Im Mai kehrt der Bienenfresser aus seinen Überwinterungsquartieren im Süden in die milden Regionen Österreichs zurück © Vladimir Kogan Michael/Shutterstock
Dieser Vogel fällt einfach auf: bunt schillernd wie ein Papagei, aber so groß wie eine Amsel. Meist hört man ihn schon von Weitem, bevor man ihn sieht. Ihr melodischer Gesang erinnert an eine Wasserpfeife. Er ist der einzige heimische Vertreter einer ansonsten in den Tropen und Subtropen beheimateten Vogelfamilie.
Im Laufe der Jahrhunderte hat der Bienenfresser sein Areal in Europa immer wieder verändert. Es ist eine wechselvolle Geschichte zwischen Ausbreitung und Rückzug, Ansiedlung und Ausrottung. Noch Ende des 19. Jh. wurde der Vogel als „Teufelsschwalbe“ verfolgt und beinahe ausgerottet. Seit den 1990er Jahren erholt sich der Bestand wieder, und europaweit brüten wieder zahlreiche Paare. Trotzdem gilt der Bienenfresser hierzulande als gefährdet.
Wie frisst man Bienen?
Der Bienenfresser ernährt sich von Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen, Libellen und anderen Insekten © Luka Hercigonja/Shutterstock
Wie der Name bereits verrät, hat der Bienenfresser (Merops apiaster) eine Vorliebe für Bienen – aber auch andere große Insekten wie Hummeln, Wespen, Hornissen, Libellen, große Flugkäfer wie Hirschkäfer oder Schmetterlinge, die alle meist im Flug erbeutet werden – bis zu 250 Stück pro Tag. Problematisch ist nur, dass einige davon stechen, wenn sie sich in Gefahr befinden und somit das Futter für den Vogel lebensgefährlich sein kann. Er hat jedoch eine eigene Zubereitung entwickelt, indem er die Tiere am Hinterende packt, sie gegen eine feste Unterlage reibt und durchknetet. Dadurch wird das Gift herausgepresst und abgewischt – und erst dann wird die Beute gefressen. Weil sicher aber sicher ist, sind Bienenfresser auf das Insektengift immun. Dazu bringen die Eltern ihrem Nachwuchs lebende Bienen mit in die Brutkammer, mit denen die Jungvögel geringfügig gestochen werden, um sie gegen das Bienengift zu immunisieren, was innerhalb von 14 Tagen mehrmals geschieht und dann auch ein Leben lang hält.
Der Bienenfresser benötigt also ein reichhaltiges Nahrungsangebot, das nur dort existiert, wo für Großinsekten günstige Lebensräume vorherrschen. Das sind v. a. artenreiche Wiesen und Brachen mit einer Vielzahl verschiedener Kräuter und Blütenpflanzen.
Neue Brutplätze als Notlösung
Die Lösshänge und Abbruchkanten in Weingärten sind optimale Brutplätze für den bunten Bienenfresser © Rachynskaya Iryna/Shutterstock
Der Bienenfresser brütet als anpassungsfähige Art in Österreich heutzutage fast nur noch in anthropogen geschaffenen, sekundären Lebensräumen wie Lösswände von terrassierten Weingärten und Hohlwegen sowie Steilwänden in Sand- und Schottergruben, sofern ein geeignetes feinkörniges und daher grabfähiges Substrat vorhanden ist.
Der ursprüngliche Brutlebensraum, die Steilufer großer Tieflandflüsse, ist längst Gewässerregulierungen zum Opfer gefallen. Für die Aufzucht der Jungen gräbt er bis zu 1,8 m lange und 5 cm breite Bruthöhlen. Bereits bestehende Höhlen werden nicht angenommen, sodass jährlich immer neue Grabungen vorgenommen werden. Die Lösswände werden aber auch von vielen Wildbienenarten und Wespen genutzt, die in tausenden kleinen Löchern ihre Brut unterbringen – ein gedeckter Tisch für Bienenfresser, die durchschnittlich 2 bis 3 Jungen aufzuziehen haben. Heute stellen viele Sand-, Kies- und Lehmgruben einen wertvollen Lebensraum für den Bienenfresser dar.
Ein Ausflug zu den Bienenfressern
Im Burgenland beherbergt das Neusiedler-See-Gebiet etwa 15 % des österreichischen Brutbestandes. Gemeinsam mit den angrenzenden Bereichen, der Parndorfer Platte und dem Ruster Hügelzug, zählt es zu den besten Brutvorkommen Österreichs. Hier lässt sich beispielsweise zwischen Weiden am See und Gols eine größere Kolonie beobachten. An einer hohen, sandig-lehmigen Steilwand kann man die Löcher der Brutkammern erkennen und mit etwas Geduld auch den Bienenfresser beobachten.
Bis August kann man sich an den bunten Vögeln freuen, dann heißt es wieder Abschied nehmen und warten, bis der Vogel im Frühjahr nach einer langen Flugstrecke aus Afrika zurückkehrt.