Güssing: St. Jakob – eine mittelalterliche Wehrkirche

Ein Artikel von Stadtgemeinde Güssing | 24.09.2013 - 16:40
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Die kleine Pfarrkirche St. Jakob liegt malerisch auf dem Osthang unterhalb des Burgfelsens von Güssing auf einer künstlich geebneten Kuppe © Gerald Stiptschitsch

Das Plateau liegt orts- und bergabwärts 3-5 m über dem Terrain der Umgebung. Die Ostseite fällt sehr steil 15-20 m tief ab.
Der Bau ist, abgesehen von der Sakristei, 12 mal 8 m groß. Er wurde um 1200 aus Ziegeln und Steinquadern errichtet. Das romanische Portal sowie die romanischen Schlitzfenster verbinden sich innen mit mächtigen, gedrungenen Pfeilern in zwei Etagen übereinander zu einem beeindruckenden Kirchenbaukleinod aus dem Mittelalter. Die Jakobskirche ist somit eine der seltenen Kirchen des Burgenlandes, in der noch der überwiegende Architekturbestand aus der romanischen Stilepoche vorherrscht.

War die Jakobskirche eine „Fluchtburg“?
Die beherrschende Höhenlage gegenüber dem viel höheren Burgfelsen, der Halsgraben, die sturmfreie Ostseite, das sichtlich künstlich eingeebnete Hochplateau mit den deutlich ausgeprägten Rändern, weisen deutlich auf die Wehrfunktion dieser Kirchenanlage hin. Diese Anlage ist also schon vor jener Zeit entstanden, als die Siedlung Güssing am Fuße der Burgberges zu einer Stadt aufstieg, also vor dem 14. Jh., denn dann hätte man die Kirche innerhalb der damals bereits bestehenden Stadtmauern errichtet.

Die eingemauerten Krüge
Karl Lukan berichtet, dass bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 1962-64 in der Apsis „eingemauerte Krüge zum Vorschein“ kamen, welche, so steht es in der Kirchenbeschreibung zu lesen, „vermutlich einer besseren Akustik im Kirchenraum dienen sollten“. In einer so kleinen Kirche wie der Jakobskirche ist dies aber wirklich nicht notwendig und daher kommt er zu einem anderen Schluss. Aus der Geomantik (Lehre von den Kräften in der Erde) ergab sich, dass die alten Bauleute ihre Kirchen fast immer an energiestarken Plätzen errichteten. Es gibt aber nicht nur positive, sondern auch negative Energien, und diese liegen oft nahe beieinander. Das Negative muss daher abgeschirmt werden und Lukan nimmt an, dass die Krüge hier dieselbe Funktion innehatten wie anderenorts eingemauerte Glasflaschen oder Quarzsteine. Die negative Strahlung, die außerhalb der Kirchenmauer noch deutlich festzustellen sei, werde jedenfalls umgepolt und das Innere der Jakobskirche sei somit ein „guter Platz“.