Eggenburg/NÖ: Abenteuer Urzeitweg

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 25.11.2015 - 09:07

Sehenswert ist in Eggenburg nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Umgebung mit den berühmten Kogelsteinen, den malerischen Kellergassen oder den Kalvarienberg. Wir haben hier aber auch die Gelegenheit 1.000 Mio. Jahre in die Erdgeschichte einzutauchen und sich einen Einblick in das Eggenburger Meer zu verschaffen, wo bisher zahlreiche Relikte von Seekühen, Haifischen und vielen Arten von Muscheln gefunden wurden. Und vielleicht haben auch wir das Glück, ein solches Relikt zu finden

Die erste Fossilienfundstelle

Wir bewaffnen uns heute nicht nur mit Wanderkleidung und Rucksack, sondern auch mit Schauferl und Sieb. Immerhin wollen wir auch unser Glück versuchen und im Sand nach kleinen Haifischzähnen oder Muschel(abdrücken) suchen. Dazu aber später mehr.

Unser Startpunkt ist der Bahnhof von Eggenburg. Von hier gelangen wir zu einer Gleisunterführung, die uns auf die andere Seite führt und wo wir dann den Güterweg rechts den Gleisen entlang gehen. Hier halten wir uns der asphaltierten Straße entlang, die dann nach links mit der Beschilderung „Urzeitweg“ schwenkt.

Wir gelangen kurze Zeit später zum Florianibründl, das auf der rechten Seite etwas versteckt im Wald liegt. Hier handelt es sich bereits um eine Fossilienfundstelle, wo vor allem Muscheln zu finden sind. Der in diesem Tiefbruch abgebaute Kalksandstein ist ein Ablagerungsprodukt des tropischen und subtropischen Meeres von vor 20 Mio. Jahren.

Der Kalkstein wird fast zur Gänze aus kalkhaltigen Hartteilen verschiedener Organismen aufgebaut, die hier in der Stillwasserbucht einst gelebt haben und im Kalkschlamm abgelagert wurden. Es sind kugelige und ästige Gebilde von Moostierchen, Schalen von Pilgermuscheln, Gehäuse- und Stachelreste von Seeigeln, Kelche von Seelilien und Gehäuse von Seepocken.

Von hier führt der Weg geradeaus auf ein Kreuz zu, dem Armenseelenkreuz, wo wir dem Weg nach rechts folgen, bis wir zu einer weiteren Abzweigung nach links kommen.

Haifischzähne, Knochen, Muscheln

Auch wenn uns bei dieser Abzweigung der Weg nach links weiter führt, gehen wir einige Meter geradeaus und gelangen zu einer Schautafel mit dem Hinweis auf die Kühnringer Sandgrube. An der Basis dieser Sandgrube kann man die Spuren des Urmeeren sehen und Versteinerungen von Muscheln, Schnecken und Haifischzähnen finden. Die Sandgrube lockte bereits Wissenschafter aus der ganzen Welt zu Forschungszwecken an, immerhin wurden hier 7 nahezu vollständige Skelette von Seekühen gefunden und die Ursache ihres Todes rekonstruiert: Eine Sturmflut in den Seegraswiesen.

Bereits 1852 wurden hier die ersten fossilien Knochen entdeckt. Dass es hier in diesem Sand mit Grobschutthorizont zu derart vielen Urzeitrelikten kommt, liegt an dem engen Tal, das sich gegen Kühnring hin öffnet. An der Basis des westlichen Teils der Sandgrube liegen bis 2 m hohe, rostgelbe Sandschichten mit vielen Versteinerungen, die über 20 Mio. Jahre alt sind. Zu dieser Zeit war hier im Eggenburger Meer eine seichte, sandige Bucht, die mit Seegräsern bewachsen war.

Der heutige grobe Schutthorizont darüber markiert ein Sturmflutereignis, bei dem die Seegrasbestände ausgerissen wurden und somit die Seekuhherde verhungern musste. Die Kadaver sanken zu Boden und wurden von den Wellen teilweise zerlegt und vertragen. Austern haben sich an den Knochen festgesetzt, der Meeresspiegel stieg mit der Zeit langsam an und Feinsande lagerten sich allmählich darüber.

Ehemaliger Wallfahrtsweg

Unser Weg geht nun wie erwähnt links weiter und von da der Ausschilderung am Hauptweg entlang. Wenn wir unseren Blick nach links über die Felder richten, können wir bereits die Barbarakapelle sehen.

Wir gehen nun bis zur Querstraße weiter, auf der wir links abbiegen und kurze Zeit später einen lohnenden Abstecher zur Barbarakapelle machen. Sie wurde im 18. Jh. gebaut und gedenkt mit Statuen der Hl. Barbara (Schutzheilige der Bergleute und damit auch der Steinbrucharbeiter) und der Hl. Rosalia. An dem Kleinod führte früher auch ein Wallfahrtsweg vorüber, der bis nach Mariazell ging.

Wir gehen nun den Weg weiter bis zu einem Platz mit einer großen Linde, wo sich auch ein kleiner Spielplatz befindet. Dahinter liegt das kleine Freilichtmuseum „Johannessteinbruch“.

Kalkstein für die Wiener Ringstraße

Unter der großen Linde vor dem Steinbruch steht die Statue des Hl. Johannes von Nepomuk aus dem 18. Jh. Für Bildhauer und Baumeister war der Zogelsdorfer Kalkstein aus dem Johannessteinbruch sehr begehrt und ein Rohstoff für lokale Marterln bis hin zur Fassadengestaltung auf der Wiener Ringstraße.

Entstanden ist dieser aus Kalkschalen verschiedener Meeresorganismen des „Eggenburger Meeres“. In unserer Zeit wurde der Steinbruch leider mit Müll zugeschüttet, 1990 aber wieder für die Besichtigung freigelegt.

Wir wandern von hier den Urzeitweg weiter, queren die Bundesstraße B35 und kommen an alten Weinkellern vorbei, bis uns der Weg nach links leicht bergauf führt, bis wir am Waldanfang rechts in einen kleinen Weg einbiegen, der uns erneut über eine Straße führt. Während wir anfangs über Felder gewandert sind, führt der Weg nun durch einen dicht bewachsenen Wald. Hier müssen wir aufpassen, denn wir verlassen kurze Zeit später den Wald und gehen in einer Lichtung den Waldrand entlang.

Am Ende dieses Feldes beginnt wieder der Wald und hier müssen wir den kleinen Weg nach links hinein abbiegen. Er ist nicht beschildert und verwachsen! Etwa eine Minute später können wir links, etwas im Wald versteckt, eine Statue – das Dismas-Monument – sehen und eine Beschilderung. Hierbei handelt es sich um den Galgenberg. Von hier führt der Weg weiter leicht bergab und wieder auf ein freies Feld. Wir halten uns geradeaus und wenn der Hauptweg nach links schwenkt, gehen wir geradeaus auf das kleine Waldstück zu und dort rechts wieder dem Wegweiser entsprechend links weiter.

Beeindruckender Kalvarienberg

Hier kommen wir nun zum Kalvarienberg mit der Waldandacht, der Maierkapelle und mehreren Statuen auf den Kreuzwegstationen. Schließlich erreichen wir eine Brücke, die uns über die Gleise führt und den Weg bergab weiter folgen.

Hier haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt Eggenburg. Wir halten uns aber nicht auf dieser Straße, sondern biegen in einer Rechtskurve nach links in den Weg hinein ab, wo wir zu einer alten Kastanienallee gelangen und an einem alten Tunnel vorbei gehen.

Wir halten uns rechts, gelangen zur Bundesstraße, queren diese und folgen von da aus der Ausschilderung zum Bahnhof, wo wir noch die imposante Stadtmauer sehen und evtl. das Krahulezmuseum besuchen können.

"Urzeitweg" in Eggenburg

Gehzeit: 3 Stunden

Höhendifferenz: 85m

Anfahrt: Über die S1 Krems nach Langenlois, weiter nach Maissau und Eggenburg

Wegverlauf: Bahnhof - Florianibründl - Armenseelenkreuz (375 m) – Barbarakapelle (405 m) – Zogelsdorf – Galgenberg (403 m) – Kalvarienberg – Bahnhof

Besonderheit: Planen Sie bei der Wanderung zusätzlich Zeit ein, um Infotafeln zu lesen und nach Versteinerungen zu suchen.

Einkehrmöglichkeiten: Am Weg selbst gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Gasthöfe und Lokale finden Sie direkt in Eggenburg.


Info: www.eggenburg.at