Durch Kalk und Karst

Ein Artikel von REISEN Magazin/Gerald Stiptschitsch | 30.08.2022 - 13:35
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Die Koppenwinkelalm ist ohne Steigungen leicht erreichbar und liegt am Fuß des Dachsteinmassivs © Gerald Stiptschitsch

Jeden Frühling, wenn der Regen kommt und vom Dachsteinplateau das Schmelzwasser durch das Gestein sickert, füllt sich ein kleiner See nahe Obertraun mit Wasser. Im Spätsommer ist das Schauspiel vorbei, dann trocknet er wieder aus; und wo zuvor glasklares, prickelnd-kaltes Nass war, ist nur noch eine braune Fläche.

Ein Glücksplatz im Salzkammergut

Der Koppenwinkelsee unter den steilen Wänden des Dachsteinmassivs bietet jedes Jahr aufs Neue ein Naturschauspiel und ist nicht umsonst als Glücksplatz im Salzkammergut ausgewiesen. Wenn oben am Berg nach starken Regenfällen und der Schneeschmelze das Wasser in Klüften und Schlucklöchern (Ponoren) verschwindet, wandert es durch porösen Kalk über verschlungene Wege und Höhlen im Bergesinneren und stößt schließlich auf eine undurchdringliche Gesteinsschicht, wo es sich durch den Schotterboden in das kleine Seebecken drückt. Viele unterirdische Quellen speisen in dieser Form den See. Das Naturschutzgebiet ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für Badende sowie Schnorchler und Rastplatz für Wanderer oder Radfahrer. 

Zwischen Koppenwinkel und Hallstättersee befindet sich ein einfacher und landschaftlich sehr interessanter Themenweg mit zahlreichen Tafeln, die über die Natur und Geologie des Dachsteins informieren. Der Start für diese Wanderung empfiehlt sich bei der Bahnstation Obertraun-Koppenbrüllerhöhle und dem Gasthof Koppenrast mit großem Parkplatz. Ein alternativer Startpunkt ist aber auch der Bahnhof Obertraun am Hallstättersee. Hinter dem Gasthof findet sich eine Abzweigung zum Kinderfreunde-Feriendorf Obertraun. Hier verbrachten bereits 1946 Arbeiterkinder aus Linz ihre Ferien im Zeltcamp, als 1949 schließlich ein Feriendorf für Kinder entstand. Das Feriendorf ist heute noch für Projekttage, Ausflüge und Schullandwochen sehr beliebt. Am Feriendorf vorbei sehen wir bereits nach wenigen Minuten am linken Wegrand einen riesigen Steinbrocken, der sich am 20. Februar 1987 aus der Wand des Rauen Koppen löste und hier zu liegen kam. Immer wieder kommt es durch sogenannte Frostsprengungen zu kleineren oder größeren Felsabstürzen. Beim größten historischen Bergsturz im Salzkammergut donnerten 1920 zwischen sechs und neun Millionen Kubikmeter Gestein aus der Sandling-Westwand bei Bad Goisern. 
Der Koppenwinkel am Fuße des Dachsteins und an der Traun ist seit 1978 ein Naturschutzgebiet und eine kleine Kraftoase. In der moosbedeckten Mulde, umgeben von Huflattichblättern und umrahmt von den Wäldern des Landfrieds, liegt der Glücksplatz Koppenwinkel mit dem Koppenwinkelsee, auch Koppenwinkellacke genannt. Kleine Inseln schmücken den See, der durch mehrere Buchten gegliedert ist und im Sommer zwar Badegäste anzieht, allerdings nur gerade mal einen halben Meter tief und eiskalt ist. Wir wandern an einer großen Waldlichtung und der Koppenwinkelalm vorbei, wo man zur Landfriedalm abzweigen kann. Historische Funde wie ein Bronzebeil auf der Landfriedalm deuten darauf hin, dass es im Dachsteingebiet bereits in der Zeit zwischen 2.400 und 1.600 v. Chr. Almen gegeben hat. Ihre Blütezeit erlebte die Almwirtschaft jedoch im Mittelalter.

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

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