Gedenktag des heiligen Christophorus am 25. Juli

Ein Artikel von Michaela Tebaldi/Staatl. Schlösser und Gärten Baden-Württemberg | 19.07.2021 - 12:38
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Die Zisterzienserinnen hatten sechs Klöster in Oberschwaben. Kloster Heiligkreuztal ist das am besten erhaltene von ihnen © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Achim Mende

Der heilige Christophorus ist bekannt als Schutzpatron der Autofahrer. Traditionell hatte der Heilige aber viele und wichtige Aufgaben – ein Grund, warum sich sein Bild auch in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Heiligkreuztal sowie in der Klosterkirche St. Magnus in Schussenried findet.

Die vielen Aufgaben des Christophorus

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Die Zisterzienserinnen hatten sechs Klöster in Oberschwaben. Kloster Heiligkreuztal ist das am besten erhaltene von ihnen © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Achim Mende

Eine bekannte Legende erzählt, dass Christophorus – ein Riese, der nach manchen Überlieferungen einen Hundekopf gehabt haben soll – das Christuskind über einen Fluss getragen hat. Dabei soll das Kind auf seinen Schultern immer schwerer geworden und Christophorus beim Tragen beinahe ertrunken sein. Nach dieser Prüfung erkannte er am anderen Ufer Christus als seinen König an und wandte sich dem christlichen Glauben zu. Sein Name spiegelt diese Geschichte wider: Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Christusträger“.
Diese Legende brachte ihn mit den Reisenden bzw. später Autofahrern in Verbindung. 

Christophorus hat als einer der vierzehn Nothelfer aber viele Aufgaben: Allen voran ist er Schutzheiliger der Reisenden sowie der Fahrzeugführer – auch im Wasser und in der Luft. Daher sieht man die Medaille mit seinem Abbild häufig in Flugzeugen, Autos und Lastwagen. Aber man schrieb ihm eine noch viel grundlegendere Wirkung zu: Schon der Anblick seines Bildes sollte vor dem plötzlichen Tod bewahren. Das ist der Grund, warum man an vielen Kirchenportalen des Mittelalters ein Christophorusbild findet. Außerdem soll der Heilige gegen Pest, Dürre, Unwetter und Hagel schützen und Hilfe bringen, wenn man sich in großer Gefahr befindet.

Fresco des Hl. Christophorus im Kloster Heiligkreuztal

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Links im Bild ist der Hl. Christophorus mit Jesuskind abgebildet © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Anja Stangl

Auch in der Kirche St. Anna des Klosters Heiligkreuztal findet sich ein Fresko mit dem Bild des Heiligen – direkt am vordersten Pfeilerpaar, sodass man Christophorus gleich am Eingang begegnet und seinen Schutz vor plötzlichem Tod erhält. Geschaffen hat das Fresko der „Meister von Meßkirch“ im Jahr 1533. Dabei befindet sich Christophorus in guter Gesellschaft: Gegenüber ist die heilige Barbara abgebildet, außerdem zeigen zwölf Medaillons die Propheten des Alten Testaments.
Das Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal zählt zu den am besten erhaltenen Klosteranlagen des Spätmittelalters. Die Atmosphäre der Klosteranlage wird durch die Schlichtheit und Eleganz des gotischen Münsters geprägt. Bei der 1319 eingeweihten Klosterkirche St. Anna handelt es sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika. 
Die Klosteranlage wurde im 16. und 18. Jh. renoviert, erweitert und modernisiert. Im Zuge der Säkularisation am Beginn des 19. Jh. fiel sie an das Königreich Württemberg. Das Kloster beheimatet zahlreiche Kunstschätze und gibt bis heute einen authentischen Eindruck vom Leben eines Nonnenklosters des späten Mittelalters.

Kloster Schussenried: Chirtophorus-Statue schützt vor dem plötzlichen Tod

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Einer Legende nach hat Christophorus das Jesuskind über einen Fluss getragen © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Joachim Moll

Im Kloster Schussenried ist der heilige Christophorus als Holzstatue verewigt worden. Die große hölzerne Statue steht im Vorraum zur Klosterkirche St. Magnus. Mit dieser Aufstellung gleich am Eingang konnten alle sicher sein, dass sie unter dem Schutz des Heiligen standen. Wer die Kirche betrat, war vor dem plötzlichen Tod geschützt. Die Entstehung der Schussenrieder Christophorus-Statue wird auf das Ende des 15. Jh datiert. Man schreibt die Figur dem berühmten Ulmer Bildhauer Michel Erhart zu. Seine Werke können unter anderem im Ulmer Münster und dem ehemaligen Benediktinerkloster Blaubeuren bewundert werden. Die Figur stammt wahrscheinlich aus einer Christophoruskapelle in der Klosterkirche, die 1490 errichtet wurde. Es wurde überliefert, dass 1494 sieben Altäre in der Kirche St. Magnus geweiht wurden, einer davon zu Ehren des heiligen Christophorus.
Die Klosterkirche St. Magnus erscheint heute in barockem Gewand. Allerdings sind die spätromanischen Formen sowie das Mauerwerk in der um 1200 errichteten Kirche noch zu erkennen. Am Ende des 15. Jh erhielt die Kirche ihren spätgotischen Vorbau, bestehend aus einer Kirchenvorhalle mit Kreuzgratgewölben. Im 17. und 18. Jh entstand die prachtvolle barocke Ausstattung der Kirche – zeitgleich mit dem riesigen Neubau des Prämonstratenser-Klosters mit dem berühmten Bibliothekssaal.
Kloster Schussenried wurde im Zuge der Säkularisation aufgehoben und gehörte ab 1806 dem Königreich Württemberg. Heute ist die weitläufige Anlage eine der besonderen Attraktionen auf der Oberschwäbischen Barockstraße