Kärnten: Hemmaberg und Rosaliengrotte

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 12.10.2020 - 07:50
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Auf dem Gipfelplateau des Hemmaberges befand sich in spätantiker Zeit eine Höhensiedlung © Gerald Stiptschitsch

Es ist der "Heilige Berg" des Jauntals, der Hemmaberg, auf dessen Gipfel ein Altar ausgegraben wurde, der der keltischen Gottheit Jouenat geweiht war. Die Kelten wanderten im 3. J h. v. Chr. in diese Gegend ein, auch wenn Funde belegen, dass der Hemmaberg bereits im 2. Jtsd. v. Chr. besiedelt war. Vom Namen des Gottes Jouenat schließlich erhielt die römische Straßenstation Juenna (heute Globasnitz) ihren Namen.

Friedhofsparkplatz

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Wallfahrtskirche zur hl. Hemma © Gerald Stiptschitsch

Unser Weg führt uns vom Parkplatz nach wenigen Gehminuten der Ausschilderung entlang zum befestigten Plateau. Der heutige Parkplatz war früher der Friedhof, auf dem die Bewohner außerhalb der Befestigungsanlage beerdigt wurden. Priester, Kirchenstifter und ihre Familien waren in den Vorhallen der Kirche bestattet. Hierfür wurde im Areal der 5 Kirchen eine eigene Grabkapelle angelegt. Überhaupt wurde das ganze Areal in das 5./6. Jh. datiert, wodurch der Hemmaberg zur bedeutendsten frühchristlichen Ausgrabungsstätte in Österreich gehört.

Zu dieser Zeit verließen die Bewohner, wie in Noricum um diese Zeit weit verbreitet, die ungeschützte Siedlung in der Ebene, um sich in geschützte Höhenlagen zurückzuziehen. Um 500/510 wurden gleichzeitig zwei Doppelkirchenanlagen erbaut, die der Verehrung von Reliquien eines Märtyrers oder eines Heiligen zugrundeliegen. Zu dieser Zeit gehörte Kärnten und Slowenien zum Ostgotenreich.

Mir der Einwanderung der damals noch heidnischen Slawen um 600 n. Chr. geht dieses Wallfahrtszentrum zugrunde. Aschenreste über den Mosaiken sowie zerschmolzene Fensterscheibenstücke zeigen, dass die Siedlung durch Brand zerstört wurde.

Ausgrabungen sind frei zugänglich

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Die Ausgrabungen sind frei zugänglich © Gerald Stiptschitsch

Die Ausgrabungen sind als Freilichtmuseum öffentlich zugänglich. Die ursprünglichen Böden werden durch weißen Marmorkies für Mosaike und durch roten Kalksreinsplitt für den roten Ziegelsplittestrich angedeutet. Graugrüne Bruchsteinplatten zeigen die Lage der Gräber an, sofern die originalen Grabplatten nicht erhalten sind.

Durch den mittelalterlichen Steinraub sind heute nur noch die Fundamente erhalten. Archäologen konnten jedoch die Klerusbank, den Altarraum mit einer Reliquiengrube, eine Sakristei, einen Raum mit Heizkanal und eine Zisterne feststellen.

Rosaliengrotte: Ein Ort der Kraft

Am Rand der antiken Anlagen wurde die Filial- und Wallfahrtskirche zur hl. Hemma zwischen 1498 und 1519 errichtet. Jährlich besuchen am Hemmatag (27 . Juni) die Verehrer der Heiligen diese Kirche. Am dritten Sonntag im September findet hier zudem der Rosalienkirchtag statt. Dann werden die hl. Messen nicht nur in der Wallfahrtskirche, sondern auch in der Gemeindekirche der östlichen Doppelkirche zelebriert.

An der Nordseite befindet sich in der Felswand unterhalb des Gipfels eine Höhle, die Rosaliengrotte, die durch eine Quelle bereits im Altertum geschätzt und als Quellheiligtum verehrt wurde. Durch ein großes Loch oberhalb der Grotte kann man in diese bereits hinabsehen. Der Legende nach wurde hier ein junges Mädchen, das in das Loch gestürzt ist, von der heiligen Rosalia aufgefangen und sanft zu Boden gesetzt. Eine Treppe führt hinab zu Quelle und Grotte, wo seit 300 Jahren die heilige Einsiedlerin und Pestpatronin verehrt wird.

Eine in der Grotte errichtete Kapelle aus Holz dient als Andachtsstätte. Darin befindet sich die liegende Statue der heiligen Rosalia. Unter dieser Statue entspringt die Quelle. Das rechtsdrehende Wasser soll vor allem bei Augenleiden helfen, aber auch einen allgemein guten Gesundheitszustand bewirken.

Sechs Jahre lang war die Grotte samt Kapelle wegen Steinschlaggefahr geschlossen. Jetzt ist sie nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder zugänglich und erstrahlt in neuem Licht. 

Info

Der Hemmaberg ist ein 842 m hoher Berg im Vorfeld der Kamwanken und liegt westlich von Globasnitz. Auf dem Gipfelplateau befand sich einst ein keltisches Heiligtum. In spätantiker Zeit gab es hier eine Höhensiedlung mit einer älteren Kirche und zwei Anfang des 6. Jh. erbauten Doppelkirchen.
Die Siedlung ging um 600 zugrunde. Im Mittelalter wurde auf dem Gipfel eine Wallfahrtskirche erbaut. Beachtenswert ist eine 1.000 Jahre alte Linde am Rand des Plateaus.

Anfahrt: Über Eberndorf und Gösselsdorf nach Globasnitz. Von da beschilderte Straße bis zum Parkplatz unter dem Hemmaberg.

Eintritt: frei