Das Römergrab im Wienerwald

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 26.01.2015 - 10:40
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Das römische Hügelgrab nahe Pressbaum/NÖ kann heute noch besucht werden © Gerald Stiptschitsch

Dass die Gegend um Pressbaum wahrscheinlich bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war, zeigen verschiedene Fundstücke. Im Altertum gehörte das Gebiet zum keltischen Königreich Noricum, nach dessen Eingliederung ins Römische Reich zur Provinz Noricum und in weiterer Folge zur Provinz Pannonia.

Ein mächtiges Hügelgrab in Au am Kracking, das sogenannte „Römergrab“, das aus dem 1. oder 2. Jh. stammt, belegt dies ebenfalls. Das im Durchmesser 16 m große Grab wurde Ende der 1920er-Jahre archäologisch untersucht. Die Innenwände waren früher mit Pflanzenornamenten bemalt. Leider wurde es, wie viele andere Gräber auch, in alter Zeit ausgeraubt.

Ruhestand der Soldaten

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Die steinerne Hinweistafel informiert über den Aufbau des Hügelgrabs und die Konsruktionsweise © Gerald Stiptschitsch

In dieser Zeit war der Teil des Wienerwaldes Rückzugsgebiet für die ursprünglich kelto-illyrische Bevölkerung aber auch Neusiedlungsgebiet für altgediente römische Soldaten. Antiken Quellen zufolge ließen sich viele römische Soldaten nach ihrer 20-jährigen Dienstzeit in Pannonien und Noricum nieder. Sie erhielten neben dem Ehrenabschied eine Landzuweisung von etwa 50 ha, mussten aber dem Imperium noch weitere 5 Jahre als Reservisten zur Verfügung stehen. Rund um die Militärlager entstanden so mit der Zeit Kleinsiedlungen. Im Wienerwald bestanden diese meist aus Blockhäusern mit Steinunterbauten.

Eine bäuerliche Bevölkerungsschicht etablierte sich, die sich um die Versorgung der Legionäre und Hilfstruppen kümmerte. Einige Hügelgräber bezeugen die einstige Besiedelung – zumindest bis zu jener Zeit, als sich die Bestattungssitten änderten und die Verstorbenen eingeäschert wurden. Ein weiteres Grab in der Nähe wurde im Zuge des Straßenbaus der Straße von Rekawinkel nach Kogl entdeckt, leider jedoch durch die Bauarbeiten zerstört.

Gemütlicher Waldweg

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Im hinteren Bereich der Steinkammer befand sich ursprünglich die Urne mit Grabbeigaben © Gerald Stiptschitsch

Um zu dem frei zugänglichen Grab zu gelangen, parken wir mit dem Auto am besten beim Gasthof Fink in der Ortschaft In der Au. Von hier geht der Weg etwa 5 Minuten die Straße (rote Markierung) hinauf, bis rechts in einer Kurve eine Forststraße kommt. Hier folgen wir der roten Markierung weiter, bis etwa 10 Minuten später eine Abzweigung nach rechts folgt und die Markierung in blau wechselt. Hier den Weg eben etwa 20 Minuten weitergehen, bis wir direkt zum Römergrab gelangen.

Es ist schon von weiter weg erkennbar, da sich im Wald ein Hügel auftut, der dicht mit Nadelgehölze bewachsen ist. Beim Grab kommen übrigens drei Bäche zusammen, wobei man davon ausgehen kann, dass die geologischen Besonderheiten bei der Grabanlage miteinbezogen wurden.

Für den Rückweg queren wir den Bach rechts und folgen dem unmarkierten Weg hinauf, der uns geradeaus weiter nach etwa 10 Minuten zu einer Forststraße führt, die wir passieren und den Weg weiter bergauf gehen, bis ein schmaler Querweg mit blauer Markierung auftaucht. Die Route folgt nun rechts dem breiten Kamm entlang, die in eine grüne Markierung mündet. Über diese glangen wir schließlich zum Ausgangspunkt zurück.

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Am Vorplatz stehen noch alte Grenzsteine aus dem 17. Jh. © Gerald Stiptschitsch

Info

Beim Weg zum Römergrab handelt es sich nur um einen schmalen Pfad, der kaum begangen wird. Im Winter empfiehlt sich deshalb das Grab nur dann aufzusuchen, wenn kein oder nur wenig Schnee liegt

Anfahrt: Von Pressbaum Richtung Rauchengern und In der Au.

Eintritt: Das Grab ist frei zugänglich und abgelegen. Ein kleines Gittertor schützt die Grabkammer vor Vandalismus.

Weiterführende Literatur: Geheimnisvoller Wienerwald, Wolfgang Kalchhauser, € 9,80, ISBN 978-3-7083-0065-8