Irrlichter im Ibmer Moor

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 13.10.2021 - 10:22
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Mystische Abendstimmung im Ibmer Moor © Johannes Rigg/Shutterstock

Das Ibmer Moor in Oberösterreich ist  eines der vielfältigsten und artenreichsten Moore Mitteleuropas. Mit einer Ausdehnung von 2.000 ha ist es auch die größte zusammenhängende Moorlandschaft Österreichs. Alle 3 moortypen sind vertreten: Nieder- Hoch- und Übergangsmoor. Bei einem Besuch merkt man gleich, dass man sich in einer faszinierenden und eigenwilligen Landschaft befindet, die eine besondere Faszination ausübt. 

Paradies für Vögel und seltene Pflanzen

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Im Ibmer Moor tummeln sich vielerlei Wassertiere © Simlinger/Shutterstock

Entstanden ist das Ibmer Moor vor 20.000 Jahren, als sich der Salzachgletscher hierher verschoben hat. Aus den abgetrennten Eisschollen, auch Toteiskörper genannt, entwickelte sich nach der Gletscherschmelze das Moor mit seinen Moorseen. Heute ist das Ibmer Moor Lebensraum für zahlreiche geschützte Pflanzen- und Tierarten.  Etwa den rundblättrigen Sonnentau. Hinter diesem klingenden Namen versteckt sich eine fleischfressende kleine Pflanze, die mit glitzernden Leimtröpfchen Insekten anzieht. Diese bleiben daran hängen und werden in aller Ruhe vom Sonnentau verzehrt. Er ist auch der Grund, warum es im Moor keine Gelsenplage gibt. Der Sonnentau zählt zu den geschützten Pflanzen, genauso wie seltene Riedgräser, Orchideen, und viele andere Blumenarten. 
Auch die Vogelwelt ist hier besonders vielfältig. Die Torflager im Bürmoos und Weidmoos sind fast zur Gänze abgebaut. Im Weidmoos wurden durch ein Naturschutzprojekt 25 ha Wasserflächen durch Aufstauung geschaffen, wodurch sich das Areal zu einem Vogelparadies entwickelt hat. Wer Glück hat, trifft hier auf den seltenen Brachvogel und oder die Bekassine.
Schautafeln entlang des Weges informieren über die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt, sowie die Eigenheiten des Moores.

Lockende Irrlichter im Moor

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Auf der großen Moorrunde © Michaela Tebaldi

Auf schmalen Holzstegen geht es durch den Moorwald, wobei man die Wahl zwischen der großen und der kleinen Moorrunde hat. Knorrige Birken, dunkle Wasserflächen und moosige Wiesen wechseln einander ab. Hier sollen nicht nur seltene Vögel und Pflanzen zu Hause sein, auch Sumpfgeister und Moorweiberl möchten manche schon im Moor gesehen haben. Aufmerksame Augen entdecken vielleicht eines dieser Wesen.
Jede Menge Totholz sind hier genauso anzutreffen wie Wasserflächen, die aus der Wiese hervorglitzern und moosbedeckte Flächen. Wer im Moor den vorgegebenen Weg verlässt, begibt sich in reale Gefahr. Denn wo Moose einen festen Boden vortäuschen, liegen möglicherweise Schwingböden darunter.
Doch was hat es mit den Irrlichtern auf sich? So mancher Wanderer wurde angeblich von diesen mystischen Lichtern ins Verderben getrieben haben. Eigentlich ist der Spuk ganz einfach zu erklären: Aus dem Wasser steigen Gase auf, die bei der Zersetzung der Pflanzen entstehen. Diese speziellen Gase, die im Moor gebildet werden, sind leicht brennbar und erzeugen Licht, wenn sie an die Wasseroberfläche und damit an die Luft gelangen. Bei Dämmerung sind solche Naturphänomene besonders gut zu sehen.