Karneval in Afrika?

Ein Artikel von Monika Stradner | 06.02.2024 - 14:23
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Bunt geht es beim traditionellen Karneval in Bissau zu © TLF Images/Shutterstock

Einen der fröhlichsten und buntesten Karnevals kann man erleben, wenn man sich – fernab von jeglichem Massentourismus – in ein kleines Land nach Westafrika begibt: nach Guinea-Bissau. Ein Mix Afro-Brasilianischer Traditionen beinhaltet bunte Masken, aufregende Tänze und eine Extra-Portion Lebensfreude!

In der Hauptstadt des westafrikanischen Staates, der an der Mündung des Rio Corubal in den Atlantik liegt, geht es in den Tagen vor dem Faschingdienstag heiß her: Artisten, Jongleure, Feuerschlucker und unzählige Tänzer sind zu Trommelklängen durch die pulsierenden Straßen der Stadt unterwegs.

Auch auf den vorgelagerten Inseln des Bijagos-Archipels wird voller Lebensfreude in Baströcken und Kokosnuss-BHs durch die Straßen getanzt und man sieht und hört dieses kulturelle Erbe nicht nur, sondern erfährt es hautnah. Die Inselgruppe ist zudem ein sehenswertes Highlight für Naturliebhaber: die aufgrund ihrer Abgeschiedenheit einzigartige maritime Flora und Fauna wurde zum UNESCO-Weltnaturerbe bestimmt.

Guinea-Bissau ist geprägt von seiner kolonialen Vergangenheit. Erst 1973 hat das Land die Unabhängigkeit von Portugal erreicht. Die Verbindungen und der Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Portugal sind bis heute spürbar, nicht nur aufgrund der Sprache. Bunte Masken, mit Pfeil und Bogen ausgestattete Krieger in Krokodilhaut und moderne Masken aus Pappmaschee sind genauso präsent wie knapp bekleidetet Tänzerinnen – alles Elemente, die auch bei einem brasilianischen Karnevalsumzug nicht fehlen dürften. Dass Guinea-Bissau und Brasilien die portugiesische Kolonialgeschichte teilen, verbindet die beiden Länder und ist bis heute in Musik, Tanz, Religion und Kulinarik spürbar.

Vielfältige Herausforderungen

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Eindrucksvolle Akrobatik beim großen Karnevalsumzug im westafrikanischen Bissau © TLF Images/Shutterstock

Kein allzu bekanntes Reiseland ist der Staat zwischen Senegal und Guinea. Die etwa 2 Mio. Menschen leben hauptsächlich von Landwirtschaft. Reis ist das Grundnahrungsmittel, die Cashewnuss ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Exportartikel und auch Fischerei spielt eine bedeutende Rolle.

Das Land hat eine bewegte politische Geschichte, geprägt von Instabilität, Militärputschen und ethnischen Spannungen. Die Auswirkungen dieser Unsicherheiten sind an den sozialen und wirtschaftlichen Indikatoren bemerkbar. Guinea-Bissau gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, und die Bevölkerung hat mit Problemen wie mangelnder Gesundheitsversorgung und Bildung zu kämpfen.

Wer sich auf ein Abenteuer einlässt wird mit unberührten Stränden und azurblauem Meer belohnt. Die Herausforderungen des Landes sind zwar nicht zu übersehen. Die Menschen in Guinea-Bissau bewahren aber – trotz aller Widrigkeiten – mit Stolz ihre kulturelle Vielfalt und setzen sich für eine bessere Zukunft ein. Das sieht und spürt man – nicht nur während des Karnevals.