Burg Strechau: Der geheime Betraum

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 29.04.2015 - 09:25
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Im Jahr 1979 wollten Amerikaner die Burg kaufen und in ein Hotel umwandeln. Im Arkadenhof sollte der Brunnen entfernt und an dessen Stelle ein Swimmingpool gebaut werden. Im letzten Moment konnte die Burg als "Burg" bewahrt werden. © Gerald Stiptschitsch

Langgestreckt, von Wehrmauern umgeben, liegt die gut erhaltene Burg da. Dem war nicht immer so, denn während die Burg immer wieder erweitert und renoviert wurde, fand 1938 ein großzügiger Umbau für die Unterbringung einer NAPOLA-Schule und anschließend eines Kindererholungsheimes statt.

Bis 1955 galt sie als Reichsbesitz und wurde nicht nur als Erholungsheim, sondern auch für die Unterbringung von Soldaten genutzt. Sie wurde regelrecht ausgeschlachtet und nur weniges, das nicht niet- und nagelfest war, blieb in der Burg. 1979 erfolgte schließlich der Verkauf der heruntergekommenen und fast gänzlich leeren Burg und wird seither durch Harald Boesch vorbildlich renoviert.

Versteckte Deckenmalereien

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Eine Besonderheit in Österreich: Die Decke des protestantischen Betraumes konnte bewahrt werden, weil sie aufgrund einer Zwischendecke versteckt war. Dadurch blieben auch die Originalfarben erhalten © Gerald Stiptschitsch

Die Burg besitzt heute u. a. einen Torbau mit Torwärterhäuschen, einen Hunger- und Pulverturm sowie ein Kanonenrondell. Über eine Halsgrabenbrücke gelangt man zur Hauptburg, einer viergeschoßigen Anlage mit mittelalterlichem Turm, einem Renaissance-Arkadenhof, einer Kapelle und einem großen Rittersaal.

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Eine Sage erzählt von einer jungen Frau, die ihrem Mann einen Treueschwur gab, sich jedoch, als er auf Kreuzzügen unterwegs war, in einen anderen verliebte. Als ihr Mann zurückkam, heuchelte sie ihm vor, ins Kloster gegangen zu sein, um ihn los zu werden. Als Strafe verwandelte sich das "Fräulein der Burg Strechau" zu einer grauenvollen Gestalt © wikipedia.org

Der Name Strechau wird erstmals 1074 genannt. Die teils romanische, teils gotische Wehranlage wird unter dem Geschlecht der Hoffmann, Führer der steirischen protestantischen Stände, Mitte des 16. Jh. zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Das zeigen auch der italienisch wirkende, renaissancehafte Arkadenhof und die berühmte manieristische Deckenmalerei (1579) des protestantischen Betraumes, der sogenannten „evangelischen Kapelle“.

Letztere konnte dadurch erhalten bleiben, weil sie durch eine Zwischendecke versteckt blieb. Nur mühsam wurden die ursprünglichen Malereien von Schimmel und Schmutz befreit. Ein kleiner Teil des damaligen Zustandes blieb erhalten, um den Vergleich darzustellen (siehe Markierung im Bild).

Burg Strechau, die zweitgrößte Burg der Steiermark, barg jahrelang den sagenhaften Schatz Kaiser Freidrich III. Ein Begriff der Kostbarkeit des kaiserlichen Hortes ist der sogenannte „Corvinus­becher“, der sich heute im niederösterreichischen Wiener Neustadt befindet.

Noch eine weitere Begebenheit spielte sich auf der Burg Strechau ab. Als 1282 die Burg an die Habsburger kam, wurde der Besitz vom berühmt-berüchtigten und vielverleumdeten Abt Heinrich II. von Admont verwaltet. Er eroberte, konfiszierte, exekutierte und setzte gefangen, wie er es für richtig hielt und war rasch als Leuteschinder übelster Art verschrien.

Er galt als böser Dämon, tyrannischer Treiber und des „Teufels Kaplan und Fensterbloch“. Schließlich wurde er durch den Dienstmann Durinc Grießer erschossen. Laut der Chronik „Continuatio Vindobonensis“ wurde er von einem Pfeil angeschossen, mit dem Schwert durchbohrt, mit dem Messer aufgeschlitzt und schließlich geköpft. Im Blut schwimmend habe er so sein Leben beendet, er, der selbst so viele auf verschiedene Arten töten ließ.

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Der Stich aus dem 17. Jh. zeigt die durch zwei Zugbrücken gesicherte Vorburg mit Hunger- und Pulverturm. Deutlich hebt sich der ins Schloss verbaute einstige Bergfried mit aufgesetztem Barockturm vom übrigen Gemäuser ab

Burg Strechau

Lage: Burg Strechau liegt im Ortsgebiet der Gemeinde Lassing im Ortsteil Burgfried, wird aber häufig irrtümlich Rottenmann zugerechnet. Von Rottenmann führt ein Wanderweg auf die Burg, die man nach etwa 1,5 Stunden erreicht. Der erlebnisreiche Weg führt durch den Wald vorbei an Höhlen, Felsen und Quellen und bietet wunderschöne Ausblicke in die Umgebung.

Anfahrt: A9 Pyhrnautobahn, Abfahrt Rottenmann und von da Richtung Liezen auf der Bundesstraße bis zur Abzweigung Lassing. Ab Lassing der Beschilderung zur Burg folgen. Parkplatz direkt vor dem Burgeingang vorhanden.

Öffnungszeiten: Die Burg ist täglich zwischen 1.5. und 31.10. von 10 – 16 Uhr geöffnet, keine Anmeldung für die Besichtigung erforderlich.

Preise: Erwachsene € 8,–, Kinder € 4,–

Besonderheiten: Während der Öffnungszeiten können Sie die Oldtimerausstellung besichtigen. Die Burg- und Autoausstellung kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Info: www.burg-strechau.at