300 Jahre unglaubliche Reisen mit dem Lügenbaron

Ein Artikel von Sabrina Bühn | 27.03.2020 - 08:00
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© Oskar Herrfurth

Wir alle haben diese eine Person in unserem Bekanntenkreis, die ihre Geschichten und Abenteuer immer gern besonders spektakulär nacherzählt und dabei zu manch einer Übertreibung neigt. Nach wie vor ungeschlagen in solchen Lügen-Eskapaden ist der Baron Münchhausen: Er ist sozusagen Dank seiner Geschichten selbst in die Geschichte eingegangen. Dieses Jahr, am 11. Mai, hat der Lügenbaron seinen 300. Geburtstag. Die verrückten Reisen mögen gelogen sein, doch den Baron gab es wirklich: Ein Deutscher namens Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der es durch seine unglaublichen Abenteuer zu internationalem Ruhm gebracht hat. Zu seiner wohl unglaublichsten Reise gehört jene zum Mond, als sich der Baron gerade in den Diensten des türkischen Sultans stand...

Die Mondreise

Weniger schön sind meine Erinnerungen an die Zeit, als ich in Diensten des türkischen Sultans stand. Denn der sah mich nicht gerne als Ehrenmann, sondern verpflichtete mich als seinen Diener. Jeden Morgen musste ich ausziehen, um seine Tiere auf die Weide zu treiben.

Nun, wären es Schafe oder Rinder gewesen, so hätte ich die Arbeit ja noch als sinnvoll angesehen. Ich aber war ein Bienenhüter, musste die fleißigen Honigsammler morgens aus dem Stock in die freie Natur führen und abends ins Bienenhaus zurück. Das war zwar keine schwere Arbeit, aber oft sehr ermüdend. Und manchmal sogar gefährlich! Eines Abends nämlich sah ich zwei Bären auf unsere Weide kommen. Ich wappnete mich mit meiner silbernen Axt, die mir der Sultan gegeben hatte für den Fall, dass ich einmal in Not geriete. Die beiden Bären kamen geradewegs auf mich zu. Wahrscheinlich war ihnen der Duft des köstlichen Honigs in die Nase gestiegen! Mit all meiner Kraft warf ich die Axt nun gegen die beiden Bären. Doch meine Waffe verfehlte sie. Trotzdem sputeten sich die Bären und machten sich schnell aus dem Staub.

Meine Axt aber war verschwunden. Erst bei genauerem Hinschauen entdeckte ich sie doch tatsächlich auf dem Mond! Das war kein schlecht Wurf, lieber Baron, dachte ich mir noch. Aber die Waffe musste wieder her - der Sultan wäre sonst wohl außer sich geraten. Raketen waren zu meiner Zeit noch nicht erfunden. Wie sollte ich also auf den Mond gelangen?

Da fiel es mir ein: Ich hatte schon einmal von den schnell wachsenden Bohnen der Türken gehört. Ich pflanzte eine in den fruchtbaren Boden ein und siehe da, mir nichts, dir nichts, wuchs eine stattliche Pflanze gen Himmel empor - so hoch, dass ihr Ende bis an den Rand der Mondsichel reichte. Im Klettern war ich schon immer besonders geschickt gewesen und so war es für mich überhaupt kein Problem, an dem Pflanzensproß empor zu klimmen. Ein wenig musste ich dann noch auf dem Mond nach meiner silbernen Axt suchen, aber schließlich fand ich sie wieder.

– Baron von Münchhausen –
(Text: www.labbe.de)