Wildkatzen im Thayatal

Ein Artikel von Michaela Tebaldi/Amt der NÖ Landesregierung | 07.04.2021 - 11:13
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Europäische Wildkatze © WildMedia/shutterstock

Lange Zeit galt die Wildkatze in Österreich als verschollen bzw. ausgestorben. Seit einigen Jahren wird das Tier aber wieder gesichtet, wenn auch selten. Anhand genetischer Nachweise und Fotofallen konnten Forscher die Existenz der Tiere immer wieder bestätigen.
Seit vergangenen Herbst konnte die Wildkatze sogar sehr regelmäßig im Raum des Nationalparks Thayatal gesehen werden. Die genetische Analysen der Haare sowie Fotos bestätigen das Vorkommen der Wildkatze in Niederösterreich.

Vom Thayatal in die Wachau

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Die Wildkatze lebt gerne versteckt © PhotocechCZ/shutterstock

Im Thayatal werden die Wildkatzen seit 2006 genau beobachtet. Mittels Baldrian-Lockstöcke sollten Wildkatzen angelockt und durch gentechnische Analysen ausgeforscht werden. Seitdem konnte sich das Forschungsteam im Thayatal, das im Rahmen des österreichisch-tschechischen INTERREG-Projektes zusammenarbeitet, immer wieder über Nachweise der Wildkatze freuen. 
In der Wachau entdeckte man 2013 die erste Wildkatze – einen Totfund. Auch in dieser Region konnte man das Tier regelmäßig nachweisen. Aktuelle Analysen der Haare deuten auf insgesamt 6 Wildkatzen hin, die in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis stehen dürften. Es handelt sich also um eine kleine Population.

Die Wachau liegt etwa 75 km vom Nationalpark Thayatal entfernt. Forscher wollten daher herausfinden, ob zwischen den beiden Wildkatzen-Vorkommen ein Zusammenhang besteht. Der Kärntner Wildbiologe Horst Leitner untersuchte dazu die Waldkorridore zwischen der Wachau und dem Thayatal:  „Die scheuen Katzen wandern gerne verborgen im Schutz der Wälder. Der Wald bietet ausreichend Versteckmöglichkeiten und es gibt genügend Bäume, auf die sie bei Gefahr flüchten können. Große offene Flächen meidet die Wildkatze, ebenso menschliche Siedlungen. Stark frequentierte Straßen stellen ebenso eine Barriere dar, wie breite Flüsse wie zum Beispiel die Donau. Die Daten wurden in ein Rechenmodell eingespeist und führten zur Ausweisung von Korridoren, die als ideale Wanderrouten für Tiere zu sehen sind. Hier stoßen sie auf den geringsten Raumwiderstand!“
Im Moment werden an fünf Standorten entlang der Waldkorridore im Waldviertel sowie an drei weiteren im Weinviertel Untersuchungen mit Lockstöcken durchgeführt. Mögliche Wanderbewegungen sollen auf diese Weise dokumentiert werden. Derzeit stehen hier die Nachweise allerdings noch aus.