Schloss Belvedere feiert Jubiläum

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 16.05.2023 - 10:07
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Das Obere Belvedere – der ehemalige Sommersitz von Prinz Eugen © ecstk22/Shutterstock

Wenn man von Schloss Belvedere spricht, meint man damit ein ganzes Ensemble aus Gebäuden und Gärten – bestehend aus Oberem und Unterem Belvedere, die durch einen weitläufigen Garten miteinander verbunden sind. Die Anlage diente als Kulisse höfischer Feste, zeitweise als königliche Residenz, aber auch als Schauplatz der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags 1955. In einer umfangreichen Ausstellung wird die Geschichte des Wiener Belvederes mit seiner wechselhaften Nutzung genau beleuchtet.

Vom Sommerschlos zur Gemäldegalerie

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Blick über die Gärten und das Untere Belvedere © vvoe/Shutterstock

Auftraggeber für das einzigartige Ensemble war der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen. Er engagierte den damals bekanntesten Barockarchitekten, Johann Lucas von Hildebrandt, mit der Planung eines Sommersitzes. 1712 fiel mit dem Bau des Unteren Belvedere der Startschuss. 5 Jahre später begann auch die Errichtung des Oberen Belvederes. Die Gestaltung der barocken Gartenanlage wurde dem französischen Gartenarchitekten Dominique Girard übertragen, der davor schon bei der Gestaltung der Gärten von Schloss Versailles mitgewirkt hatte. 1723, genau vor 300 Jahren, wurde das Obere Belvedere fertiggestellt.
Nach dem Tod von Prinz Eugen war es keine geringere als Kaiserin Maria Theresia, die das gesamte Areal erwarb. Sie veranlasste, dass im Oberen Belvedere ein Ausstellungsplatz für die kaiserliche Gemäldegalerie eingerichtet wurde, die auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Damit wurde 1777 eines der ersten öffentlichen Museen eröffnet. Gut 100 Jahre später übersiedeln die kaiserlichen Sammlungen dann in das neu errichtete Kunsthistorische Museum. Das Obere Belvedere wird 1896 zur Residenz des Thronfolgers Franz Ferdinand.
Ab dem Beginn des 20. Jh. wird zuerst das Untere, später auch das Obere Belvedere wieder museal genutzt. Die Museen werden erweitert und beherbergen die Österreichische Staatsgalerie, die einen Querschnitt des österreichischen Kunstschaffens vom Mittelalter bis zur Gegenwart geben soll. 
Während des 2. Weltkriegs wurden Teile der Anlage schwer beschädigt, ab dem Jahr 1945 aber wieder aufgebaut und renoviert. Am 15. Mai 1955 ist das Obere Belvedere schließlich Schauplatz eines ganz bedeutendes Moments in der österreichischen Geschichte: Der Staatsvertrags wird von Vertretern der alliierten Besatzungsmächte USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sowie der österreichischen Bundesregierung unterzeichnet. Vom Balkon des Schlosses aus sprach Außenminister Figl die berühmten Worte: „Österreich ist frei! “ 
Heute umfasst die Anlage neben dem Oberen und Unteren Belvedere und den Gärten auch noch das "Belvedere 21". Dabei handelt es sich um einen Pavillon, der für die Weltausstellung 1958 in Brüssel konzipiert worden ist und 2002 in die Österreichische Galerie eingegliedert wurde.