Erz für die Ewigkeit

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Gerald Stiptschitsch | 18.08.2020 - 12:12
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Der Erzberg wird auch bunter Berg genannt – vollkommen zu Recht © byhafes/shutterstock

Der Steirische Erzberg ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region Hochsteiermark. Seit 1.300 Jahren wird hier bereits Erz abgebaut, weshalb er als Wiege der österreichischen Industrie angesehen werden kann. Er war Arbeitgeber für tausende Menschen über unzählige Generationen hinweg. Anfang und zur Mitte des 20. Jh. arbeiteten hier zeitgleich 8.000 Menschen. Bisher wurden rund 250 Mio. t Erz erzeugt, wozu an die 900 Mio. t Gestein abgetragen werden mussten. Im Gegensatz zur Vergangenheit findet der Abbau heute nur mehr an der Oberfläche statt. 

Erz für die Ewigkeit – nicht ganz

Die Karbonate wurden vor 400 Mio. Jahren, im sogenannten Devon, abgelagert und in späterer Folge durch eisenreiche Lösungen mineralisiert. Über eine halbe Milliarde Tonnen dieses Siderit-Erzes hat sich hier gebildet. Die verfügbaren Reserven des wirtschaftlich nutzbaren Erzes liegen noch bei 80 Mio. t, sodass noch 30 bis 40 weitere Jahre Bergbau betrieben werden kann.
Nicht ganz bewahrheitet sich damit die Sage über die Entstehung des Erzberges, wonach ein gefangener Wassermann die Einwohner von Eisenerz um seine Freilassung bat und dafür eine Belohnung versprach: „Gold für kurze Zeit, Silber nicht lange oder Erz für die Ewigkeit“.   
Geologisch betrachtet befindet sich der Erzberg am Nordrand der östlichen Grauwackenzone, die im Süden von den Zentralalpen und im Norden von den nördlichen Kalkalpen umschlossen wird. Bei Betrachtung des Erzberges kann man anhand der Farben sehen, wie komplex der eiserne Berg aufgebaut ist.

Mitten durch den Tagbau

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Bei Führungen durch den Tagbau lernt man den Erzberg aus nächster Nähe kennen © vchal/shutterstock

Auch heute noch kann man im Rahmen einer Führung mit der Bahn auf den Erzberg hinauf­fahren. Diese Erzbergbahn gilt als Museumsbahn, die von Vordernberg über den Präbichl bis zur Station Erzberg durch ein Tunnel verläuf.
Noch nie waren Sie während einer Haulyfahrt dem echten Bergbau so nah. Die aufregende ­Fahrt führt mitten durch den Tagbau, wo gesprengt, gebaggert und geschaufelt wird. Hierbei hält das riesige Fahrzeug an den spannendsten Abbauorten, dem neu gebauten Erzlager und den spektakulärsten Stellen des Erzbergrodeos.
Sprengungen können live miterlebt werden. Zurzeit werden im Jahr 2,8 Mio. t Erz produziert, wofür ungefähr 11 Mio. t Gestein (der sogenannte Verhau) aus dem Berg herausgesprengt werden müssen. Dafür werden 1.000 t Sprengstoff sowie 3.500 Bohrlöcher benötigt.

Reicherz oder Wascherz?

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Das Feinerzlager ist voll automatisiert © fritz16/shutterstock

Nach dem Abbau wird das Gestein im Großbrecher zerkleinert, der bis zu 1.600 t Gestein in der Stunde brechen kann. Das Material gelangt anschließend über ein Förderband zu einem Analysegerät, das den Eisengehalt prüft und über die Wertigkeit des Gesteins entscheidet. „Reicherz“ oder „Wascherz“ mit mehr als 30 % Eisengehalt kommt zur Nachbrech- und Siebanlage, die aus Flachkegelbrechern und Sieben besteht, wo das Erz auf 8 mm zerkleinert wird und über Förderbänder zum mechanisierten Feinerzlager, der letzten Station der Erzproduktion, gelangt.
Das Feinerzlager ist voll automatisiert. Wenn nach ca. 1½ Wochen der Lagerteil fertig auf­geschichtet ist, ist er knapp 25 m hoch und besteht aus 80.000 t verkaufsfähigem Erzkonzentrat. Über Förderbänder gelangt das Fertigprodukt zur Verladeanlage Krumpental. Bei der Verladeanlage werden die Züge mit dem Erzkonzentrat befüllt. Am Tag treffen 5 bis 7 Erzzüge in Eisenerz ein. Somit können pro Tag 6.000 bis 10.000 t versendet werden.