Der wichtigste Begleiter am Berg

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 12.10.2021 - 14:46
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Der Rucksack muss richtig am Rücken anliegen © Olga Danylenko/Shutterstock

Er ist der wichtigste Begleiter, wenn es auf den Berg geht. Im Wanderrucksack werden alle wichtigen Utensilien für die Bergtour verstaut. Auch in gut gefülltem Zustand soll er angenehm zu tragen sein, ein gutes Belüftungssystem besitzen, individuell verstellbare und gepolsterte Gurte haben, Wind und Wetter trotzen und außerdem auch noch gut aussehen. Der Kauf will also gut überlegt sein. 

Schwerpunkt und Passform

Besonders bei längeren Wanderungen muss der Rucksack gut gepackt sein – sprich, er wiegt auch entsprechend mehr. Die richtige Passform ist daher ausschlaggebend für einen gesunden Rücken und entspannte Schultern. Der gemeinsame Schwerpunkt des Oberkörpers und der Last sollte daher über der Bewegungsachse des Rückens und über dem Becken liegen. Wenn schwere Gegenstände zu weit von der Wirbelsäule entfernt sind, entsteht ein Drehmoment, das den Rücken nach hinten zieht. Um nicht nach hinten zu fallen, müssen Sie den Schwerpunkt des Oberkörpers und der Last so verlagern, dass er wieder über dem Becken liegt – daher geht man in diesem Fall nach vorne gebeugt. Diese Belastung kann auf Dauer schmerzhaft und schädlich für die Wirbelsäule werden. 
Um aus dem großen Angebot den passenden Rucksack zu finden, ist es notwendig, bereits vorab das Haupteinsatzgebiet zu überlegen und daraus ableitend die optimale Größe zu bestimmen. Es macht keinen Sinn, das Gepäckstück zu groß zu kaufen, nach dem Motto: dann passt er für alles. Sie erreichen damit das Gegenteil – er passt eher für gar nichts. Außerdem bietet ein gut dimensionierter Rucksack einen Anreiz, wirklich nur das Notwendigste mitzunehmen und sich nicht unnötig zu belasten. Sie sparen damit doppelt an Gewicht: am kleineren Rucksack und an weniger Last am Rücken. Mit einem zu kleinen Rucksack haben Sie ebenso wenig Freude, denn es ist mühsam, die Ausrüstung hinzustopfen. Vorteilhaft ist in jedem Fall, wenn der Rucksack über Stabilisierungs- bzw. Kompressionsriemen verfügt, mit denen Sie ihn – auch wenn die Essensvorräte schwinden – zu einem kompakten Paket festzurren können.

Gut angegurtet

Da die meisten Menschen in den Beinen über mehr Kraft verfügen als in Rücken und Schultern, soll das Tragesystem das Gewicht optimal auf die Hüften übertragen. Die Kombination von Schulter- und Hüftgurten gestattet es auch, die Belastung zwischen beiden abzuwechseln. Wenn die Schultern ermüden, lockern Sie die Schultergurte und ziehen den Hüftgurt an, damit andere Muskelgruppen mehr arbeiten müssen. Lässt sich an Ihrem Rucksack auch die Breite der Schultergurtbefestigung einstellen, ermöglicht dies ein individuelles Anpassen sowie eine Umverteilung der Belastung der Schultern.
Der Wanderbegleiter muss so an Ihre Rückenlänge angepasst sein, dass der Beckengurt sauber mittig auf dem Hüftknochen sitzen kann. Diese messen Sie von der Oberkante des Hüftknochens bis zur Schulterkrone. Die Größenbezeichnungen bei den Rucksäcken lehnen sich an die üblichen Kleidungs-Konfektionsgrößen an, die damit ebenfalls als Maßstab herangezogen werden können. Die Feineinstellung erfolgt schlussendlich über die Höhenverstellung der Schultergurte. Den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen von Damen und Herren tragen alle namhaften Rucksackproduzenten Rechnung, indem sie eigene Damenmodelle anbieten. Diese sind nicht nur in der Farbgestaltung, sondern vor allem beim Schnitt von Trage- und Hüftgurt der weiblichen Anatomie angepasst.

Ausgeklügelte Technik der Gurte

Gute Hüftgurte sind meist aus mehrlagigem Schaum mit verschiedenen Härtegraden aufgebaut und besitzen Versteifungen aus Kunststoffformteilen. Je steifer sie sind, desto besser erfolgt die Lastenübertragung auf Kosten der Bewegungsfreiheit. Durch die seitlichen Hüftgurt­stabilisierungsriemen kann die Lastübertragung (angezogen) oder die Bewegungsfreiheit (locker) erhöht werden.
Die Schultergurte sollten gut und fest gepolstert sein und dürfen keinesfalls am Nacken reiben. Ein optional vorhandener Brustgurt fixiert die Schultergurten an der richtigen Stelle auf den Schultern. Außerdem kann bei längerem Tragen der Druck auf der Schulter etwas verschoben werden. An den am Körper anliegenden Punkten (Hüft-, Schultergurte, Rückenbereich) sollte feuchtigkeitsabsorbierendes, schnell trocknendes Material eingesetzt werden. Die Lagekontrollriemen erlauben in gelockertem Zustand eine bessere Belüftung, angezogen eine höhere Stabilität. Sie sollten vom Schlüsselbein etwa im 30° Winkel ansteigen. Bei sehr steifen Hüftgurten können die Schultern auch ganz entlastet werden: Schultergurte lockern und Lagekontrollriemen bis zur Entlastung anziehen.

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