Gelebtes OsterBRAUCHtum in der Waldheimat

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 05.03.2019 - 08:40

„Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muss. Fallet nieder, fallet nieder auf eure Knie, betet ein Vater Unser und drei Ave Marie.“


traditioneller Ratscherspruch

Schon Peter Rosegger, Heimatdichter und Schriftsteller, geboren in Krieglach am Alpl, erzählt in „Das Karfreitagratschen“ wie die Glocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen. „Die Glocken aller katholischen Kirchen der Welt, die kleinen, wie die großen, sind zusammengekommen, damit der Heilige Vater sie alle untereinander harmonisch stimme und mit seinem Segen wieder heimschicke.“ (aus: „Volksleben in der Steiermark“, Staakmann, S. 231)

Die „Ratscherbuam“ und heutzutage natürlich auch die „Ratschermädls“ bilden vielerorts in unserer Brauchtumsregion kleine Gemeinschaften und gehen von Tür zu Tür. Mit ihren oft selbst angefertigten Handratschen aus Holz ziehen sie mit Lärm und Getöse durch die Straßen. „Dieses laute Treiben soll symbolisch den Aufruhr der Naturgewalten beim Tod des Herren darstellen. Entwicklungsgeschichtlich reicht wohl die Betätigung der Ratschen viel weiter zurück. Abwehr feindlicher Mächte dürfte auch ihre ursprüngliche Aufgabe gewesen sein.“ (aus: „Bräuche fallen nicht vom Himmel“, Fam. Dunst, S. 160)

Palmweihe und Segnung der Speisen

Rosegger schilderte auch schon 1875 den Brauch der Palmweihe. Die geweihten Palmen (Weiden) werden in der Heimat Peter Roseggers noch immer auf Bauernhöfen, nicht nur als Schmuck, sondern auch gegen Unwetter, Blitz und Hagel aufgestellt. „Die an diesem Tage geweihten Palmen sind ein Mittel gegen Blitz und Hagel.“ (Auszug aus Volksleben in der Steiermark)

Auch die kirchliche Segnung der Osterspeisen und die traditionellen Fleischweihen an idyllischen Plätzchen wie kleinen Kapellen und Marterln sind in der Region heute noch üblich. „Nun sehe ich Körbe und Kübel mit Osterfleisch und Osterbrot zur Kirche tragen. …Nach der Weihe seht ihr das Völklein auf dem Kirchplatze herumlungern und lehnen und hocken; mancher hält sein saftiges Stück Weihfleisch in der Hand, aber durchaus nicht auf lange.“ (Auszug aus Volksleben in der Steiermark)

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Die bunten Eier werden in Osternestern am Ostermorgen für die Kinder versteckt – früher hatten rote Eier eine andere Bedeutung.
© polansky

„roate Oar soummln“

In seiner Erzählung „Als ich Eierbub gewesen“ berichtet Rosegger von speziellen Bräuchen, die zu Ostern in seiner Jugend gepflegt wurden. Seine Mutter besaß drei Hühner, die sie über den Winter bringen musste.

„Also war es ihr stets gelungen, die Hühner zu behaupten, bis sie im März wieder anfingen Ostereier zu legen. Diese wurden als Erstlinge rot gefärbt und dann verschenkt an arme Kinder, die von Hof zu Hof gingen, um Ostereier zu sammeln, und an die Dienstmägde, die mit solchen Eiern wieder junge Burschen erfreuten. In manchen Gegenden bedeutet es geradezu eine Liebeserklärung, wenn das Mädel dem Burschen ein rotes Osterei schenkt. Das berechtigt den Burschen übrigens einzig nur, des Abends manchmal ans Fensterlein zu kommen, um „Gute Nacht“ zu sagen.“
- so besteht der Brauch des „roate Oar soummln“ in der Krieglacher Katastralgemeinde Massing noch heute. Am Ostersonntag ziehen junge (ledige) Männer nach dem feierlichen Kirchgang von Hof zu Hof um rote Eier zu sammeln.

Ostern in der Region

Rund um das Freudenfest werden für Familien auf Marktplätzen oder in Pfarrhöfen in der ganzen Region verschiedenste Aktivitäten geboten: Ostermärkte mit Kunsthandwerk, Körberl-Basteln, Eier-Malen, Palmbuschen binden, Ratschen bauen und Oster Nesterl und Rote Eier Suchen, etc. Die großen und vielen kleinen Osterfeuer in der Nacht des Karsamstages dienen als symbolischer Sieg des Lichts über die Finsternis. Nicht zu vergessen, der Osterhase, der bunte Eier und Osternester für die Kinder am Ostermorgen versteckt.

Für all jene, die das alte Brauchtum und diese schönen österlichen Traditionen miterleben wollen, bietet die Region Semmering-Waldheimat-Veitsch einen erlebnisreichen Aufenthalt.