Bauernorchidee – gefürchteter Einwanderer

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 22.05.2023 - 11:05
shutterstock_1490260889.jpg

Die Blüten erinnern an Orchideen und locken Bienen an. Heimische Pflanzen werden aber schnell durch den dominanten Einwanderer verdrängt © Flower_Garden/Shutterstock

Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), auch Bauernorchidee genannt, wurde 1839 von einem Botaniker aus dem westlichen Himalajagebirge nach England gebracht. Weil sie hübsch blüht und unkompliziert in der Kultur ist, wurde sie in Europa rasch in vielen Gärten angepflanzt. 

Enormer Ausbreitungsdrang

shutterstock_1490260889.jpg

Die Blüten erinnern an Orchideen und locken Bienen an. Heimische Pflanzen werden aber schnell durch den dominanten Einwanderer verdrängt © Flower_Garden/Shutterstock

Erst seit auch Imker das Springkraut als nektarreiche Futterpflanze entdeckten und größere Flächen damit bebauten, ist die Pflanze nicht mehr im Zaum zu halten. Bereits wenige Jahre nach der Einführung in England waren erste wild vorkommende Pflanzen zu beobachten. Dreißig Jahre später konnten bereits Verwilderungen in Frankreich und an der Nordseeküste festgestellt werden. Heute ist das Springkraut nahezu auf dem gesamten europäischen Kontinent verbreitet. Unglaubliche 4.000 Samenkörner bildet eine einzige Pflanze, die wegen ihrem Ausbreitungsdrang auf feucht-nassen Böden und damit in Gewässernähe kaum noch zu bremsen ist.

Naturschützern ist sie ein besonderer Dorn im Auge, denn der Einwanderer nimmt bei seinem „Feldzug“ entlang von Bächen, Flüssen und Seeufern keine Rücksicht auf die heimische Pflanzenwelt und überwuchert bzw. unterdrückt diese. Während viele heimische Stauden in Ufernähe mit ihren mehrjährigen Wurzeln den Boden vor Erosion schützen, ist das Springkraut für den Uferschutz nicht zu gebrauchen. Mit dem ersten Frost stirbt die Pflanze und damit sterben auch die Halt gebenden Wurzeln ab. Die Samen überdauern im Boden und werden nicht nur durch das Wasser verbreitet, sondern auch durch einen speziellen Schleudermechanismus beim Aufplatzen der reifen Samenschoten bis zu 7 m weit weggeschleudert. Der Ausbreitungsdrang beträgt damit beachtliche 3 bis 5 km pro Jahr!

Noch mehr gefürchtete Einwanderer

shutterstock_1035623794.jpg

Um Ragweed sollten Sie besser einen großen Bogen machen. Es kann Allergien auslösen © Elizaveta Galitckaia/Shutterstock

In Österreich befindet sich das Drüsige Springkraut in bester Gesellschaft mit etwa 400 weiteren fremden Pflanzenarten, die hierzulande Fuß fassen konnten. Unter „Neue Pflanzen“, vom Fachmann „Neophyten“ genannt, werden all jene zusammengefasst, denen es seit 1492 gelang, einzuwandern und sich eigenständig weiter zu vermehren. Sie zeichnen sich jedoch meist durch besondere Wuchs- und Vermehrungseigenschaften aus, die für die heimische Tier- und Pflanzenwelt bedrohlich sein können. 

Der Japan-Knöterich (Fallopia japonica) kreuzt sich gerne mit dem ebenfalls aus Asien eingewanderten Sachalin-Knöterich. Diese Hybride, der sogenannte Böhmische Knöterich, ist noch wuchsfreudiger als seine Eltern und, wo er sich erst einmal angesiedelt hat, kaum noch zu bekämpfen.

Im Volksmund heißt die Robinie (Robinia pseudoacacia) auch Falsche Akazie. Sie fühlt sich auf trockenen Brachflächen rasch zu Hause und vermehrt sich nicht nur durch Samen, sondern auch durch Wurzelausläufer, sodass sich rasch dichte Bestände bilden können.

Ragweed oder Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist wegen seiner allergenen Pollen gefürchtet und kann auch bei Nicht-Allergikern Reaktionen verursachen.

Auch die Goldrute (Solidago canadensis) wächst überall dort, wo es offene, trockene Böden und viel Licht gibt – etwa entlang von Bahnschienen und an Straßenböschungen.