Aus dem Leben des „Wilden John“

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Christiane Bartal | 02.02.2023 - 08:59
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© Christiane Bartal

Naturnahe Fließgewässer gibt es heute nur mehr selten. Auch der einst unberechenbare Johnsbach wurde in den 1950er und 1960er Jahren vom Menschen gezähmt, sein Flussbett gelenkt und mit Buhnen und Schwellen aus Drahtschotterkörben verbaut, um die Straße zum kleinen Bergdorf Johnsbach zu sichern.
Heute wissen wir, welch immenser Eingriff diese Regulierung in das natürliche Ökosystem bedeutete: Bachforellen und Äschen konnten nicht mehr von der Enns zu ihren Laichgebieten im Mittellauf des Johnsbaches aufsteigen. Und so wurde dem eingezwängten Johnsbach im Rahmen eines europäischen Naturschutzprojektes der Großteil seines Schotterbettes wieder zurückgegeben – ein Kompromiss zwischen den Interessen der Natur und dem Sicherheitsbedürfnis des Menschen.
Seit Abschluss der Renaturierung im Jahr 2009 ist der Weg für laichwillige Fische wieder frei, seinen Uferverlauf darf der Bach nun wieder selbst gestalten. Mit dem mitgeführten Geschiebe entstehen neue Lebensbereiche, was beispielsweise dem Fischotter und der Wasseramsel zugute kommt. Anstelle der einstigen Fichtenkulturen hat sich nun eine natürliche Ufervegetation mit Weidengebüschen und Grauerlen-Auen entwickelt.
Von diesem Werdegang erzählt der Erlebnisweg „Der Wilde John“ auf kindgerechte Weise: spielerisch und in Sagenform mit zehn interaktiven Stationen. 

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© Christiane Bartal

Folge den Fußstapfen des Riesen!
Wir begleiten den Riesen John auf seinem Lebensweg durchs Tal, erfahren von seiner unbeschwerten Kindheit, der ungestümen Jugend, seiner ersten Liebe und seiner auserwählten Ehefrau Erica. Doch eines Tages wird John von habgierigen Zwergen in einer Höhle gefangen genommen und zum Erzwaschen gezwungen. Kann er entkommen und zu Erica zurückkehren?

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© Christiane Bartal

Wo die bösen Zwerge schuften
Schau durch das Guckloch! Tief im Inneren der Berge stillen die Zwerge ihren Hunger nach Rohstoffen. Drücke auf den Knopf, um zu sehen, was sich in der Dunkelheit abspielt! Tatsächlich wurde im Johnsbachtal bis Mitte des 19. Jh. Erz abgebaut. In der mittleren und späten Bronzezeit (1.500–1.250 v. Chr.) wurde ­sogar Kupfer – vermutlich im Tagbau – gewonnen. Im Bett des Johnsbaches hat man Reste eines bronzezeitlichen Kupferschmelzplatzes und einer Schlackenhalde entdeckt.

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© Christiane Bartal

Die 5 frechen Prinzessinnen
Auf der Suche nach einer Ehefrau begegnet John im Schloss des Riesenkönigs den jungen, selbstbewussten Prinzessinnen Erica, Iris, Rosa, Veronica und Angelica (Allegorien auf die Pflanzengattungen). Zunächst muss John jedoch ein Rätsel lösen. Auf Knopfdruck stellt dir jede von ihnen eine Frage mit vier Antwortmöglich­keiten. Beantwortest du die Frage falsch, musst du die schnippischen, aber durchaus informativen Belehrungen über dich ergehen lassen.

Start: Parkplatz beim Erlebniszentrum Weidendom im Nationalpark Gesäuse.
Höhendifferenz: 33 m
Weglänge: 1,6 km
Gehzeit: 30 Minuten
Anfahrt: Auf der Gesäuse Straße (B146) bis zum Parkplatz an der Abzweigung nach Johnsbach.
Wissenswert: Der Erlebnisweg „Der Wilde John“ ist Teil des 5 km langen Sagenweges, der weiter nach Johnsbach zum Bergkirchlein mit dem Bergsteigerfriedhof führt. Tafeln erzählen Johnsbacher Volkssagen, z. B. vom „Versteinerten Schulmeister“. Gehzeit:1 Stunde, 45 Minuten.