Malerisches Echerntal

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Christiane Bartal | 21.09.2021 - 11:42
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Wasser ist im malerischen Echerntal allgegenwärtig © Christiane Bartal

Wer ist mehr zu beneiden als die Bewohner eines Ortes, in dessen Bezirk die Natur selbst ihre Schönheit ausstellte“, schrieb der österreichische Schriftsteller Franz Sartori (1782–1832) im Jahr 1813 über Hallstatt und sein verstecktes Seitental.
Zu einer Zeit, als die romantisierte Vorstellung der Natur auch in die bildende Kunst und die Literatur Eingang fand, müssen die wilden Gebirgsbäche und stobenden Wasserfälle, die das an Hallstatt angrenzende Echerntal ausmachen, eine besondere Faszination ausgeübt haben. Zu den Forschern, Bergsteigern und Jägern gesellten sich nach Motiven und Inspiration suchende Maler, Literaten und sogar der Kaiser höchstpersönlich, der das Echerntal und seine Wildromantik genauso schätzte. In einem Brief an seine Mutter schrieb Kaiser Franz Joseph 1865 nach einem Ausflug von seiner Sommerresidenz in Bad Ischl nach Hallstatt: „Vorgestern habe ich allein mit Sissi bei herrlichsten Wetter eine hübsche Partie gemacht ... Nach Tisch sind wir zum Waldbachstrub gegangen. Das Tal war herrlich beleuchtet und vom frischesten Grün; nur durch eine Menge Trotteln, wie immer, und durch eine neue, dieser schönen Gegend höchst unpassenden Zivilisation verunstaltet.“
Die bedeutendsten Maler der österreichischen Romantik und des Biedermeiers, darunter Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) und Friedrich Gauermann (1807–1862), haben hier im 19. Jh. ihre Staffelei aufgeschlagen (siehe „Das Echerntal in der Kunst verewigt, Seite 78). Im Echerntal fanden sie die idealen Motive für Ihre Werke: ungebändigtes Wasser, schroffe Felsen im Hintergrund, knorrige Wälder und liebliche, saftig-grüne Wiesen.
Dieser romantischen Wildheit der Landschaft und seinen Menschen, die sich von ihr haben inspirieren lassen, widmet sich der Themenweg „Maler, Literaten und Naturwunder“.

Runenstein, Schleierfall und Eulenloch

Am Ende des Hallstätter Ortsteils Lahn starten wir das Naturabenteuer. Wir entscheiden uns für den linken unasphaltierten Brandbachweg entlang des namensgebenden Baches (Sie können aber auch den direkteren, asphaltierten Malerweg nehmen). Sein Bachbett ist meist trocken und führt nur bei extremen Niederschlagsmengen am Dachstein-­Hochplateau Wasser. Nach etwa 10 Gehminuten erreichen wir das Kleinwasserkraftwerk und das „Babylon“, einen 1893 errichteten hölzernen Pavillon, mit einer Übersichtstafel über die Attraktionen entlang des Weges. Die erste liegt bereits nach wenigen Hundert Metern am Wegesrand: der Runenstein – ein Felsblock, der nach der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren in das Echerntal gestürzt war und deutliche runenähnliche Verwitterungsspuren trägt. Weiter geht’s auf dem Pfad durch den „Märchenwald“. Beim Überqueren der Kuh-Brücke über den Waldbach fallen uns unregelmäßige Einbuchtungen am felsigen Ufer auf – sogenannte „Gletschertöpfe“, von denen wir später noch größere sehen werden. Auch die Reste eines Holzrechens quer über den Bach sind noch sichtbar. Früher gab es weiter bachaufwärts noch eine wasserbetriebene Mühle und ab 1814 dann eine Steinschleiferwerkstätte. Dann öffnet sich der Wald zur Binderwiese – und wir stehen vor dem ersten Wasserfall dieser Wanderung, dem 100 m hohen Schleierfall.

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

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