Hoamfahrn von der Alm

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Christiane Bartal | 16.09.2021 - 12:25
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Den größten Kopfschmuck trägt gewöhnlich die Kranzkuh © FooTToo/Shutterstock

Die Almwiesen verlieren langsam ihre sattgrüne Farbe, die Tage werden bereits deutlich kühler, der Sonnenstand flacher. Mit den ersten Anzeichen des nahenden Herbstes geht für das Almvieh die wohl schönste Zeit des Jahres, der Almsommer, langsam zu Ende. Nach drei bis fünf Monaten (abhängig von der Höhenlage und Region) auf den saftigen Almwiesen gilt es für die Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde zwischen Mitte September und Mitte Oktober ans „Hoamfahrn“ zu denken: Es geht wieder zurück ins Dorf, zurück in den Stall.
Im Gegensatz zu den Almauftrieben, die im Frühsommer, meist Mitte Juni, ohne großes Aufsehen stattfinden, sind die traditionellen Almabtriebe (in Vorarlberg „Alpabtriebe“) jedes Jahr ein buntes Spektakel, oft begleitet  mit Frühschoppen, Kirtag, Musik, Trachtengruppen-Vorführungen, Schuhplattlern und Bauernmarkt mit regionalen Spezialitäten.
Bei Einheimischen wie Gästen sind sie gleichermaßen beliebt und fixer Bestandteil der regionalen Veranstaltungskalender. In Österreich gibt es rund 4.500 mit Tieren bewirtschaftete Almen mit rund 311.000 Rindern, 112.000 Schafen, 10.000 Ziegen und fast 9.000 Pferden. Alleine in Tirol finden mehr als 40 größere und zahlreiche kleinere Almabtriebe statt.

Abschied von der Alm – festlich aufgekranzt

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Auch die Ziegen kehren wieder von der Alm zurück – und sorgen zwischen den Kuhherden für Abwechslung im Ortsbild © TVB Tannheimer Tal/Meurer Achim

In der „Gru-Nacht“, der Nacht vor dem Abstieg, werden die Tiere noch einmal gemolken und auf die Rückkehr ins Tal vorbereitet. Die Senner treffen sich, zusammen mit jenen der benachbarten Almen, zu einem gemütlichen Beisammensein, um gemeinsam Abschied von der Alm zu feiern. Dabei dürfen deftiges Essen, etwa das Tiroler Melchermuas, aus Milch, Mehl, Salz und Butter in einer schweren Eisenpfanne über offenem Feuer zubereitet, und eine musikalische Begleitung nicht fehlen.
Hauptakteure der farbenprächtigen Almabtriebe am darauffolgenden Morgen sind die Kühe selbst. In großen Herden schlendern sie  den Berg hinab ins Tal, wo sie bereits freudig erwartet werden. Ist der Sommer auf der Alm gut verlaufen, also ohne tödliche Zwischenfälle innerhalb der Bauernfamilie und beim Vieh, etwa durch Krankheit, Steinschlag oder Unwetter, wird das Vieh traditionell festlich geschmückt – als Zeichen der Dankbarkeit: mit großen Glocken, deren Läuten bereits von Weitem zu hören ist, farbenfrohen Kopfschildern und geflochtenen Kränzen aus Almrausch, Tannen- und Latschenkieferreisig, Silberdistel, Gräsern, Kräutern, Früchten, Bändern und bunten Papierblumen. Die Kranz- oder Glock­kuh, die den Zug der Weidetiere anführt, trägt einen besonders prächtigen Kopfschmuck – oft mit Spiegel, der böse Geister vertreiben soll.

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