Mystisch und archaisch – Tiroler Fasnachtsbräuche

Ein Artikel von Redaktion | 24.01.2017 - 11:47
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Das Nassereither Schellerlaufen zählt zu den bedeutendsten Fasnachten Tirols und wurde 2012 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt © Tirol Werbung / Esther Wilhelm

Die Vielfalt der Figuren und unterschiedlichen Fasnachtsbräuche in Tirol sind verblüffend. Die Figuren und Masken der Fasnächte haben mit Sonnenkult und Fruchtbarkeitszauber, mit dem Vertreiben böser Kräfte und der Beschwörung der Lebensgeister zu tun. Besucher sind fasziniert von den bunten und ausgelassenen Aufführungen mit prachtvollen, handgeschnitzten Masken und aufwendigen Kleidern. Fantasievoll geschmückte, mit Aufbauten versehene Wagen ergänzen den Zug der altehrwürdigen Gruppen und Figuren und sorgen für Heiterkeit, Bewirtung und viel Schabernack.

Tarrenzer Fasnacht

Vier Jahre sind vergangen, seit in Tarrenz die Fasnacht gefeiert wurde. Am 29. Jänner 2017 kehrt der traditionelle Umzug zurück, bereichert um ein eigens gebrautes Fasnachtsbier. Die zentralen Figuren der Tarrenzer Fasnacht sind das Maskenpaar Roller und Schaller, begleitet werden sie von Hexen, Bären, Waldmandln und Geigenmalern. Roller und Schaller symbolisieren dabei den Kampf zwischen Winter und Frühling. Die Tarrenzer Fasnacht ist zwar nicht die Größte in Tirol, aber wo sonst gibt es schon ein eigens gebrautes Fasnachtsbier?

Matschgererumzug in Absam

Beim Muller- und Matschgererwesen in den MARTHA-Dörfern (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur, Absam) rund um Innsbruck und Hall spielen unter anderem Spiegeltuxer, Melcher und Weißer als Symbole für den Frühling und Sommer und Zottler, Zaggler, Klötzler und Hexen als Vertreter des Herbstes und Winters die Hauptrollen. Wild und ungestüm ziehen sie durch die Straßen und Lokale, alle mit streng vorgeschriebenen Schritten, Tänzen und Figuren. Ein Schlag von den Mullern und Matschgern auf die Schulter bedeutet Glück und Fruchtbarkeit. Die traditionsbewussten Gemeinden veranstalten im Wechsel jedes Jahr einen großen Umzug. Am 12. Februar 2017 ist Absam wieder mit seinem Matschgererumzug an der Reihe.

Axamer Wampelerreiten

Ein ganz besonderer Brauch in der Tiroler Fastnachtslandschaft ist das Axamer Wampelerreiten, das alljährlich am Unsinnigen Donnerstag stattfindet. Die Axamer Burschen und Männer rangeln als Wampeler und Reiter gegeneinander und symbolisieren dabei den Kampf zwischen Winter und Frühling. Axamer Bock, Tuxer, Nadln, Buijazzln und Altboarische sind weitere traditionelle Axamer Fasnachtsfiguren, die aber nur alle vier Jahre beim großen Umzug ihr Unwesen treiben. Am 23. Februar 2017 sind wieder die Axamer Wampeler und Reiter an der Reihe.

Die Imster Fasnacht zählt zu einem der farbenprächtigsten Fasnachtsspektakel in Tirol: Rund 900 Fasnachtsbegeisterte verwandeln Imst alle vier Jahre in ein Meer aus Schellern, Rollern, Hexen, Bären und ziehen Besucher in ihren Bann. 2012 wurde das traditionsreiche Imster Schemenlaufen zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Zwei Jahre vor der großen Fasnacht der Erwachsenen findet die Buabefasnacht in Imst statt: Rund 400 Burschen zwischen sechs und 16 Jahren lassen Imst zu einer Fasnachtshochburg in Kinderhänden werden. Die nächste Buabefasnacht findet 2018 statt. Inzwischen können Interessierte in Imst das Haus der Fasnacht besuchen.

Alle drei Jahre gehen die Nassereither „in die Fasnacht“: Das Nassereither Schellerlaufen ist einer der imposantesten Fasnachtsbräuche in Tirol und ebenfalls immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Die anmutig wirkenden Figuren des „Schönen Zuges“ – Kehrer, Roller und Scheller sowie Spritzer – begeistern mit einzigartigen Seidengewändern im Barock- und Rokokostil. Um die Wartezeit bis zum nächsten Schellerlaufen 2019 zu verkürzen, können Interessierte das Fasnachtshaus Nassereith mit seinen mehr als 450 kunstvoll geschnitzten Holzmasken besuchen.

Info: www.tirol.at/fasnacht