Am „Internationalen Tag des Lichts“ erinnert die UNESCO an die Errungenschaften der Lichtwissenschaft, möchte aber auch Themen wie Energieverschwendung oder Vertrauen in die Wissenschaft in den Fokus... Mehr lesen ...
Dieser Männer-Kettentanz gehört zu den letzten vollständig überlieferten seiner Art in Mitteleuropa und gilt als lebendiges Symbol für die Gemeinschaft und Tradition der ehemaligen Bergknappen. Die Wurzeln dieses Tanzes reichen bis ins 15. Jh. zurück, die älteste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1608. In einer Zeit, als der Bergbau das wirtschaftliche Rückgrat der Region bildete, entwickelte sich der Reiftanz als Ausdruck kameradschaftlicher Verbundenheit und Zusammenhalt unter den Bergleuten. Die symbolisch verschlungenen Kreise veranschaulichen das gegenseitige Vertrauen, das im rauen Untertagebau überlebenswichtig war.
Am Trinitatissonntag versammelt sich die Gemeinschaft um die Pfarrkirche St. Nikolaus mit einer Festmesse um 11 Uhr. Anschließend folgt ein Marsch der Reiftänzer gemeinsam mit der Bergkapelle zum Festgelände, dem „Röst“, wo um 14 Uhr der Reiftanz beginnt. Zentrum der Aufführung ist die sogenannte Reiftanzbraut, ein junges Mädchen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren – Sinnbild für Frühling und Reinheit. Zwei weitere Rollen gehören zu dem Ensemble: der Hans Obermoar und der Schweifträger im bunten Kostüm, kunstvoll ausstaffiert und sinnbildlich für die Unterstützung im Bergbau.
Drei Melodien begleiten den Tanz, wobei die erste 108-mal (oder öfter, je nachdem, wie lange die Formationen dauern) gespielt wird – eine Tradition, die seit Jahrhunderten beibehalten wird. Der gesamte Tanz dauert mehr als eine Stunde und ist von komplexen Figuren geprägt: verschlungene Reihenschritte, Kreisbildungen und rituelle Posen spiegeln nicht nur tänzerisches Können, sondern ebenso die soziale Struktur der Knappengemeinschaft wider.
Das „Pritschen“: Brauch nach dem Tanz
Im Anschluss an den Tanz folgt das fröhliche Pritschen: Dabei verteilt Hans Obermoar drei kräftige Klatscher an die Festgäste, als Glücks-, Gesundheits- und Fruchtbarkeitsritual, das den kommenden drei Jahren Glück bringen soll. Traditionell wird danach in die gemeinschaftliche „Lumperbutte“ gespendet – eine symbolische Handlung der Zusammengehörigkeit. Am darauffolgenden Pritschmontag können Besucher selbst an dem Ritual teilnehmen – ein offener gemeinschaftlicher Abschluss des Festes und ein eigener gesetzlicher Gemeinde-Feiertag, der nur hier stattfindet.
Immaterielles Kulturerbe der UNESCO
Parallel zum Weltkulturerbe (materielle Denkmäler und Stätten) hat die UNESCO 2003 die Konvention zur Bewahrung des Immateriellen Kulturerbes ins Leben gerufen. Diese umfasst Rituale, Bräuche, Traditionen und Volkstänze – alles Dinge, die nur durch Fortbestand in der Gemeinschaft lebendig bleiben.
In Österreich existiert ein nationales Verzeichnis für immaterielles Kulturerbe, das seit der Ratifizierung 2009 aufgebaut wird. Darin finden sich mittlerweile über 160 Elemente, darunter Volkstanz, regionale Feste und Traditionen. Bekannte Beispiele, die bereits auf die repräsentative UNESCO-Liste gelangten, sind etwa das Imster Schemenlaufen (2012), der Blaudruck (2018) und das Wissen um die Lipizzanerzucht (2022). Der Hüttenberger Reiftanz wurde nun als potenzieller Kandidat für das Immaterielle Kulturerbe erkannt – Kärntner Brauchtumsexperten haben ihn auf einer Prioritätenliste vermerkt. Während das Kranzelreiten in Weitensfeld bereits 2016 ins nationale Verzeichnis aufgenommen wurde, wartet der Reiftanz noch auf eine offizielle Bewerbung.
Für die Nominierung müssen die Akteure ein Bewerbungsdossier einreichen, das das lebendige Element detailliert beschreibt, seine Bedeutung darlegt, fachliche Begutachtungen enthält sowie die aktive Teilnahme der Gemeinschaft nachweist.
Eine Aufnahme des Reiftanzes ins UNESCO-Verzeichnis würde nicht nur seine internationale Sichtbarkeit stärken, sondern auch lokal den Rückhalt und die Hilfe bei Bewahrungsprojekten fördern. Zudem kann ein solcher Titel Tourismus und regionale Identität stärken. Der Tanz erfüllt alle UNESCO-Kriterien: Er wird aktiv praktiziert und weitergegeben, er ist tief in Gemeinschaft und Umwelt verwurzelt, vermittelt Identität und Kontinuität und wird im Einklang mit Menschenrechten sowie nachhaltiger Entwicklung gepflegt.