Ruine Schauenstein: Ausblick ins Kamptal

Ein Artikel von Christiane Bartal | 29.11.2019 - 19:22
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© Christiane Bartal

Vom Parkplatz in der Ortschaft Krug, einem beschaulichen Nachbarort von Neupölla im Herzen des Waldviertels, liegt die jederzeit frei zugängliche Ruine Schauenstein nur 20 gemütlichen Gehminuten (1 km) entfernt. Bevor Sie jedoch losmarschieren, besorgen Sie sich unbedingt den Schlüssel für den Bergfried!

Wie ein Schild am Parkplatz verrät, kann der Schlüssel im gelben Haus (Krug Nr. 29) neben dem Parkplatz oder im Haus Nr. 18 (neben der Kapelle) ausgeborgt werden. Ein kurzer Anruf genügt (die Handynummer ist am Schild vor Ort angeführt), und Sie werden – wenn die Hausherren und -frauen gerade nicht daheim sind – zum Schlüssel-Versteck gelotst. Im Gegenzug ist eine kleine Spende für den Verein „Rettet Schauenstein“, der sich der Erhaltung der Burgruine verschrieben hat, natürlich sehr willkommen. Dann kann das Abenteuer auch schon beginnen!

Bollwerk gegen die Böhmen

Die Häuser hinter sich gelassen, vorbei an Feldern, über eine Wiese und durch ein Waldstück ist das alte Gemäuer schon nach einer kurzen Wanderung erreicht. Die Ruine liegt mitten im Wald hoch über dem Kamp auf einem steil abfallenden Ausläufer des Buchbergs (611 m). Durch das gotische Haupttor und die Torhalle, über der sich einst die romanische Burgkapelle befand, betritt man die Burganlage. Ursprünglich lag der Haupteingang an der gegenüberliegenden Seite der Anlage und wurde erst im 15. Jh. an die Südseite verlegt.

Die Burg stammt zu großen Teilen aus dem 12. Jh. Von den Babenbergern errichtet, diente sie im Mittelalter als Bollwerk gegen die Böhmen. Schauenstein war dabei nur ein Teil der Burgenkette, die von der Burg Lichtenfels am Kampsee Ottenstein bis nach Rosenburg reichte. Deutlich ist u. a. noch Treppenturm zu erkennen. Eindrucksvoll sind auch die präzise ausgeformten Tonnengewölbe. Generell wirken die Gemäuer – zumindest jene, die den Zerstörungen im Zuge des 30-jährigen Kriegs (1618–1648) standgehalten haben – gut in Schuss, sicherlich auch dank der liebevollen Restaurierung Ende der 1980er Jahre.

Der Bergfried als Aussichtsturm

Vom Söller aus bietet sich ein schöner Blick in das in diesem Abschnitt völlig naturbelassene Kamptal. Glücklicherweise wurden die Pläne Anfang der 1980er Jahre, den Kamp auch hier aufzustauen und in Steinegg und Altenburg Staumauern und ein Wasserkraftwerk zu errichten, nie verwirklicht, sodass der Kamp seine Wildromantik – mit der Schleife am Fuß des Buchberges – bis heute bewahren konnte. Noch beeindruckender ist jedoch das Panorama vom Bergfried aus, der zu einer Aussichtswarte ausgebaut wurde. Um in den versperrten Turm zu gelangen, benötigen Sie nun den zuvor ausgeborgten Schlüssel.

Von außen fällt die fünfeckige Form des um 1250 errichteten Bergfrieds auf. Fünfecktürme wie dieser hatten wehrtechnisch den Vorteil, dass Wurfgeschosse an den zur Angriffsseite schräg stehenden Flanken leichter abgleiten konnten und weniger Schäden verursachten.

Tipp: Schauenstein-Rundwanderweg

Der Besuch der Burgruine lässt sich wunderbar mit einer Rundwanderung entlang des bestens ausgeschilderten Schauensteinweges verbinden. Dieser verläuft am Kamp entlang, durch Wegscheid am Kamp mit der Ortskapelle Maria Krönung, über Altpölla mit der historisch bedeutenden Pfarrkirche und retour zum Parkplatz in Krug.

Start: wahlweise in Krug, Altpölla oder Wegscheid am Kamp
Weglänge: 11 km
Gehzeit: 3 Stunden, 30 Minuten
Einkehrmöglichkeit: Gasthof Speneder in Altpölla

Die Route zur Wanderung finden Sie auf outdooractive.com.