

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2006 etablierte sich der Gletscher mit drei Snowparks zu einem der größten Freestyle-Zentren der Alpen © Roland Haschka/QParks

2000 erfuhr das Kitzsteinhorn mit der Brandkatastrophe in der Stollenbahn eine schmerzliche Zäsur. Die Folgejahre waren geprägt von Neuorientierung und richtungsweisenden Veränderungen in Sachen Sicherheit und Technik. Seit 2003 sind die Gletscherbahnen Kaprun als einziges österreichisches Bergbahnunternehmen in den Bereichen Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Bahnen und Gastronomie ISO-zertifiziert.

Mit der Jahrtausendwende gewann die Differenzierung der Skigebiete an Bedeutung. Im Zuge der Neuausrichtung wurden am Kitzsteinhorn neue Trends gesetzt: 2006 etablierte sich der Gletscher mit drei Snowparks zu einem der größten Freestyle-Zentren der Alpen.

2005 startete die kulinarische Eventreihe „Hochgenuss“, bei der Spitzenköche auf dem Gletscher ein Menü zubereiten. Seit 2007 gibt es jedes Jahr das ICE CAMP, eine Iglu-Landschaft mit Panoramaterrasse, auf der Sonnenanbeter Drinks genießen.

2010 bis heute: Hochalpine Erlebniswelten

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Seit 2010 hat sich das Skitourengehen wieder zu einem neuen Trend entwickelt © skitourenwinter.at

Heute bedeutet Skifahren mehr als Pistenskilauf. Das Kitzsteinhorn hat sich zu einer Ganzjahres-Erlebniswelt entwickelt. So wurde 2010 in einzigartiger Kooperation mit dem Nationalpark Hohe Tauern die Gipfelwelt 3000 eröffnet, in der sich unter anderem Österreichs höchstgelegenes Kino, das Gipfel Restaurant, die Nationalpark Gallery und die Panorama-Plattform „Top of Salzburg“ befinden.
Auf 3.029 m Höhe können sich Besucher am Foto-Point vor der Kulisse der unberührten Gletscher des benachbarten Nationalparks ablichten lassen.

Beispielhaft für die heutige Wintersport-Vielfalt hebt sich das Kitzsteinhorn mit innovativen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen ab. Mit dem Aufkommen des Freeride-Trends wurde 2010 ein offizielles Angebot mit fünf ausgewiesenen Routen und einem Informationssystem eingeführt. Seitdem gilt der Gletscher als Freeride-Hotspot und Vorreiter in Sachen Aufklärung und Sicherheit. Der Snowpark am Kitzsteinhorn wurde 2011 um Österreichs erste und größte Superpipe erweitert.

Auch das Skitourengehen, das jahrzehntelang fast aus der Mode gekommen war, hat sich zu einem neuen Trend entwickelt und die Wintersportpalette um eine Facette reicher gemacht. Durch die hochalpine Winterlandschaft des Kitzsteinhorns führen seit 2014 zwei Routen mit unterschiedlichem Höhenprofil.

Das 50-jährige Jubiläum des Ganzjahres-Skigebiets am 12. Dezember 2015 steht unter dem Motto „The Power of Change“. Mit der Eröffnung der zwei neuen Seilbahnen „Gletscherjet 3 und 4“ und mit weiteren, freieren Pisten wird dabei eine neue Ära in Sachen Kapazität und Komfort beschritten.



Info: www.kitzsteinhorn.at

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Panorama-Plattform "Top of Salzburg" © Kitzsteinhorn