Die romanische Burgkapelle von Hohensalzburg

Ein Artikel von Festung Hohensalzburg/Redaktion | 06.11.2013 - 09:25

Um 1077 wurde gemäß historischen Quellen auf dem steilen Felsrücken über Salzburg von Erzbischof Gebhard die mittelalterliche Burg von Hohensalzburg gegründet. Politischer Hintergrund war ein harter Streit zwischen Papst und Kaiser, der einen sicheren Rückzugsort für den Erzbischof, einen Parteigänger des Papstes, erforderlich machte. In der Folge dürfte auch diese Burgkapelle entstanden sein, von der nur einzelne Bauteile erhalten blieben. Schon zu Beginn war diese Kapelle durch bunte Fresken kostbar ausgemalt.

In der 1. Hälfte des 12. Jahrhundert übernahm Konrad I. von Abensberg das Erzbistum. Ihm sind zahlreiche Großausbauten an Städten, Klöstern, Kirchen und Burgen zu verdanken: Zeitgenossen betonten seinen Ehrgeiz und seine Prunksucht. Auf der Salzburger Hauptfestung Hohensalzburg ließ er den zentralen Saalbau und die weitläufige Ringmauer neu anlegen und siedelte hier einen eigenen Hofstaat an.

Die Burgkapelle wurde umgestaltet und mit wertvollen Säulen, Stuckauflagen und einer neuen Freskenausstattung modernisiert, sie stellte nun einen glanzvollen Höhepunkt hochmittelalterlicher Monumentalkunst im Ostalpenraum dar. Bereits in der Gotik wurden die Malereien übertüncht, um 1500 brach man die Kapelle weitgehend ab.

Von der einstigen Burgkapelle haben sich wesentliche Teile im Westen und Osten erhalten, die eine relativ gute Rekonstruktion ermöglichen. Demnach gab einen rechteckigen Hauptraum mit den exakten Proportionen von 3:4: Im Westen war eine Empore für den Erzbischof eingestellt, sie konnte durch einen eigenen Hocheingang direkt von der Kernburg aus erreicht werden.

Die Emporenwand war durch Säulenarkaden und eine mit Stuck reliefierte Brüstung reich profiliert. Im Osten gab es wohl eine geräumigen quadratischen Altarraum der in traditioneller Art zum Sonnenaufgang ausgerichtet war. Den oberen Abschluss bildete üblicher Weise eine bunt bemalte flache Holzdecke.

Der gesamte Raum war durch wertvolle Fresken geschmückt, von denen sich Teile des Sockels an der Nordwand sowie am südlichen Pfeiler der Empore erhalten haben. Zahlreiche Fragmente konnten im Schutt geborgen und teilweise wieder zusammengesetzt werden. Einige Bruchstücke von Stuck deuten auf kunstvoll gestaltete Fenstergitter, hinter denen wohl bunte Glasscheiben den Raum farbenfroh und mystisch erleuchteten.

Die Baugestalt der Burgkapelle lässt sich durch den frühen Abbruch nur durch wenige historische Ansichten nachvollziehen, demnach bestand sie aus einem hohen Hauptgebäude mit Satteldacht, dem ein kleinerer Ostbau ähnlicher Form angeschlossen war. Im Westen führte ein erhöhter Gang zum Emporenportal.
Die Kapelle thronte ursprünglich zentral in einer 150 m langen Schaufront der Burg hoch über der Stadt und damit für Jedermann hervorragend sichtbar. Im Burghof war sie so situiert, dass der Sakralraum von der Hauptburg leicht betreten werden konnte und die Empore des Erzbischofs direkt von der Kernburg zu erreichen war.

Die Freskenfunde
Die Wände der ehemaligen Burgkapelle waren durch mehrere Putz- und Malebenen beschichtet, die sich an einigen Stellen vor Ort bzw. an den archäologisch geborgenen Fragmenten erhalten haben. Demnach gab es zwei romanische Ausstattungsphasen mit bunter Monumentalmalerei, weiteres eine frühgotische mit geometrischen Motiven sowie eine späte mit einfacher Quaderung.

Älteste Fresken
An zahlreichen Bruchstücken der hochromanischen Malerei sind darunter Reste einer älteren Freskierung zu erkennen, die nur teilweisen frei einsehbar ist. Offenbar handelte es sich um eine vollständige Raumausmalung mit großformatigen Figuren und bunten Ornamentfeldern.

Der Kachelofen
Glanzstück der Goldenen Stube ist der neben der Tür stehende bunt glasierte Kachelofen. Der in drei Teile gegliederte Ofen zeigt im Unterbau übereinander vier Reihen Kacheln mit Phantasieblüten und Früchten. Die Darstellung der zum Teil an Ananas erinnernden exotischen Früchte steht in Verbindung mit dem Entdeckungsreisen Europäischer Seefahrer im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert.

Im Mittelbau sehen wir ganz links in der ersten großen Reliefkachel das Rüben-Wappen Erzbischof Leonard von Keutschachs zusammen mit dem Wappen Salzburgs. Auch religiöse Darstellungen zieren diesen Ofen. So zeigt weiter rechts die große Eckkachel eine Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige.

Den abschließenden Teil des Ofens bilden zwei Reihen mit kleineren Kacheln, die unter anderem Erzbischof Leonhard von Keutschach, Kaiser Maximilian den Ersten mit dem Reichswappen, die Verkündigung und die Heilige Barbara zeigen.

Die goldene Stube
Der am prunkvollsten ausgestattet Raum innerhalb der Fürstenzimmer ist die Goldene Stube. An den Längswänden laufen Sitzbänke entlang, reich dekoriert mit Weinraken, Trauben, Blättern und Tieren. Einstmals waren die Bänke mit Stoff oder Lederauflagen versehen, aber diese haben die Zeit ebenso wenig überdauert wie die goldgeprägten Ledertapeten, welche die untere Wandpartie schmückten.

Das Schlafzimmer
Das Schlafzimmer, als der privateste Raum der Fürstenzimmer hat wie alle Zimmer im Laufe der Zeit durch neue Moden seine ursprüngliche Ausstattung an Möbeln und wertvollen Textilien wie Tapeten, etc. verloren. Durch die aufwändige Wandvertäfelung, die der Isolierung gegen die Kälte diente, kann man den damaligen Prunk nachempfinden.
Die Felder der Holzwand sind im oberen Teil durch vergoldete Knöpfe und Rosetten geschmückt, der untere heute kahle Bereich dürfte mit Leder- oder Samttapeten beklebt gewesen sein.

Hinter der Tür versteckt sich eine Toilette – vielmehr ein Plumpsklo, aber für die damalige Zeit eine äußerst fortschrittliche Anlage, die von allen Stockwerken aus zugänglich war.

Die Küche im 16. und 17. Jahrhundert
Zentrum der Küche, als einem der wichtigsten Räume des Hauses, war die offene Feuerstelle mit Rauchabzug. Meist befand sich der Tischherd an einer Wand oder in einer Raumecke. Die wichtigsten Gerätschaften wie Rost, Bratenwender, und Hängekessel befanden sich nahe dem gemauerten Herd, die weiteren Küchenrequisiten am Ablagerand der Abzugshaube oder an Holzborden.

Die Stielpfannen, Kessel, Mörser, Handmühlen und Kugeltöpfe sowie Siebe, Bratspieße und Pfannknechte waren aus Eisen, Kupfer, Messing, und Bronze. Zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten und losem Getreide bediente man sich großer Vorratskrüge aus schwarzer Hafnerkeramik. Die Küchenfußböden sind mit Steinen, Marmorplatten oder Ziegeln gepflastert gewesen. Abwässer gelangten durch die Maueröffnung ins Freie.