Es ist ein beeindruckendes Bild, wie sich die mächtigen Pumpen behebig auf und nieder bewegen, um das tief im Boden gelegene Erdöl Tag und Nacht in gleichmäßigem Takt in die Höhe zu befördern.
Stählerne Pferdeköpfe
Beim Förderturm steht eine kleine Kapelle, das Schneiderkreuz, die einem Arzt gewidmet wurde, der hier während der Pestzeit beerdigt worden sein soll © Gerald Stiptschitsch
Wir befinden uns im „Klein-Texas“ des Weinviertels. Immer wieder trifft man hier in der Gegend um Matzen, nahe der slowakischen Grenze, auf die Pumpenböcke, die „die wippenden Pferde des Erdölfeldes“ genannt werden und auf Landkarten eingezeichnet wie viele kleine Ameisen wirken. Der Pumpenbock ist die Obertageeinheit zum Antrieb der Pumpen und besteht im Wesentlichen aus dem Grundgerüst, dem Pferdekopf, dem Getriebe, der Antriebseinheit und den Gegengewichten, die die Last ausgleichen. Ein spezieller Rundweg, der „Erdöl-Erdgas-Lehrpfad“, führt nicht nur zu den sowohl ältesten als auch neuesten Pumpen, sondern an unzähligen Exponaten rund um die Erdölgewinnung und -verarbeitung vorbei. Zu sehen sind etwa Bohrköpfe, ein Tankwaggon, Raupentraktoren, ein 40 t schwerer Kolbenverdichter oder ein über 40 m hoher Gitterbohrturm.
20 Schichten im Matzen-Feld
1949 bohrte man in der Gemeinde Matzen das größte Ölfeld Mitteleuropas an – das sogenannte „Matzen-Feld“. Weitere Tests ergaben, dass in diesem Bereich des Wiener Beckens Erdöl- und Erdgas in über 20 Schichten vorhanden ist. 1955 wurde das geschichtliche Maximum der österreichischen Ölförderung mit 3,7 Mio. Tonnen erreicht. Heute beträgt die Erdölförderung etwa 900.000 t pro Jahr, noch 1970 waren es rund 3 Mio. Tonnen Erdöl.
Der Lehrpfad, zu dem auch aktive Förderstationen und Sonden zählen, ist einzigartig in seiner Form in Österreich und – obwohl er bereits 1979 eröffnet wurde – kaum bekannt. Nahe des Gemeindeamts Prottes liegt das Erdöl- und Erdgasmuseum, wo der Lehrpfad beginnt. Entlang der Josef-Seitz-Straße führt der Weg etwa 15 Minuten durch den Ort und wir können hier bereits zahlreiche Ausstellungsstücke sehen. Mehrere Schautafeln sind leider veraltet und teilweise schlecht lesbar. Auch wenn wir den Ort verlassen und uns Richtung Schießstätte wenden, gehen wir fast ausschließlich auf asphaltierten oder gut befestigten Wegen, wodurch der Rundweg – auch aufgrund der geringen Höhenunterschiede – für die Benützung eines Kinderwagens gut geeignet ist. Selbst nach stärkeren Regenfällen kann dieser mit festem Schuhwerk problemlos begangen werden. Sind wir schließlich bei der Schießstätte angekommen, führt uns der Weg schräg nach links an der Hubertuskapelle vorbei. Über einen Abstecher können wir rechts die Schotterstraße weitergehen und über einen schmalen Wiesenweg rechts das Barbarakreuz besuchen, das aus Teilen eines Förderturms errichtet wurde. Wieder zurück bei der Hubertuskapelle erreichen wir wenige Minuten später eine Hinweistafel, die uns entlang des Lehrpfades nach links weist.
Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.
Wollen Sie die ganze Wanderung lesen? Holen Sie sich die Ausgabe September-Oktober/2020 unter shop.reisen-magazin.at oder als Mobilversion in der REISEN-Magazin App (Apple oder Android)!
Wir weisen darauf hin, dass wir keine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit dieser Informationen sowie für gegebenenfalls daraus resultierenden Schaden übernehmen.