Aufblühen im Tessin

Ein Artikel von Redaktion | 23.02.2015 - 08:54
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Brissago am Lago Maggiore. Wenn auf den Berggipfeln noch der Schnee liegt, blühen am Seeufer bereits die Azaleen © obs/Ticino Turismo/Christof Sonderegger

Die Kamelie ist die blühende Botschafterin des Frühlings. Mit dem Kamelienfest begrüßt Locarno traditionsgemäß die neue Jahreszeit. Locarno Camelie gilt als eine der weltweit wichtigsten Veranstaltungen dieses Genres, gleich hinter einem ähnlichen Event in Japan, dem Ursprungsland der zauberhaften Blüte.

In Asien steht die Kamelie als Symbol für die Langlebigkeit, eine glückliche Ehe und Zufriedenheit. Die Veranstaltung Locarno Camelie wartet vom 25. bis 29. März 2015 mit Raritäten, Sonderzuchten und einer Inszenierung auf, die ihresgleichen sucht. An der Schau in der Burg Castello Visconteo werden über 200 Kameliensorten gezeigt.

Ein Spektakel sondergleichen bietet im Frühling auch der Kamelienpark von Locarno, einer der größten und reichhaltigsten Parks unseres Kontinents. Er wurde anlässlich des Weltkongresses der Kamelie im Jahr 2005 eröffnet und 5 Jahre später von der International Camellia Society mit dem begehrten Titel Garden of Excellence ausgezeichnet. Heute bietet er auf mehr als 10.000 m2 Platz für nahezu 1.00 verschiedene Kameliensorten. Zwei Teiche mit Wasserspielen und ein romantischer Pavillon bereichern die Anlage.

Parco Botanico Eisenhut: Ein botanisches Kunstwerk

Der Pflanzenliebhaber und Baumschulist Otto Eisenhut hat auf der Gambarogno-Seite des Lago Maggiore, auf der Hügelterrasse zwischen Piazzogna und Vairano, mit viel Hingabe und Geschick einen prachtvollen, 17.000 m2 umfassenden botanischen Garten angelegt. An die 950 Arten und Sorten Kamelien, 800 verschiedene Magnolien, Azaleen, Pfingstrosen und Rhododendren gedeihen hier. Dazwischen wachsen Efeu, Kiefern, Wacholdergebüsch und andere zum Teil seltene europäische und exotische Pflanzen.

Paradoxerweise schafft gerade die winterliche Sonnenabsenz die Bedingung für das botanische Wunder: Die Temperatur schwankt in der kalten Jahreszeit nur minimal. Das verhindert, dass die empfindlichen Pflanzen vorzeitig zu knospen beginnen und dann bei einem späteren Kälteeinbruch erfrieren.

Parco San Grato: Themenpfade durchs Aussichtsreich

In dem oberhalb des Künstlerdorfes Carona gelegenen Parco San Grato gedeiht auf gut 60.000 m2 eine äußerst vielseitige Sammlung an Azaleen, Rhododendren, Koniferen und Nadelbäumen. Ursprünglicher Besitzer dieses Grundstücks war der St. Galler Industrielle Martin Othmar Winterhalter, der 1923 das Patent für den modernen Reissverschluss erwarb. Doch sein Glück währte nicht lange: Winterhalter verschleuderte sein Vermögen, wurde von seinen Geschwistern entmündigt und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo er 1961 starb.

Mittlerweile gehört der Park dem Luganeser Tourismusverein, der einen Spielplatz errichtete und Themenpfade durch das bunte Blütenmeer anlegte. Im wahrsten Sinne des Wortes fabelhaft ist der Märchenweg, der Kindern auf spielerische Art erlaubt, den Park zu erkunden. Ein weiterer einfacher Pfad ist der Relaxweg, der die ebenen, leicht begehbaren Wegstücke verbindet.

Entlang des Botanischen Wegs finden Ausflügler zahlreiche Informationstafeln zu Zierpflanzen und zur wilden Vegetation des Parks. Auf dem Sentiero Artistico wiederum können Werke verschiedener Künstler bewundert werden, und der Panoramaweg führt zu den schönsten Aussichtspunkten.

Parco Scherrer: Ein Museum im Garten Eden

Für viele ist es das schönste Dorf des Tessins: Morcote am Luganersee. Es klebt im Windschatten des Arbostora-Hügels und kommt daher auch im Winter in den Genuss eines sehr milden Klimas. Zu einer der größten Attraktionen Morcotes avancierte der wahr gewordene Traum von Herrmann Arthur Scherrer, der als Textilhändler (1881-1956) viel in der Welt herumkam.

Bei diesen Reisen entwickelte er eine besondere Liebe für Kunst und Kultur des Orients. Am Steilhang nördlich von Morcote kaufte er sich Stück für Stück Land zusammen und begann, einen kleinen Garten Eden anzulegen. Was bis dahin ein Gewirr aus Weinberg und Gestrüpp war, entwickelte sich unter Scherrers künstlerischer Anleitung zu einem subtropischen Park aus Zypressen, Zedern, Palmen und Bambushainen.

Um für die vielen Kunstwerke und Plastiken, die Scherrer im Laufe der Jahre gesammelt hatte, ein passendes Ambiente zu schaffen, liess er in seinem Park mehrere kleine Gebäude nach klassischen und fernöstlichen Vorbildern errichten. Neben einer Kopie des Erechtheions, eines kleinen griechischen Tempels mit Säulen in Frauengestalt, gehören dazu ein siamesisches Teehaus, ein arabischer Palast, ein kleiner Sonnentempel und sogar ein ägyptisches Mausoleum. Seit den 1970er Jahren ist der Parco Scherrer öffentlich zugänglich und bietet somit jedem Besucher die Möglichkeit, ein wenig in Paradiesphantasien zu schwelgen.


Info:
www.ascona-locarno.com
www.parcobotanico.ch
www.luganoturismo.ch
www.morcote.ch