Für die Reise zum nördlichen Teil Borneos ist Malaysiens Hauptstadt Kuala Lumpur Ausgangspunkt. Trotz ihres Images als Boomtown mit zwei Millionen Einwohnern überrascht sie mit intensiver Durchgrünung und gepflegten Gartenanlagen.
Zweieinhalb Stunden dauert der Flug von Festlandasien auf die drittgrößte Insel der Welt. 800 km über das Südchinesische Meer führt die Route zu den beiden malaiischen Provinzen der Insel Borneo: Sabah und Sarawak. Die Hauptstadt Kota Kinabalu der Provinz Sabah bietet wenig Sehenswertes. Die historische Substanz wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe weitestgehend zerstört. Unbedingt lohnenswert ist aber ein abendlicher Besuch auf dem Fischmarkt am Uferkai westlich der Hauptpost. Dort beeindruckt nicht nur die Fülle und üppige Vielfalt an Farben und Formen der Fische des südchinesischen Meeres.
Durch den Regenwald zum höchsten Gipfel Südostasiens
Unsere Borneoreise gilt aber hauptsächlich der Besteigung des Mount Kinabalu und der Begegnung mit Orang Utans. Für diese genussvolle Wanderung sollten zumindest zwei Tage eingeplant werden, da die Höhendifferenz von 1.700 m an einem Tag nur für sportlich Ambitionierte zu schaffen ist.
Bei der Wanderung handelt es sich um keine anspruchsvolle Kletterei, jedoch sind entsprechende Ausrüstung und Schuhwerk erforderlich, zudem kann die Kälte am Gipfel unangenehm sein.
Zeitig am Morgen beginnt die Tour mit einem Führer, der vor Ort zu bezahlen ist. Zum Aufstieg bieten sich zwei Wege an, wobei der Mesilau Trail weniger überlaufen und abwechslungsreicher ist. Bei der ersten Tagesetappe durchwandern Sie vier der fünf Vegetationszonen. Bis etwa 1.200 m Höhe erlebt man noch den vielfältigen Tieflandregenwald. Die untere Regenwaldzone von 1.200 bis 2.300 m Höhe wird von Eichen- und Kastanienwäldern dominiert, die in nicht geschützten Bereichen Borneos zunehmend monotonen Palmölplantagen weichen müssen. Mit klarem Wasser dahinplätschernde Bäche, gesäumt von Farnen, Moosen und Begonien in Verbindung mit der stimmungsvollen Geräuschkulisse, geben dem Ganzen eine paradiesische Anmutung. Ab 2.000 m Höhe ist der obere Bergregenwald ist erreicht.
Kinderstube der Orang Utans
Besonders beeindruckt hat uns der Besuch bei den Waldmenschen, wie die Orang Utans auf Malaiisch bezeichnet werden, im äußeren Osten Borneos. Sie gehören zusammen mit den Schimpansen, den Gorillas und den Menschen zur Familie der Hominiden (Menschenaffen). Unsere nahe Verwandtschaft wird offensichtlich, wenn man im Sepilok Orang Utan Rehabilitationscenter den Affenbabys in ihren Bettchen mit Strickjacken als Wärmeersatz für die fehlende Mutter in die Augen sieht. Hier werden verwaiste oder verletzte Tiere aufgepäppelt und auf ein eigenständiges Dasein im Regenwald vorbereitet. Der Besucher gewinnt anhand von Filmen, Exponaten und Schautafeln Einblick in das Leben der Pflanzenfresser. Zweimal täglich lassen sich bei den Fütterungsplattformen die aus dem Dschungel kommenden, noch nicht ganz an die Eigenständigkeit gewohnten Tiere beobachten.
Will man das Center abseits der ausgetrampelten Touristenpfade vom Ort Sandakan aus besuchen, so lohnt eine Übernachtung im einsam an einem Meeresarm gelegenen Sepilok Laut Reception Center, von wo aus eine etwas mehr als einstündige Wanderung durch den Mangrovenwald zur Orang Utan-Pflegestation führt – zweifellos einer der Höhepunkten der Reise.
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