Mit ihren großen, dunklen Knopfaugen und dem langen Schwanz sieht die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) besonders putzig aus. Das nachtaktive Nagetier ist der kleinste heimische Bilch und ein geschickter Kletterer. Durch den Verlust geeigneter Lebensräume wird das Tier europaweit aber immer seltener – daher hat es der Österreichische Naturschutzbund zum Tier des Jahres ernannt.
Scheuer, kleiner Nager
Die Haselmaus ist nachtaktiv und ein scheues und sehr kleines Tier. Daher begegnet sie einem bei einer Wanderung im Wald sehr selten. Bei einer Größe von etwa 14 cm macht gut die Hälfte davon der dicht behaarte Schwanz aus. Dieser unterscheidet sie einerseits von anderen Mäusen und hilft ihr bei ihren waghalsigen Sprüngen von Ast zu Ast.
Das Fell des Nagetiers ist sandfarben bis rötlich-hellbraun, die Bauchseite heller, Brust und Kehle sind weißlich gefärbt. Auch die schwarzen Knopfaugen und die abgerundeten Ohren machen sie unverwechselbar und verleihen ihr das sympathische Aussehen.
Auch wenn man die Haselmaus nicht zu Gesicht bekommt, so kann man ihr Vorkommen an den Spuren, die sie hinterlässt nachweisen: Haselnüsse mit kreisförmigen Löchern und glatt ausgenagten Kanten oder charakteristischen Kugelnester aus Laub und Gräsern in dichter Strauchschicht sind eindeutige Hinweise auf den Nager.
Das halbe Jahr aktiv
Den Winterschlaf verbringt das Nagetier zusammengerollt, und wärmt sich dadurch selbst © COULANGES/Shutterstock
Haselmäuse sind von April bis November aktiv. Tagsüber schlafen sie in gut versteckten Kugelnestern in einer Höhe von 30 bis 90 cm über dem Boden im dichten Gestrüpp, in denen sie im Sommer drei bis fünf Jungen aufziehen. Der Waldbewohner baut drei bis sechs freistehende Nester werden pro Individuum – immer dort, wo es durch dichte Vegetation am besten geschützt ist.
Die geringe Geburtenrate durch nur einen Wurf pro Jahr gleicht die Haselmaus durch eine vergleichsweise lange Lebensspanne von etwa zwei bis Jahren aus.
Zwischen Oktober und April zieht sich die Haselmaus dann in einem gut isolierten Nest in der Streuschicht zum Winterschlaf zurück. Zusammengerollt zu einer Kugel verbringt sie die kalte Jahreszeit dort und verliert dabei fast die Hälfte des Körpergewichtes. Danach muss das fehlende Gewicht wieder aufgefuttert werden: Auf dem Speiseplan des drolligen Nagetiers stehen Knospen, Blüten und Insekten sowie Beeren, Nüssen und Samen.
Gefährdeter Lebensraum
Die Haselmaus lebt in Laub- und Mischwälder mit artenreichem Unterwuchs, strukturreiche Waldsäume und breite, artenreiche Hecken. Dort findet sie Schutz und Nahrung zugleich. Sie meidet offene Flächen, lückige Hecken und nicht durchgehende Sträucher, da sie dort Fressfeinden ausgeliefert ist. Solche Flächen führen dann leider dazu, dass Habitate und somit Populationen getrennt werden.
Mit der Ernennung zum Tier des Jahres 2023 möchte der Naturschutzbund auf den Wert strukturreicher Waldsäume und Hecken hinweisen sowie auf den fortschreitenden Lebensraumverlust und dessen Auswirkung auf das Überleben von Haselmaus und ähnlicher Tiere aufmerksam machen.
Der Nager ist vorwiegend in Mittel- und Südeuropa, im Osten bis zur Wolga und nördlich bis Kleinasien sowie bis in eine Höhe von knapp 2.000 m verbreitet. Viele ihrer Lebensräume wie artenreiche Hecken und strukturreiche Waldränder sind in den letzten Jahrzehnten durch Verbauung, Lebensraumzerschneidung und intensivierte Bewirtschaftung verschwunden, die verbliebenen Flächen sind oft zu klein und liegen isoliert.
In Österreich gäbe es noch genug Lebensraum für die Haselmaus. Zu ihrer Bestandsentwicklung gibt es aber aufgrund ihres scheuen Charakters kaum Daten.
Wer eine Haselmaus sichtet, kann das auf der Homepage www.naturbeobachtung.at dokumentieren und dabei helfen, das Vorkommen der Haselmaus besser zu erfassen.