Weihnachtsbräuche hier und anderswo

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 14.12.2021 - 11:35

Kletzenbrot und Glockenklang in Kärnten

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Kärntner Kletzenbrot © sasimoto/Shutterstock

Die Bauernburschen im Gegendtal zwischen Treffen und Afritz haben es nicht leicht, wenn sie an drei Donnerstagabenden im Advent mit viel Lärm und Glockenklang von Haus zu Haus ziehen, um den Bewohnern Gesundheit für das kommende Jahr zu wünschen. Es ist nämlich Sitte, die Klöckler nicht sofort hineinzulassen, sondern sie mit althergebrachten Sprüchen vor der Türe schmoren zu lassen. Sie müssen sich erst Einlass mit Versen und Gesängen erbitten. Dann aber wird ihnen von der Hausfrau eine herzhafte Klöckler-Jause serviert.
Im Lesachtal leben die Adventbräuche noch fort wie eh und je. Dort bäckt die Bäuerin noch das traditionelle Kletzenbrot, das mit Nüssen und getrockneten Früchten gefüllt wird, im Holzofen. In aller Frühe machen sich die Bauersleute in der Adventzeit zur Rorate auf. Sie stapfen durch den Schnee zur Basilika nach Maria Luggau, um in der Finsternis die Heilige Messe zu feiern.
Am Heiligen Abend ist das Essen traditionsgemäß eher karg: keine Oberkärntner Weihnacht ohne Dampfnudeln mit Honigschmalz oder die traditionellen Stockplattln, die man im Lesachtal am Heiligen Abend verzehrt. Das sind Schichten aus Teig, die mit getrockneten Schwarzbeeren gefüllt und mit Honigschmalz übergossen werden.

Griechische Kalanta

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Weihnachten auf griechisch © Bestravelvideo/Shutterstock

In Griechenland legt man besonderen Wert auf ein traditionelles Weihnachten. Am 24. Dezember ziehen die Kinder von Haus zu Haus, um singend die Geburt Christi anzukündigen, die Häuser zu segnen und den Anwohnern Glück zu bringen. Traditionell begleiten sie die griechischen Weihnachtslieder, sogenannte Kalanta, mit Trommeln, Triangeln und Glocken.
Besonders die orthodoxen Christen in Griechenland freuen sich auf die üppigen Leckereien zur Weihnachtszeit, denn der erste Weihnachtsfeiertag markiert für sie das Ende der 40-tägigen Fastenzeit. Üblicherweise gibt es dann ein großes Festessen für die ganze Familie. Eines der gängigsten Gerichte ist dabei der gefüllte Truthahn und Melomakarona, ein Gebäck aus Mandeln und Grieß.“
Geschenke gibt es in Griechenland erst in der Silvesternacht. Sie werden vom Heiligen Basilius überreicht. In dieser Nacht wird unter den Gästen auch die Vassilopita aufgeteilt. Das ist ein großer Hefefladen, in dem eine Münze eingebacken ist. Wer die Münze findet, hat im nächsten Jahr besonders viel Glück.

Slowenische Potica

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Spiralförmiges Nussgebäck Potica © Kremena Ruseva/Shutterstock

Was bei uns der Lebkuchen  oder der Weihnachtsstollen ist – nämlich beinahe unverzichtbar für die Weihnachtszeit –, sind der Germkuchen Potica und das traditionelle Weihnachtsbrot Poprtnik in Slowenien.
Bei der Potica kommt es in erster Linie auf die Füllung mit der typischen Spiralform: Der Klassiker ist mit Nüssen gefüllt, offiziell gibt es aber über 80 verschiedene Füllungen, darunter auch Mohn und Topfen oder herzhafte Varianten mit Frischkäse, Speck oder Estragon. Es heißt: Ein waschechter Slowene muss einmal im Leben den Triglav besteigen – oder eine Potica, die Nummer ein unter dem traditionelle Festtagsgebäck, backen. Die anspruchsvolle Zubereitung (mit dem idealen Verhältnis zwischen Teig und Füllung) wird traditionell von Müttern und Großmüttern an ihre Töchter und Enkelinnen weitergegeben.
Der Abschluss eines klassischen slowenischen Weihnachtsgerichtes, das beispielsweise aus Blut- oder Bratwurst mit Rösterdäpfeln, Schweinsbraten mit Sauerkraut oder Kapaunbraten (ein Kapaun ist ein kastrierter und gemästeter Hahn) besteht, ist das aufwendig mit Teigornamenten verzierte Weihnachtsbrot Poprtnik, ein Milchbrot, das auch zu Ostern auf den Festtagstisch kommt und bereits seit dem 17. Jh. in Slowenien Tradition hat. Es symbolisiert den Wunsch nach Gesundheit und Wohlstand im neuen Jahr. Üblicherweise wird es nicht allein genossen, sondern in Suppe getunkt.

Befana in Sardinien

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Auf Sardinien gibt es Spanferkel © Rituz/Shutterstock

Sa Paschixedda, das kleine Osterfest – so nennen die Sarden Weihnachten. Denn für sie, als katholische Nation, ist Ostern das höchste kirchliche Fest im Jahr. Reichhaltige Speisen gibt es auf Sardinien aber trotzdem. Die berühmteste von allen ist wohl der Panettone. Laut Pierluigi Putzu wird diese Spezialität traditionell mit Spumante genossen.
Gerne wird auch Agnello (Lamm), Maialetto (sardisches Spanferkel), Capretto (Zicklein) oder Fisch serviert. Verschiedene Gemüsebeilagen und feine sardische Weine wie der Vermentino oder Cannonau ergänzen das Festmahl.
Die Geschenke bringt traditionell die Befana am Dreikönigstag. Befana ist eine alte, gruselige Hexe. Der Legende nach hatten die Heiligen Drei Könige ihr angeboten, mit zu Jesus‘ Geburtsstätte zu kommen. Befana hatte das Angebot abgelehnt, sich es dann aber anders überlegt und suchte auf ihrem Besen nach den Heiligen Drei Königen. Gefunden hat sie weder die Könige, noch das Christkind, weshalb sie seitdem jedes Jahr wieder am Dreikönigstag auf die Suche geht. Dabei verteilt sie Süßigkeiten in den Schuhen der Kinder, in der Hoffnung, eines davon sei Jesus Christus.
In den vergangenen Jahren hält auf Sardinien aber auch immer mehr das moderne Weihnachtsfest Einzug, bei dem die Kinder am 25. Dezember ihre Geschenke auspacken dürfen. Diese werden von Babbo Natale (dt. Vater Weihnachten) gebracht, der dem Weihnachtsmann ähnlich ist.

Mallorchinischer Turrón

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Süßes Turrón aus Mallorca © Bartosz Luczak/Shutterstock

Zur La Noche Buena, dem Heiligen Abend, lassen es die Mallorquiner ganz gemütlich angehen. Sie trinken heiße Schokolade und essen dazu Ensaïmades, ein typisch mallorquinisches Schmalzgebäck in Schneckenform, das es schon seit dem 17. Jh. gibt.
Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es auch auf Mallorca ein großes Festessen mit vielen verschiedenen Gerichten. Beliebt sind vor allem Spanferkel und Sobrasada, eine luftgetrocknete, rohe Streichwurst. Oft sogar in Kombination. Dann wird das Spanferkel mit der Sobrasada gefüllt.
Geschenke gibt es an Weihnachten traditionell nicht. Die Kinder auf Mallorca müssen sich bis zum 6. Jänner gedulden, denn dann bringen die Heiligen Drei Könige ihre Gaben. Dafür dürfen sie sich in der Weihnachtszeit über Turrón freuen. Diese werden aus Eiklar, Zucker, Honig und Mandeln hergestellt und sind mit dem türkischen Honig vergleichbar.

Blutwurst und Maniok Pudding auf den Seychellen

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Knusprige Blutwurst auf den Seychellen © funkyfrogstock/Shutterstock

Weihnachten feiert man auch in fernen Ländern und auf kleinen Inseln, wie den Seychellen. Traditionell beginnen die Feierlichkeiten dort am frühen Morgen des 24. Dezembers mit der Schlachtung eines Schweins.Die Familien haben das Tier das ganze Jahr über gefüttert, damit es besonders fett wird.
Aus dem Schwein stellen die Familien dann Blutwurst her, braten die Haut knusprig. Ein deftiger Schweinsbraten oder Koteletts dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Knochen und Füße des Schweins finden auf den Seychellen ebenfalls Verwendung. Aus ihnen wird eine kräftige Suppe hergestellt, welche die Seychelloise am 26. Dezember genießen, um die Feierlichkeiten ausklingen zu lassen. In der Suppe sind üblicherweise auch Karotten, Kürbis, Reis und Linsen.
In manchen Familien gibt es an Weihnachten auch Currys mit Hühnchen oder Tintenfisch in Kokosmilch. Beliebte Vorspeisen sind Papaya Chutney oder Palmherzen Salat. Die Küche ist sehr vielfältig und vereint die Einflüsse von zahlreichen Kulturen. Kinder freuen sich vor allem auf die leckeren Süßspeisen wie Maniok Pudding oder kreolischen Kuchen mit Papaya Marmelade und Muskatnuss. Auf die Geschenke müssen sie allerdings nicht sehr lange warten, die gibt es am 25. Dezember vom Weihnachtsmann.