Der Fluch des Pharaos – Tatsache oder Ammenmärchen?

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 07.11.2022 - 11:18
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Die Grabstätte des Tutanchamun wurde vor genau 100 Jahren geöffnet © marco_tb/Shutterstock

Es war der 4. November 1922, als Howard Carter, ein britischer Ägyptologe, eine verschüttete Treppe im Tal der Könige entdeckte. Wie sich wenig später herausstellen sollte, handelte es sich dabei um den oberirdischen Zugang zum Grab des Pharaos Tutanchamun. Der wohl berühmteste aller Pharaonen regierte das altägyptische Reich wahrscheinlich von 1332 bis 1323 v. Chr. 
Kurz nach der Entdeckung des Grabmales beginnt allerdings eine mysteriöse Todesserie. Mehr als 30 Menschen, die in Beziehung zum Grab des Tutanchamun standen, sterben. Ein Zufall? Manche legen die Todesfälle als Rache des Pharaos für die Entweihung deiner letzten Ruhestätte aus. Andere vermuten Gift oder Bakterien als Todesursache. Was hat es mit dem "Fluch des Pharaos" wirklich auf sich?

Vor genau 100 Jahren wurde der Sarkophag geöffnet

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Ist der Zorn des Pharaos für die mysteriösen Todesfälle verantwortlich? © leoks/Shutterstock

Den Auftrag für die Ausgrabungsarbeiten hatte Carter vom britischen Aristokraten George Herbert, dem 5. Earl of Carnarvon, bekommen. Daher wurde das Eintreffen des Aristokraten abgewartet, um die mit Geröll verschüttete Treppe und damit das Grab des Pharaos freizulegen. Am 25. November war es soweit – man begann Stein für Stein, den Zugang freizuschaufeln. Es dauerte noch 4 weitere Tage, bis man das eigentliche Grab öffnen konnte. Am 29. November konnten die ersten Menschen einen Blick in den reich verzierten Quarzit-Sarkophag Tutanchamuns werfen. Das Grabmal war im Gegensatz zu vielen anderen Fundorten nicht geplündert und besonders reich an aller Art von Schätzen. Die sensationelle Nachricht samt der Fotografien verbreitete sich per Laufbote und wurden als erstes in der Londoner Times abgedruckt. Der Fund machte schnell die Runde um den ganzen Globus

Gift, Radioaktivität oder doch der Zorn des Pharaos?

Nur zwei Monate nach der Öffnung des Grabes stirbt George Herbert im Alter von nur 57 Jahren an einer Lungenentzündung. Er gilt als erstes Opfer einer darauf folgenden Todesserie von mehr als 30 Fällen. Jedes der Opfer hatte mit der Grabstätte zu tun. Viele starben an einer Lungenerkrankung. Man kann sich die Todesserie nicht wirklich erklären, doch der Zeitgeist der 1920er Jahre ist geprägt von Esoterik, man ist allem Okkultem, Übernatürlichem und Zaubergeschichten zugetan. Die Spekulationen rund um die Todesfälle fallen daher auf fruchtbaren Boden.

• Manche gehen davon aus, dass die Störung der Grabruhe den Zorn des Pharaos geweckt hat. 

• Die ganze Welt rätselt, auch Sherlock Holmes-Autor Sir Arthur Conan Doyle hat eine Theorie zu den Geschehnissen: er vermutet böse Geisterwesen als Urheber der mysteriösen Tode. Er ist außerdem davon überzeugt, dass die ägyptischen Mumien "verheerende Strahlen" aussenden würden. Damit ist er nicht alleine. Der Atomphysiker Louis Bulgarini vermutet 1949 auch radioaktive Strahlung als mögliche Ursache. Sie alten Ägypter hätten die Strahlung einst zum Schutz der Pharaonengräber eingesetzt.

Schimmelpilze sind eine weitere Theorie, die 1962 von Ezzeddin Taha von der Universität in Kairo vertreten wird. Die todbringenden Sporen sollen bei der Beisetzung verstreut worden sein, um spätere Plünderer zu bestrafen. 

Tödliche Bakterien, altägyptische Gifte, Rauschmittel oder giftige Farben werden ebenfalls als mögliche Ursachen genannt. Auch ein unbekanntes, von ägyptischen Priestern hergestelltes "Sicherungsmittel" für Gräber und deren Mumien ist im Gespräch. Wer eine Grabbeigabe ergattern konnte, auf den wartete in Folge der Tod. 

Was nun wirklich dran ist an der Todesserie, konnte bis heute nicht geklärt werden. Der Fluch des Pharaos geistert weiter durch die Welt und fand in Literatur und Film Niederschlag. Es ist auf jeden Fall ratsam, der Grabstätte mit einer großen Portion Respekt zu begegnen.