Zur Knappenwelt im Angertal

Ein Artikel von REISEN Magazin/Gerald Stiptschitsch | 26.11.2020 - 08:16
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Themenweg Via Aurea © Gerald Stiptschitsch

Der Wanderweg „Via Aurea“ führt mit geringem Höhenunterschied fast immer am Bach entlang zum Talschluss des Angertals (1280 m), wo sich die Knappenwelt befindet. Es ist einer der schönsten Themenwege im Salzburger Pongau, der ohne große Anstrengung auch für Familien mit Kinderwagen geeignet ist. 

Acht Schmelzhüttenplätze

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Die Ausgrabungen wurden originalgetreu wieder aufgebaut © Gerald Stiptschitsch

Bei der Knappenwelt am Ende des Weges handelt es sich um ein montanhistorisches Zentrum mit einem Verhüttungsplatz aus dem 14. und 15. Jh. Ende der 1970er Jahre wurden zunächst zwei Schmelzöfen im Schattbachgraben entdeckt: spätmittelalterliche Gold- und Silberschmelzöfen auf einem in Mitteleuropa einzigartigen Verhüttungsplatz. Besuchern steht im Rahmen von Führungen das Knappenhaus, das Bergmeisterhaus, die Schmiede und die alten Schmelzöfen zur Besichtigung zur Verfügung. Dabei werden von einem zentralen Wasserrad zwei Blasbälge für die Schmelzöfen und ein Pocher zur Erzzerkleinerung angetrieben.
Archäologische Begehungen haben gezeigt, dass im Angertal mindestens acht mittelalterliche Schmelzhütten vorhanden waren. Im Gelände sind sie durch große Schlackenhalden erkennbar.  
Besonders interessant sind die Holzkonstruktionen, die bei Ausgrabungen freigelegt, restauriert und originalgetreu wieder aufgebaut wurden. Zu sehen sind unter anderem Schmelzöfen für Golderz (15. Jh.) sowie eine Erzaufbereitungsanlage. Mehrsprachige Informationstafeln vermitteln Hintergrundwissen rund um den Goldbergbau im Gasteinertal und das hier wieder aufgebaute frühindustrielle Montanzentrum.
Am Goldwaschplatz kann echtes Tauerngold aus dem Angerbach gewaschen werden. Hierzu werden spezielle Termine unter fachkundiger Führung angeboten. Auf dem Platz steht zudem ein „Troadkastn“, ein Getreidespeicher aus dem Jahre 1754, der in Dorfgastein abgetragen und hier wieder aufgestellt wurde. Er diente der Vorratshaltung von Getreide, Mehl, Fleisch, aber auch Wolle, Leinen und Bekleidung.  

Sozialfond „Bruderlade“

Im Knappenhaus wird auf sehr anschauliche Weise versucht, das Leben der Knappen und anderer Arbeitskräfte, die bei der Erzver­hüttung an diesem Ort eingesetzt wurden, nachzuempfinden. Wegen der damals enormen Umweltbelastung vor Ort war die Lebenserwartung um die 40 Jahre, obwohl die Knappen einst zu einer privilegierten Bevölkerungsschicht gezählt haben. Sie durften Waffen tragen und verfügten über die sogenannte „Bruderlade“, einen Sozialfond, aus dem in Not geratene Familienangehörige der Knappen, nach Unfällen oder Tod, versorgt wurden.