Rumänien: Der bunte „Fröhliche Friedhof“

Ein Artikel von Christiane Bartal | 03.12.2019 - 15:39
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Mit den bunten Holzkreuzen und den humorvollen Inschriften nehmen die Bewohner des rumänischen Ortes Săpânţa den Tod – und oft auch die Verstorbenen selbst – regelrecht auf die Schippe © Dziewul/Shutterstock.com

Die Bewohner der Ortschaft Săpânţa im Nordwesten Rumäniens haben ihre eigene Art gefunden, das Leben und den Tod gleichermaßen zu feiern: Auf dem „Fröhlichen Friedhof“ (rumänisch: „Cimitirul Vesel”) erzählen rund 800 farbenfrohe Holzkreuze mit kleinem Spitzdach die Lebensgeschichten mit teils skurrilen Details über die Verstorbenen, die darunter ruhen. Auf einem aus Holz geschnitzten Bild ist etwa ein geköpfter Soldat zu sehen, ein anderes zeigt einen ehemaligen Einwohner, als er von einem Lastwagen überrollt wird.

Manche Inschriften offenbaren unverblümt den zu Lebzeiten erarbeiteten Ruf und zeigen einen besonders offenherzigen Humor, etwa: „Unter diesem schweren Kreuz liegt meine Schwiegermutter ... Bitte passen Sie auf, dass Sie sie nicht aufwecken, denn wenn Sie nach Hause kommt, wird sie mich wieder schimpfen.“
Und woran dieser Bürger verstorben sein könnte, verraten diese Zeilen: „Der Schnaps ist eine Schlange, die uns Trauer und Mühsal bringt. Wem der Schnaps gut schmeckt, dem wird es so ergehen wie mir.“

Woher kommt dieser besondere Stil?

Geprägt hat diesen einzigartigen Friedhof ein heimischer Künstler namens Stan Ioan Pătraş, der im Jahr 1932, als 24-Jähriger, die erste kunstvolle Grabinschrift für einen Verwandten schuf. Ab 1935 ritzte er außerdem ironische Zeilen in die Kreuze – im rauen Dialekt der Gegend – und ergänzte sie um Bildnisse der Verstorbenen. Der Stil fand rasch großen Gefallen – und seither will jeder im Ort seine verstorbenen Angehörigen derart frabenfroh begraben. Der Friedhof ist mittlerweile auch eine beliebte Attraktion für Touristen geworden. Alleine die Holzschnitzereien bringen die Besucher zum Schmunzeln – dafür sind gar keine rumänischen Sprachkenntnisse erforderlich.

Auch sein eigenes Kreuz hatte der 1977 verstorbene Künstler noch selbst angefertigt. Sein Nachfolger ist sein talentiertester Lehrling, Dumitru Pop, dessen bescheidene Holzhütte genauso detailreich verziert ist wie die Holzkreuze am Friedhof. Auch nach Österreich, Deutschland, Italien, England und in die USA hat Pop bereits seine bemalten Holzkreuze auf Bestellung verschickt. Mit dem Preis von mehreren Hundert Euro ist ein solches Kreuz allerdings für viele Bewohner von Săpânţa gar nicht leistbar.

Humorvoller Museumsfriedhof in Tirol

Übrigens gibt es auch in Österreich einen ähnlich skurrilen Friedhof mit humorvollen Inschriften: den Museumsfriedhof Kramsach/Tirol. Auf ihm sind jedoch keine Menschen begraben.